Boxkampf gegen Tyson Fury Tyson Fury - Tom Schwarz: So arbeitet Halles Box-Star für die Sensation

Halle (Saale) - Martialisch klingt er, der Beiname des Ortes, an dem sich Tom Schwarz gerade auf seine Stunde der Wahrheit vorbereitet: Neukirchen beim Heiligen Blut. Damit nicht sein Blut beim großen Boxspektakel gegen Tyson Fury am 15. Juni in Las Vegas als Zeichen seiner Verwundbarkeit fließt, hat sich der hallesche Schwergewichtsprofi in der Abgeschiedenheit des Bayrischen Waldes praktisch isoliert.
Sechs Wochen geht das nun schon so. Und es werden noch zwei weitere folgen, bevor er über London direkt ins schillernde Box-Mekka in die Wüste Nevadas zur frühzeitigen Akklimatisierung fliegt.
Kampf gegen Tyson Fury: Tom Schwarz hat drei Trainer
Trainieren. Essen. Schlafen. Mehr geht nicht in der Sportschule Kinema. Trotzdem verspürt Tom Schwarz keinen Lagerkoller. „Das alles hier fällt mir kein bisschen schwer“, versichert der 1,97 Meter große und 108 Kilo schwere Modellathlet, der sonst die schönen Dinge des Lebens zu genießen weiß. Jetzt zählt aber nur das Wesentliche. Dafür ist die so idyllische wie komfortable Einöde perfekt.
Das Wesentliche, das ist der Kampf nächsten Monat im legendären MGM-Grand Las Vegas gegen den Wladimir-Klitschko-Bezwinger Fury. Eine begeisternde Vorstellung im Duell mit dem britischen Ex-Weltmeister, das weiß der Newcomer der Schwergewichtsszene, kann für ihn der Tür-Öffner werden zum elitären Kreis der finanzkräftigen Königsklasse des Box-Sports.
Drei Männer wollen ihm dabei helfen, das Unmögliche gegen Fury möglich zu machen. Sepp Maurer, ein anerkannter Fitness- und Ernährungscoach sowie Inhaber des mit allem wissenschaftlichen Zubehör ausgestatteten Geräteparks in Neukirchen, soll sämtliche Kraftreserven des Boxers herauskitzeln. Die Schlaghärte optimieren. Und seine Ausdauer auf ein Level heben, dass Schwarz genügend Luft für zwölf knallharte Runden im Ring hat.
Tom Schwarz und Rene Friese: „Wir sind ein gutes Team“
Der in Las Vegas ansässige Kubaner Roberto Norris wiederum soll dem bisher nur in Deutschland und Tschechien in Erscheinung getretenen Schwarz den weltmännischen Boxstil vermitteln. Und dazu jene ausgefeilte Taktik, mit der man den bisher ungeschlagenen Fury den Giftzahn ziehen kann.
Vor allem aber ist da Rene Friese. Der Ascherslebener ist nunmehr der verantwortliche Coach für den SES-Boxer. Anfangs hatte der einstige DDR-Junioren-Vizemeister Schwarz’ Ex-Coach Dirk Dzemski assistiert. Durch dessen Zwangspause nach Hand-OP ist Friese nun erster Ansprechpartner für Schwarz.
„Das funktioniert sehr gut“, sagt der Boxer selbst. So gut, dass der 47-jährige bisherige Feierabend-Trainer seinen Job im Fahrzeugbau aufgegeben hat und sich ganz in die alte, neue Arbeit als Boxlehrer hineinkniet. „Wir sind ein gutes Team, ergänzen uns prächtig“, sagt Friese über seine Trainerkollegen.
An Schwarz schätzt er dessen mentale Stärke, Schnelligkeit und Beweglichkeit im Ring. „Durch die Wochen hier in der Sportschule Kinema hat er sich in allen Belangen noch einmal stark verbessern können“, lobt Friese seinen Schützling.
Tom Schwarz - Tyson Fury am 15. Juni in Las Vegas
Nun starten sie in die nächste Phase der Vorbereitung. Seit Montag ist unter anderem ein 2,06 Meter großer Ukrainer, exakt die Größe Furys, Schwarz’ Trainingskollege. Jetzt, so sagt Friese, stehe Partnerarbeit auf dem Trainingsplan. Zuviel aber will der Coach nicht verraten, um dem gegnerischen Lager keine Informationen zu liefern.
Dort, in London, hat ebenfalls die Sparringsphase begonnen. Fury hat sich dafür Erkan Teper einfliegen lassen. In der Vergangenheit hatte der Deutsch-Türke auch schon mit dem SES-Stallgefährten von Schwarz, Agit Kabayel, zusammentrainiert.
Am kommenden Samstag wird Tom Schwarz dann einen der wenigen Abstecher aus der Trainingseinöde in seine Wahlheimat Magdeburg machen. Wenn die SES-Boxer Robin Krasniqi und Stefan Härtel dort im Supermittelgewicht um die EM kämpfen, sitzt er am Ring. Ablenken vom Wesentlichen, seinem eigenen Kampf und dessen Vorbereitung, kann ihn aber auch das nicht. (mz)