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Breitensport Breitensport: Oldies betreuen Knirpse

Von Lydia Ciesluk 22.12.2006, 21:15

Halle/MZ. - Um leuchtende Kinderaugen sind eigentlich alle Eltern bemüht, wenn sie sich ins vorweihnachtliche Einkaufsgetümmel stürzen. Die größten Wünsche ihrer Sprösslinge können allerdings nicht alle erfüllen. "Vor allem wollen Kinder mit ihren Familienangehörigen und Gleichaltrigen spielen sowie ihr starkes Bewegungsbedürfnis ausleben", erklärt Jens Pasemann vom Stadtsportbund Halle.

Was sich so einfach anhört, ist im Alltag nur schwer umzusetzen. Zu begrenzt ist das Zeitkontingent der Berufstätigen und ebenso eingeschränkt sind die finanziellen Mittel vor allem sozial schwacher Familien. Dies war eines der Motive für die Gründung des "Tabea-Kindersporthauses", des ersten nicht-kommerziellen Hallenspielplatzes der Region. Er befand sich ehemals im Charlottencenter. Die dort sehr hohen Betriebskosten einerseits und die Problematik sozialer Brennpunkte auch und vor allem in Neustadt andererseits vor Augen, zog das Kindersporthaus im September dieses Jahres in den westlichen Stadtteil um.

Das bisher einzigartige Projekt stellt eine Bereicherung im Leben vieler Saalestädter unterschiedlichen Alters und Herkunft dar. In der Einrichtung "Am Treff 1" sind derzeit 20 ALG II-Empfänger über 58 Jahre auf 1,50-Euro-Basis beschäftigt. Sie arbeiten schichtweise an allen sieben Tagen der Woche von 10 bis 18 Uhr.

Eine von ihnen ist Eveline Grundmann. "Für diesen Job haben wir uns alle freiwillig gemeldet, stellt er doch eine gute Möglichkeit dar, sich für eine sinnvolle Sache zu engagieren", sagt die 58-Jährige und fügt erklärend hinzu: "Da uns eine pädagogische Ausbildung fehlt, beaufsichtigen wir hier genau genommen die Geräte und die Begleitpersonen der Kinder." Letzteres sei nötig, da sich einige Eltern trotz bestehender Aufsichtspflicht eher um ihre Handys als um den Nachwuchs kümmern. "Ohne diesen Job würde ich sicher ganz allein zu Hause herumsitzen", meint die kinderliebe ehemalige Kosmetikerin.

"Für meinen 15 Monate alten Sohn John gibt es hier die Möglichkeit, neue Spielkameraden zu finden und sich auszutoben", sagt Jennifer Brückner, die fast täglich zu Gast ist. Da dort auch Kinder ausländischer Herkunft spielen, hofft sie, dass John schon früh Toleranz gegenüber Anderen entwickelt.

Neben diesem sozialen Aspekt soll natürlich der zweite Grundgedanke der Idee nicht in den Hintergrund geraten. "Wir wollen die Kinder schon im Vorschulalter an den Sport heranführen, da dieser Zeitpunkt für die Bewegungserziehung optimal ist. Zudem können sie bei uns ihre Scheu vor Turngeräten wie dem Balken oder dem Kasten überwinden", so Pasemann. Die meisten Vereine hätten schließlich kaum Angebote für Kinder unter acht Jahren, obwohl spätere Leistungsträger schon in diesem Alter Grundlagen legen müssten.

Generell will der Stadtsportbund durch die Einrichtung noch mehr Hallensern den Weg in die Sportvereine weisen. "Die entsprechenden Informationsbroschüren sind bei uns immer schnell vergriffen", freut sich Pasemann. Neben dem Stadtsportbund ist die Arge ein bedeutender Förderer des Projekts. Bis 2008 deckt sie alle laufenden Kosten, wie zum Beispiel die Bezahlung der Mitarbeiter. Schon jetzt wird daran gearbeitet, das Projekt über diesen Zeitpunkt hinaus am Leben zu erhalten. "Geplant ist, dem SKC Tabea eine nahtlose Weiterarbeit zu ermöglichen", so Jens Pasemann. Die Trainer vom SKC führen momentan Übungsstunden mit Kindergartengruppen durch und halten auch Ausschau nach Talenten. In Zukunft soll mehr Wert auf den Sportcharakter gelegt werden. Geplant ist eine Art Kinderturnclub. Dafür lässt sich Pasemann gerade höchstpersönlich zum Übungsleiter ausbilden.

Es lohnt sich also, mit dem Nachwuchs einen Ausflug ins Kindersporthaus zu machen. Dieses ist übrigens auch zwischen den Feiertagen geöffnet. Allerdings sollten die kleinen Sportler nicht älter als sechs Jahre sein und in Begleitung eines Erwachsenen kommen.