Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft: Susanne Keil wirft Weltklasse-Weiten
Stuttgart/dpa. - An ihrer Halskette baumelt ein silberner Schmetterling, sie tritt auch schon mal im hautengen schwarz-roten Minikleid in den Ring und wiegt nur 67 Kilo: Wer Susanne Keil kennen lernt, wirft alle Vorurteile über Hammerwerferinnen über Bord. Die 25-Jährige von Eintracht Frankfurt peilt am Wochenende bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm die erfolgreiche Titelverteidigung an. Den Sprung in die Weltklasse hat sie bereits geschafft. «Ich habe in der internationalen Konkurrenz bestanden. Das gibt mir Selbstvertrauen und lässt für die Weltmeisterschaft hoffen», sagt Susanne Keil.
«Ich will die dicken Damen in den nächsten Jahren etwas ärgern», hatte sich die derzeit arbeitslose Verlagskauffrau nach ihrem zehnten Platz bei der EM in München vorgenommen. Das ist ihr gelungen. In der derzeitigen Weltbestenliste liegen nur die mit 75,20 m führende Französin Manuela Montebrun, Weltrekordlerin Mihaela Melinte (Rumänien) und die kubanische Weltmeisterin Yipsi Morena vor ihr. Bereits drei Mal hat Susanne Keil in dieser Saison den deutschen Rekord verbessert und am 8. Juni als erste Deutsche die 70-m-Marke mit 71,93 übertroffen.
In einer Wachstumsbranche wie das Hammerwerfen will die Dritte der Junioren-EM von 1997 «mit der Weiterentwicklung mithalten». Die nationale Konkurrenz macht ihr dabei ebenfalls Beine. Um die drei WM- Tickets für Paris (23. bis 31. August) kämpfen neben Susanne Keil noch ihre Vereinskolleginnen Kirsten Klose und Betty Heidler sowie Andrea Bunjes (SV Holtland). Alle vier haben bereits die WM-Norm von 67,50 m geworfen. In der Trainingsgruppe von Michael Deyhle kann Susanne Keil auch von Ex-Weltmeister Karsten Kobs profitieren. Obwohl sich das mit dem Anschauungsunterricht in Grenzen hält: «Der ist ein bisschen größer, breiter und stärker.»
Um die vier Kilo schwere Eisenkugel so weit zu schleudern, braucht Susanne Keil eine präzise Technik. Den mit Kraft ist sie nicht so reich gesegnet wie beispielsweise ihre Konkurrentin Montebrun mit 92 Kilo. So fordert Deyhle seinen Schützling schon mal auf, mehr zu essen. Vor vier Jahren war er allerdings ganz froh, dass Susanne Keil nicht die ganz große Wucht besitzt. «Da hab' ich meinen Trainer mit dem Hammer getroffen. War aber nicht so schlimm, er hatte nur eine Platzwunde. Andere, die von einem Hammerwerfer getroffen wurden, sind tot.»
