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Biathlon-WM Biathlon-WM: Medaillenski auch im deutschen Container

Von Uwe Jentzsch 13.02.2004, 16:12

Oberhof/dpa. - Die Frotzelei hat ein Ende. Seit den Staffelrennen stehen auch in den deutschen Wachscontainern Medaillenski. Ohne Häme, aber mit Stolz auf die eigene Arbeit, hatte noch am Vortag Martin Glagow, der Vater der auch in diesem Jahr besten deutschen Biathletin, darauf hin gewiesen, dass die Ski für die erfolgreichsten deutschen Skijäger nicht vom DSV-Betreuerteam präpariert worden seien.

Glagow - ehemaliger Kommandant einer Bundeswehr- Gebirgsjägerschule - ist persönlicher Wachser seit seine Tochter Leistungssport betreibt und steht in diesem Winter in Diensten der österreichischen Nationalmannschaft. «Die haben mit Anna Sprung nur eine Frau im Team. Sonst könnte ich nicht für die Konkurrenz meiner Tochter arbeiten», sagt Glagow. Die Ski von Ricco Groß präpariert in diesem Winter dessen Freund Bernd Bernd Eisenbichler, der sein Geld von der USA-Mannschaft und Groß erhält. «Unsere Abmachung ist so: wenn er gute Arbeit macht - und das hat er bisher - werden wir uns am Ende der Saion über eine Prämie unterhalten», erläutert Norbert Baier, der technische Leiter Biathlon im Deutschen Skiverband (DSV).

Hatte der Alleingang von Ricco Groß im Vorjahr noch für Wirbel gesorgt, empfinden inzwischen alle die «Auslagerung» seiner Ski in den USA-Servicecontainer als normal. Vor 15 Monaten hatte sich Groß im Vorfeld der WM 2003 nicht nur über seine Ski beschwert, sondern sich auch dafür stark gemacht, dass mit Enrico Heisig vorrangig für ihn ein Spezialist für Rossignol-Ski das Wachser-Team bei den Welttitelkämpfen verstärkte. Heisig ist ehemaliger nordischer Kombinierer und in deren Nationalmannschaft für die Latten von Weltcupsieger Ronny Ackermann zuständig. In Oberhof hatte er den kompletten Skisack des Weltmeisters dabei und Michael Greis bei seinem 5. Platz im WM-Sprint ein Paar von Ackermann unter den Füßen.

Inzwischen arbeiten Heisig und sein Partner Ralf Schmidt wieder beim WM-Test der Kombinierer in Oberstdorf. Die «Vier von der Wachskabine» haben sich mit Wolf Wallendorf und Lars Weisheit zwei neue Mitstreiter gesucht. Vergessen ist die Kritik an ihrer Arbeit eingangs des Winters, als die deutschen Biathleten ein, zwei Mal keine optimalen Ski hatten. «Daraus haben sie gelernt. Hier bei der WM können wir uns nicht beschweren. Die Techniker machen richtig gute Arbeit», lobt Bundestrainer Frank Ullrich die Mannschaft im Hintergrund.

Mindestens fünf Stunden vor jedem Wettkampf, wenn die Sportler teilweise noch im Bett liegen, beginnen Marco Danz, Arne Kluge, Thorsten Thrän, Björn Weisheit und Jörn mit ihrem Tagwerk. Erst spät am Abend, wenn nach den Rennen alle Ski wieder aufpoliert sind, kommen sie nach Hause. Dann ist auch im Laptop alles in der Datenbank eingetragen, auf die alle Mannschaften des DSV zugreifen können. Denn: Erfolg hat nur, wer alle Erfahrungen und das gemeinsame Wissen bündelt.