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Askanische Straße Askanische Straße: Mutiger Schritt mit Kunst

Von Ilka Hillger 03.07.2001, 15:42

Dessau/MZ. - So kann Wiederbelebung der Innenstatdt im Kleinen funktionieren. Wohl kaum ein Passant konnte in den gestrigen Mittagsstunden den Trommelklang rund um die Museumskreuzung überhören. Flotten Schritts zog es viele in die Askanische Straße 53, wo die Klangperformance ihr Ziel erreichte: Zahlreiche Gäste waren zur Eröffnung eines neuen Geschäftes angelockt worden. Die Trommler wird es freilich nicht immer geben. Dass der Kundenstrom trotzdem nicht abreißen möge, ist dem Laden allerdings ob seines ganz besonderen Angebotes zu wünschen. ARTOUR heißt das Geschäft, dass ein Reisebüro und eine Galerie mit Kunst, Kunsthandwerk, Artothek und Geschenkservice unter einem Dach vereint. So außergewöhnlich wie dieses Spektrum für Dessauer Verhältnisse ist, sind es auch die Betreiber der Neueröffnung. ARTOUR gehört der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg. Mit der gestrigen Einweihung ist für die Stiftung deren Projekt "Jugendbetrieb", das aus acht Teilbereichen besteht, komplettiert.

Zu einem Tagungshaus in Gernrode, einer Gaststätte in Bernburg, einer Tischlerei, einem Bereich Werbung/Design und allgemeinen Dienstleistungen wie dem Hausmeisterbereich und der Hauswirtschaft in Bernburg gesellt sich nun auch ein Geschäft mit ganz besonderen Ambitionen. Mit dem Jugendbetrieb wird jungen Menschen Gelegenheit gegeben, berufliche Perspektiven zu suchen und zu entwickeln. Konkret bedeutet dies, dass Jugendliche bis 25 Jahren angestellt werden, die zwar gut ausgebildet, aber seit mehr als sechs Monaten arbeitslos sind. In all den genannten Bereichen des Jugendbetriebes haben sie eine Zukunft gefunden, die schnellstmöglich in einer Festanstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt münden soll. So ist es auch in Dessau. Vom Arbeitsamt wurden für das neue Geschäft zwei junge Leute vermittelt, sie erhielten einen Arbeitsvertrag für maximal zwei Jahre und werden von zwei weiteren Mitarbeitern angeleitet.

Während der Zeit im Geschäft und im Reisebüro sollen sie sich unter realen Betriebsbedingungen qualifizieren. 30 jungen Leuten hat die Stiftung Evangelische Jugendhilfe auf diese Weise Starthilfe in das Berufsleben gegeben. Möglich ist dies freilich nur durch Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit und des Arbeitsamtprogrammes "Neue Wege in den Arbeitsmarkt". Mit Fördermitteln in Höhe von 3,8 Millionen Mark für zwei Jahre wird der Jugendbetrieb finanziert. Wie sinnvoll dieses Geld angelegt ist, machte der Stiftungsvorsitzende Klaus Roth gestern deutlich. Sowohl die Gestaltung des Raumes, die Tischlerarbeiten, die Werbung lagen in den Händen der jungen Leute.

"Es ist ein gewagter Schritt, den wir hier in Dessau tun. Doch wir hoffen, eine Marktlücke gefunden zu haben", sagte er. Dass dem durchaus so ist, artikulierte am ersten Geschäftstag die Kundschaft, die bereits die Kasse mehrfach klingeln ließ. Der Designerin Kerstin Palatini gelang es, in den zurückliegenden Wochen, viele Künstler der Region für das Projekt zu gewinnen. So findet sich nun in den Regalen und an den Wänden ein vielfältiger Querschnitt von Künstlerarbeiten aus dem Umland. Da gibt es Grafiken von Dieter Gilfert, Mischtechniken von Kathrin Zickerl, Pastelle von Elena Gamasina und Aquarelle von Alice Klüglich. Gegenständliches liefern keramische Arbeiten u. a. von Anka Moßig und Porzellane von Kathrin Geissler.

"Natürlich sind uns auch Arbeiten weiterer Künstler willkommen, die wir hier anbieten können", meinte Roth. Ergänzt wird dieses anspruchsvolle Sortiment um Künstlerbücher der Edition Fortdruck, Korbarbeiten reihen sich ebenso in das Angebot wie Produkte, die aus den Behindertenwerkstätten von Holm, Paschleben und den Pfeifferschen Stiftungen kommen. Nicht zu vergessen ist ein Sortiment an Kerzen in den verschiedensten Formen und Größen.