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Berufschullehrer für technische Fächer gefragt

Von Andreas Heimann 21.07.2008, 07:32

Bonn/dpa. - Es gab Zeiten, da galt ein Lehramtsstudium als der beste Weg, Taxifahrer zu werden. Stellen waren knapp, Bewerber gab es zu viele. Aber das ist lange her - inzwischen sind in vielen Bundesländern junge Lehrer wieder begehrt.

Große Unterschiede gibt es allerdings nach wie vor bei der Fächerkombination und mit Blick auf die Schulform: Ausgesprochen gute Chancen haben Studenten, die sich für das Lehramt an berufsbildenden Schulen sowie für technische oder naturwissenschaftliche Fächer entscheiden.

Die derzeit günstigen Aussichten haben vor allem damit zu tun, dass viele der bundesweit rund 800 000 Pädagogen bald das Klassenbuch endgültig zuklappen. «Die Zahl der Pensionierungen ist seit 1998 schon deutlich angestiegen», sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes in Bonn. «Und in den kommenden zehn Jahren werden mehr als 300 000 Lehrer in den Ruhestand gehen.» Das schätzt Ilona Riesen vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ähnlich ein, gerade mit Blick auf berufsbildende Schulen: «65 Prozent der Berufsschullehrer sind über 45 Jahre alt.» Die Perspektiven für den Lehrernachwuchs dort seien daher grundsätzlich sehr positiv.

Jedoch werden laut Kraus diese Möglichkeiten unterschätzt: «Viele Abiturienten wissen gar nicht, dass sich dort die gleiche Laufbahn eröffnet wie an Gymnasien. Es ist die gleiche Studienratsstufe, die Besoldung ist die gleiche, aber die Beförderungsmöglichkeiten sind zum Teil sogar günstiger als für Gymnasiallehrer.» Und übersehen werde häufig auch, dass Lehrer für berufsbildende Schulen nicht nur an Berufsschulen unterrichten können, sondern zum Beispiel auch an Fachoberschulen oder Wirtschaftsgymnasien. «In vielen technischen und naturwissenschaftlichen Fächern gibt es an den berufsbildenden Schulen schon seit langem Lehrermangel», sagt Ilona Riesen.

Das hat auch damit zu tun, dass die Schulen in dem Fall mit den Unternehmen konkurrieren. «Ingenieure werden schließlich auch gesucht», sagt Andreas Schelten, Pädagogik-Professor an der Technischen Universität München. Und anders als Ingenieure müssen Berufsschullehrer nach dem mindestens fünfjährigen Studium noch ein zweijähriges Referendariat absolvieren. «Und das ist eher gering vergütet», beklagt Schelten. Nach dem Studium noch einmal eine finanzielle Durststrecke vor sich zu haben, sei nicht verlockend. «Gute Leute werden dann von der Industrie abgeworben.»

Nicht jede Universität bietet ein Studium für das Lehramt an Berufsschulen an. Derzeit ist das Staatsexamen noch der übliche Abschluss. «Bachelor und Master haben den Vorteil, dass das Studium nicht von vorneherein auf das Einsatzfeld Schule festlegt und den Absolventen noch mehr Möglichkeiten als bisher eröffnet», sagt Schelten. Studiert werden in der Regel zwei Fächer, also etwa Maschinenwesen oder Gesundheit und Pflege plus ein allgemeines Fach wie Deutsch. «Bei Mathe und Englisch gibt es einen großen Bedarf, Englisch wird an den Berufsschulen immer wichtiger», sagt Schelten.

Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist keine Voraussetzung für das Studium - auch wenn sie das Unterrichten in dem betreffenden Fach später sicher erleichtert. «Für etwa drei Viertel der Studenten gilt das aber sowieso», sagt Prof. Schelten. «Und Berufserfahrung von mindestens einem Jahr, etwa durch ein Praktikum, wird verlangt.»