Punkt gegen die Ex Wildcats: Union trennt sich nach hochdramatischem Spiel von Neckarsulm remis

Halle (Saale) - Es war gefühlt ein Sieg, dieses 24:24 der Wildcats am Sonntagnachmittag in der Erdgasarena gegen Neckarsulm. Und die Trainerin der Gäste, die in den letzten Minuten schon wie die Sieger ausgesehen hatten und dann doch noch einen Punkt abgeben mussten, verbeugte sich vor Union. „Meine Ex-Mannschaft hat 60 Minuten toll gekämpft“, sagte Tanja Logvin übers Hallenmikrofon den 400 applaudierenden Zuschauern. „Ich wünsche ihr viel Erfolg für die Zukunft.“ Die 46-Jährige, die Halle im Mai nach geschafftem Wiederaufstieg in die erste Bundesliga Richtung Neckarsulm verlassen hatte, war von ihren einstigen Mitstreitern herzlich empfangen worden. Doch auf dem Parkett schenkte sie ihnen nichts.
Und so entwickelte sich eine packende Partie, in der die Gastgeber die erste Halbzeit besser aussahen und in der zweiten Hälfte die Gäste. Auch weil Tanja Logvin im Laufe der Partie in die Trickkiste griff. „Mit Neckarsulms zwei Kreisläuferinnen kamen wir nicht so gut klar“, musste Halles Coach Jan-Henning Himborn nach dem Abpfiff einräumen. Ein Kraftakt sei nötig gewesen, um sich nach zwischenzeitlichem Rückstand wieder heranzukämpfen. Und eine Umstellung der Deckung. Dafür belohnten sich die Wildcats mit einem Punkt. Das war zweifellos wichtig für ihr Selbstbewusstsein - zu wissen, auch als Neuling mithalten zu können. Und der Zähler ist es sowieso. „Jeder Punkt kann am Ende wichtig sein“, betonte Himborn. Nun hat der Aufsteiger schon fünf auf der Habenseite - genauso viele wie die gestandenen Erstligisten aus Neckarsulm, die im oberen Tabellendrittel mitmischen wollen.
Begonnen hatten Himborns Schützlinge so couragiert, als wären sie die Favoriten. „Wir sagen, wo es langgeht“, hatte der Coach zur Strategie seiner Mannschaft in der ersten Bundesliga vorab gesagt. Agieren anstatt reagieren, das wollte der Underdog auch gegen Neckarsulm von Beginn an. Die Hallenserinnen führten nach sieben Minuten bereits nach Toren von Swantje Heimburg und Helena Mikkelsen (2) mit 3:0.
Doch die Gäste ließen sich davon nicht überraschen, kämpften verbissen darum, dranzubleiben. Dass Halle zwischenzeitlich immer wieder auf drei, vier Tore enteilen konnte, lag an gelungenen Spielzügen aller Wildcats. Einmal brillierte Pia Dietz am Kreis, ein anderes Mal Marija Gudelj per Konter nach tollem Zuspiel ihrer Schwester Anica im Tor. Überhaupt erwies sich Halles Tore-Verhinderin wieder einmal als enorme Stütze. Im Duell mit ihrer einstigen Trainingsgefährtin Isabel Gois, die mit Tanja Logvin nach Neckarsulm gewechselt war, hatte die Lokalmatadorin oftmals das bessere Ende für sich.
Einmal konnte die Gäste auch in Halbzeit eins ausgleichen (11:11/26.). Doch die zuverlässige Siebenmeterschützin Danique Boonkamp und erneut Marija Gudelj stellten den 13:11 Halbzeitstand her.
Nach dem Seitengewechsel gelang es den Hallenserinnen anfangs, an die Vorleistungen anzuknüpfen. Doch mit zunehmender Torgefährlichkeit der Gäste vom Kreis schwand der Vorsprung. Daran hatte auch Lucie-Marie Kretzschmar als fünffache Torschützin großen Anteil, die Tochter von Handball-Ikone Stefan Kretzschmar, der seiner Tochter in der Halle moralischen Beistand leistete. Auf 23:19 konnte Neckarsulm zwischenzeitlich enteilen.
Doch Halle fightete. In der hochdramatischen Schlussphase musste Kretzschmar nach ihrer dritten Zeitstrafe vom Parkett, die Gästetrainerin, die sich mit Schiedsrichterentscheidungen nicht immer einverstanden zeigte, sah Gelb. Ancia Gudelj hielt und ihre Schwester Marija traf - setzte mit dem 24:24 den Schlusspunkt. (mz)