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Biathlon Biathlon: Ricco Groß' Karriereende steht bevor

Von Uwe Jentzsch 03.01.2007, 18:02

Oberhof/dpa. - «Dafür habe ich sehr gut und hart trainiert», sagte der Ruhpoldinger mit der Rekord verdächtigen Bilanz von insgesamt 26 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, darunter neun WM-Siege und vier Mal Olympia-Gold mit deutschen Staffeln.

Dass Groß ausgerechnet auf die Oberhofer Staffel zu Beginn der drei letzten Weltcups vor der WM verzichtet, hat auch mit der harten Vorbereitung zu tun. Nach der Feier für den dritten Platz in der Wertung «Mannschaft des Jahres» in Baden-Baden trainierte der Sportsoldat bis Heiligabend in Obertilliach. Dort übte Groß eben so allein wie danach bis Silvester in Ruhpolding - nach Plänen von Bundestrainer Frank Ullrich, weil sein Heim-Coach Fritz Fischer noch krank war. «Um die Belastung abzupuffern, brauche ich noch ein paar Tage», sagte der gebürtige Sachse.

«Auch ohne die Oberhofer Staffel habe ich dann in 16 Tagen acht Rennen mit insgesamt 100 Wettkampfkilometern», sagte er über die Weltcups. Um für die Einsatzkonzeption bei der WM zu punkten, müssten die Rennen jetzt richtig klappen. «Großartige Schnitzer darf man sich nicht leisten, wenn man bei der WM auch starten will», sagte Groß. «Ich würde gern nach 17 Jahren im Weltcup mit einem prima Massenstart aufhören», sagte er mit Blick auf das WM-Finale am 11. Februar in Antholz in Südtirol, wo er von allen Biathlon-Orten die meisten Erfolge feierte und fast 20 Prozent seiner 53 Podestplätze erkämpfte.

Die WM-Staffel möchte Groß - wie alle Einzelrennen - auch bestreiten. «Ich denke, für mich spricht die Erfahrung», sagte er - und relativierte sein solides, aber nicht überragendes Staffelrennen von Hochfilzen. «Dort habe ich bei der Schießzeit 20 Sekunden eingebüßt, weil ich ganz bewusst auf Treffsicherheit Wert gelegt habe.» Die hat er inzwischen weiter verbessert. «Das ist nötig, wenn man gegen die extrem schnellen Läufer bestehen will», sagte Groß.

Auch wenn Ricco Groß die Fragen nach der Gestaltung seines Abschieds nerven, unter Zugzwang lässt er sich nicht bringen. «Bis zum Weltcupfinale bin ich Sportler. Fest steht, dass ich im April ein dreijähriges Trainer-Studium an der Kölner Sporthochschule beginne - und ordentlich abtrainieren werde.» Ob und wo die große Abschiedsfete steige, sei völlig offen. Antholz, Oberhof, Ruhpolding und Schalke haben sich angeboten. «Darüber entscheide ich aber erst nach dem 18. März. Bis dahin will ich den Kopf für Biathlon frei haben», sagte er.

Auch beruflich hat Ricco Groß viele Möglichkeiten. Der ausgebildete Kampfrichter könnte beim Deutschen Skiverband als Trainer arbeiten, dort eventuell sogar das einstige Aktiven-Traumduo mit Mark Kirchner fortsetzen. Vier seiner Sponsoren und Ausrüster haben eine Zusammenarbeit auch nach der aktiven Zeit angeboten. Der Hersteller eines Energy-Drinks möchte sich über Groß sogar langfristig im Biathlon etablieren. Und dann gibt es noch Interesse der Fernsehanstalten, die einen neuen eloquenten Experten suchen.