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Athen Athen: Deutsches Paralympics-Team auf Erfolgswelle

19.09.2004, 14:27

Athen/dpa. - Horst Köhler wurde zum Glücksbringer der deutschen Paralympics-Mannschaft. Mit einem jubelnden Bundespräsidenten auf der Tribüne erwischten die Athleten mit vier Gold-, zwei Silber- und vier Bronzemedaillen einen Traumstart in die Behinderten-Weltspiele.

Nur vier Stunden nach Beginn der Wettkämpfe gab die querschnittsgelähmte Luftgewehrschützin Manuela Schmermund (Niederaula) den Startschuss zur Medaillenjagd. «Im Vergleich zu Sydney, wo wir nur mit einer Silbermedaille gestartet sind, war das exzellent», befand Karl Quade, Chef de Mission der 210 deutschen Starter. Vor vier Jahren landeten die Deutschen auf einem enttäuschenden zehnten Medaillenrang.

Bundespräsident Köhler, der sichtlich Spaß an den Sportveranstaltungen fand, umging sogar immer wieder das strenge Protokoll, um die Gehandicapten zu herzen. «Die Energie, Freude und Kameradschaft der Mannschaft beeindrucken mich», sagte der Vater einer fast blinden Tochter. Zuvor hatte er der sehbehinderten Judoka Susann Schützel (Frankfurt/Oder) die Goldmedaille für ihren Erfolg in der Klasse bis 52 kg überreicht. «Wir sollten darüber nachdenken, wie wir noch bessere Voraussetzungen für behinderte Sportler in Deutschland schaffen können», regte das Staatsoberhaupt an.

Drei Mal Edelmetall steuerten die Bahnradfahrer bei. In der 3000-m-Verfolgung siegte der querschnittsgelähmte Weltrekordhalter Michael Teuber (München). «Auf dem Weg hierher habe ich 10 000 Kilometer absolviert und hatte manchmal höllische Schmerzen», sagte der 36 Jahre alte Diplom-Kaufmann. Paralympics-Debütant Tobias Graf (Freiburg) errang in dem mit 4000 Zuschauern ausverkauften Olympic- Velodrom in einer anderen Schadensklasse Silber, Hans-Peter Beier (Schwenningen) Bronze. Die Organisatoren zeigten sich mit 400 000 verkauften Tickets für die Spiele bis zum 28. September zufrieden.

Am ersten Wettkampftag triumphierten die deutschen Frauen: Hinter Manuela Schmermund zog Sabine Brogle (Offenburg) mit Bronze nach. In den nächsten Tagen können die Sportschützinnen sogar noch mehr für die Medaillenausbeute tun: Schmermund hat in ihrer Spezialdisziplin Kleinkaliber-Gewehr weiteres Gold im Visier, Brogle startet noch im Dreistellungskampf.

Auch im neu eingeführten Frauen-Judo gab es Platz eins und drei für Deutschland. Susann Schützel erkämpfte den Sieg, Astrid Arndt (Leverkusen) holte Bronze in der Klasse bis 48 kg. «Schade, dass wir in Sydney noch nicht starten durften. Jetzt hier zu gewinnen ist die Krönung», meinte die fünffache Welt- und Europameisterin Schützel. 24 Stunden später gab es sogar Gold (Ramona Brussig/Schwerin), Silber (Silke Hütter/Kempen) und Bronze (Sebastian Jung/Neuwied).

Mit einer starken Verteidigungsleistung legten die deutschen Rollstuhl-Basketballer den Grundstein zum 63:52-Sieg gegen die Niederlande. Erster Gratulant nach dem Erfolg in der Vorrunde war erneut Köhler, der die komplette Mannschaft beim Gang in die Kabine abklatschte. Die Frauen zogen mit einem 50:36 gegen Japan nach. Im Rollstuhl-Rugby gab es ein knappes 30:33 gegen Weltmeister Kanada.

Schlechte Nachrichten lieferten die Fechterinnen im Einzel und in der Mannschaft. Im Degen schieden alle Deutschen aus, die starke Esther Weber-Kranz (Tauberbischofsheim) scheiterte im Viertelfinale. Die Goldmedaillengewinnerin von 1992 hat noch Chancen im Florett.