1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. 1. Bundesliga: 1. Bundesliga: Krisenstimmung beim FC Bayern

1. Bundesliga 1. Bundesliga: Krisenstimmung beim FC Bayern

Von Gerd Münster und Olaf Günzel 23.09.2003, 14:12
Ze Roberto verlässt den FC Bayern München. (Foto: dpa)
Ze Roberto verlässt den FC Bayern München. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Der Chef übt vorsichtige Kritik an Oliver Kahn, Ottmar Hitzfeld verschärft das Training, und Zé Roberto verwickelt sich in Widersprüche - nach zwei Bundesligaspielen ohne Sieg kriselt es beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge setzte sich nach dem unbefriedigenden Saisonstart auch mit Kapitän Kahn kritisch auseinander. «Bei den Gegentoren hat er keine Chance. Nur: Früher hat er auch mal einen Unhaltbaren pariert. Da muss er wieder hinkommen», sagte Rummenigge in der «Abendzeitung» an die Adresse des Nationaltorhüters, der beim 3:3 gegen Leverkusen schon zum dritten Mal drei Gegentreffer kassiert hatte.

Für den größten Wirbel sorgte Zé Roberto. Am Montagabend hatte der brasilianische Nationalspieler im Bayerischen Fernsehen noch mit Abschied gedroht, 14 Stunden später folgte der Rückzieher. «Ich fühle mich hier superwohl, alle meine Träume werden hier wahr. Ich könnte nicht glücklicher sein», sagte der Mittelfeldstar am Dienstag und sieht keinen Anlass, Deutschland zu verlassen. «In fünf Jahren habe ich mich hier eingewöhnt, an Klima und Lebensweise angepasst. Mein Sohn ist hier geboren, und meiner Frau gefällt es hier.»

Zé Roberto, der wegen einer Tätlichkeit gegen Leverkusens Luzio vom DFB-Sportgericht für drei Spiele gesperrt wurde, räumte ein, dass er über das Urteil sehr traurig sei. «Die Rote Karte für so eine Lappalie, das ist schon sehr hart», meinte der 29-Jährige und fügte ironisch hinzu: «Ich sollte mir eine andere Sportart suchen, vielleicht Karate.» Von den deutlichen Worten am Montagabend im Bayerischen Fernsehen wollte er nichts mehr wissen. «Wenn man wegen solcher Kleinigkeiten vom Platz gestellt wird, dann muss man sich nach anderen Ländern mit anderen Kulturen umschauen, wo man besser weiterspielen kann und nicht vom Platz gestellt wird», hatte er in der Sendung «Blickpunkt Sport» gesagt.

Die Chefetage beschäftigt sich unterdessen mit einer ersten Bestandsaufnahme. Mit zehn Gegentoren in sechs Spielen haben die Bayern den schlechtesten Saisonstart seit 26 Jahren hingelegt. «Wir haben einige Punkte liegen lassen, deswegen können wir nicht zufrieden sein», gestand Rummenigge. Er warf der Mannschaft vor, sie würde immer erst wütend und aggressiv, wenn sie in Rückstand gerate. Das mangelnde Zusammenspiel zwischen Defensive und Offensive sowie die unterschiedlichen Auffassungen der Führungsspieler über die taktische Ausrichtung sind für den Bayern-Boss weitere Gründe.

«Kahn spielt gerne aus einer starken Defensive, Ballack mag es offensiver», meinte Rummenigge, der deswegen aber keine Konflikte und Probleme in der Hierarchie befürchtet: «Wir haben die beiden herausragenden Spielerpersönlichkeiten Deutschlands unter Vertrag. Da sind Reibungspunkte unvermeidbar.» Auch Uli Hoeneß äußerte sich besorgt über die derzeitige Verfassung des Rekordmeisters. «Die Mannschaft attackiert noch nicht so, wie es nötig wäre, um dem Gegner den Schneid abzukaufen oder den Spielfluss zu stören», erklärte der Manager in der Münchner «tz».

Ottmar Hitzfeld hat bereits reagiert und verschärft in dieser Woche das Training. «Dienstag und Mittwoch ist Großkampftag», so der Bayern-Trainer, der seine Stars an diesen Tagen jeweils zwei Mal zum Training bestellte. Vor dem Bundesliga-Gastspiel am Samstag bei Hansa Rostock und dem Champions-League-Spiel am kommenden Dienstag beim RSC Anderlecht will er mit intensivem Training «die Spieler topfit bekommen, die es noch nicht sind».