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Behindertensport Behindertensport: Trainieren für den Alltag

Von Petra Szag 19.03.2004, 21:05

Halle/MZ. - Diese kennt er mittlerweile aus dem Effeff. Schließlich schult der junge Leichtathlet hier regelmäßig seine Schnelligkeit. "Und samstags jogge ich zusätzlich auf der Peißnitz, um meine Lungen mit einer extra Portion Sauerstoff zu versorgen", erzählt der 17-Jährige schmunzelnd. Für ihn ist das leistungssportliche Training - trotz seiner Behinderung - zur Selbstverständlichkeit geworden. Und es schlägt an: Bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leverkusen war er mit fünf Titelgewinnen einer der erfolgreichsten Starter. Nicht nur in seinen Paradedisziplinen, den Sprints, hatte Hoffmann die Nase vorn, sondern auch über 800 Meter und im Weitsprung.

"Natürlich freue ich mich, wenn meine Schützlinge auf dem Podest stehen. Viel wichtiger als der Erfolg ist für sie aber der soziale Kontakt. Durch den Sport bekommen die Jungen und Mädchen Sicherheit für den Alltag und mehr Selbstbewusstsein", erklärt Franks Trainer Ulf Karge. Auch sein Meisterschüler steht mit seinen beiden schnellen Beinen im Leben. Nach dem Schulabschluss am Landesbildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte wechselte er im Sommer an das Südstadtgymnasium. Dort büffelt der Elftklässler mit dem gleichen Eifer, den er auch beim Sport an den Tag legt, für sein Abitur. Ein gutes Zeugnis soll für ihn später einmal die Eintrittskarte in die Welt des Theaters werden.

Hoffmanns außergewöhnliches Talent ist erst vor anderthalb Jahren entdeckt worden. Damals kam Karge als Lehrer für Sport und Geographie an Franks Schule. "Ich habe ihn nur 50 Meter laufen sehen und wusste sofort, was für Potenzen in dem Jungen stecken", erinnert sich der einstige Mehrkämpfer. Nach einem Monat Training waren sich die beiden einig: Wir wollen zu den Paralympics 2008 nach Peking. Dass die Entwicklung des Hallensers so rasant verläuft, hatten sich die Zwei in ihren kühnsten Traumen nicht vorstellen können. Denn sogar die Spiele in Athen sind noch in Reichweite. Bei den German Trials im Mai in Mannheim kann Frank noch ins deutsche Aufgebot flitzen. Schafft er es diesmal noch nicht, geht die Welt davon auch nicht unter. Ihm bleibt schließlich immer noch die Teilnahme am Jugendlager. Die ist ihm gemeinsam mit einem seiner Trainingskameraden schon sicher. Und davor stehen noch die Jugend-Welttitelkämpfe in Prag an.

Dort wird der Gymnasiast nicht nur für sich laufen, sondern auch für seine Trainingsgruppe. "Der Betreuungsaufwand im Behinderten-Sport ist enorm. Auf jeden Blinden kommt praktisch ein Übungsleiter. Da sind Erfolge und öffentliche Anerkennung natürlich ein gutes Argument, wenn man um noch mehr Unterstützung bemüht ist", weiß Karge. Mit dem SV Halle, dem Behindertensportverband und vor allem der Schulleitung des Landesbildungszentrums wissen er und seine Trainerkollegen Partner an ihrer Seite, die sie bestmöglich unterstützen.