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Dessau soll Fredenbeck müde spielen

Von Steffen Brachert 07.04.2005, 16:23

Dessau/MZ. - Fredenbecks Verzweiflung ist groß. Eine turbulente, eine Existenz gefährdende Saison liegt hinter dem VfL. Die Marketinggesellschaft beantragte Ende Januar Insolvenz. 400 000 Euro Schulden drückten. Mit Tobias Skerka, Florin Luca, Denis Marinkovic und Tomasz Wilkosz gingen nacheinander vier Leistungsträger. Tihomir Knez war schon im alten Jahr nach Hildesheim gewechselt. Zurück blieb eine Rumpftruppe um Trainer Binjo Tluczynski.

Bis heute ist über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht entschieden, ist unklar, ob Fredenbeck der wirtschaftliche und sportliche Neuanfang in der zweiten Liga gelingt. Sonnabend gibt es zumindest eine sportliche Antwort: Fredenbeck erwartet ab 19.30 Uhr in der heimischen Geestlandhalle den Dessauer HV. Der Sieger des Duells macht einen riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt.

19 Punkte hat der VfL auf der Habenseite. Zwei davon werden am Saisonende abgezogen. Als Strafe. Schon vor der Saison hatte Fredenbeck gegen Lizenzauflagen verstoßen. Doch nicht nur das ist es, was Fredenbecks Hoffnungen schmälert. Voriges Wochenende, als Dessau gegen Reinickendorf den höchsten Saisonsieg feierte, erlebte Fredenbeck einen historischen Tiefpunkt: ein 30:51-Debakel in Altenholz. Noch nie hat ein Zweitliga-Team mehr Gegentore kassiert.

Zwei Torhüter und sieben Spieler hat Trainer Binjo Tluczynski noch. Zu wenig zum Ende einer Kräfte zehrenden Saison. "So viele Gegentore habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt", haderte ein frustrierter Tluczynski nach Altenholz. "Wir sind nicht als Team aufgetreten." Fredenbecks Trainer hatte das befürchtet: Grippewelle, Verletzungen und private Termine hatten zuletzt kaum ein geregeltes Training zugelassen. Mit Maciek Tluczynski unterschrieb der Trainersohn diese Woche einen Vertrag bei Zweitliga-Aufsteiger Burgdorf. Das Vertrauen in den VfL scheint zu schwinden.

"Wir können die nötigen Punkte nur holen, wenn wir uns auch richtig vorbereiten", mahnt Trainer Tluczynski. Gleiches gilt für Dessau. "Wir müssen das Tempo hoch halten, Druck und Dynamik entwickeln, dürfen aber kaum eigene Fehler machen", sagt Dessaus Trainer Wolfgang Spitz. Ziel müsse es sein, Fredenbeck müde zu spielen. "Die erste Sieben ist noch gut besetzt. Wechselmöglichkeiten hat der VfL aber kaum." Spitz setzt auf die letzten zwanzig Minuten. "Da müssen wir zusetzen."

Doch auch Dessau hat Sorgen. Ralf Stojan zog sich bei der Sonderbewachung gegen Berlins Viktor Pohlack eine Knochenabsplitterung an einem Finger der Wurfhand zu. Kreisläufer Frank Reckzeh plagt sich mit Schmerzen am Ellenbogen. Spitz hofft und fordert. "Wir brauchen den Sieg, um etwas Luft zu kriegen und ein Finale in Wuppertal zu verhindern."