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Tennis Krönender Abschluss: Justin Engel bei Nachwuchs-WM dabei

Was für ein Tennis-Jahr für Justin Engel. Das deutsche Super-Talent ist beim letzten Turnier der Saison dabei - eine ganz besondere Auszeichnung.

Von Lars Reinefeld, dpa Aktualisiert: 15.12.2025, 14:47
Justin Engel ist als erster Deutscher bei den Next Gen ATP Finals dabei. (Archivfoto)
Justin Engel ist als erster Deutscher bei den Next Gen ATP Finals dabei. (Archivfoto) Marijan Murat/dpa

Dschidda - Die Belohnung für ein starkes Tennis-Jahr kam für die deutsche Nachwuchshoffnung Justin Engel unverhofft. Eigentlich hatte der 18-Jährige gerade die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen, als er die Nachricht bekam, als Nachrücker doch noch bei den Next Gen ATP Finals dabei zu sein. An dem prestigeträchtigen Event in Saudi-Arabien nehmen die besten acht Spieler des Jahres teil, die nicht älter als 20 Jahre sind.

„Die Teilnahme ist für mich etwas ganz Besonderes. Es fühlt sich wie eine Belohnung für dieses gute Jahr 2025 an“, sagte Engel der Deutschen Presse-Agentur. In der Siegerliste des Turniers finden sich prominente Namen: 2021 hatte der aktuelle Weltranglistenerste Carlos Alcaraz (Spanien) triumphiert, zwei Jahre zuvor hatte sich der Italiener Jannik Sinner den Titel geholt.

Der gebürtige Nürnberger Engel ist nun der erste Deutsche überhaupt, der bei der seit 2017 ausgetragenen Veranstaltung dabei ist. Und mit 18 Jahren der Jüngste bei dieser Auflage, die am Mittwoch beginnt. „Ich freue mich riesig, als jüngster Spieler gegen die besten U20-Profis antreten zu dürfen.“

Günstige Auslosung

Weil der Tscheche Jakub Mensik und Vorjahressieger João Fonseca aus Brasilien kurzfristig absagten, ist Engel qualifiziert und trifft in der Gruppenphase auf den Belgier Alexander Blockx, den Serben Dino Prizmic und Nishesh Basavareddy aus den USA. Topfavorit Learner Tien aus den USA wartet dann frühestens im Halbfinale. Eine Partie dauert maximal fünf Sätze, jeder Durchgang geht nur bis vier Spiele. 

„Ich denke, für Justin ist alles möglich. Er kann alle Spiele gewinnen, aber auch alle verlieren. Aber es ist toll, dass er überhaupt dabei ist. Das hat er sich nach diesem Jahr verdient“, sagte Deutschlands Herren-Bundestrainer Michael Kohlmann.

Tolle Erfolge in Deutschland

Anfang 2025 war Engel nur Tennis-Insidern ein Begriff. Doch in den vergangenen zwölf Monaten hat er sich bereits mehrmals ins Rampenlicht gespielt. Beim ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum gewann er in der ersten Runde gegen Routinier Jan-Lennard Struff, der früher noch als Babysitter auf den kleinen Justin Engel aufgepasst hatte. Beim Rasen-Turnier in Stuttgart stürmte Engel mit seinem druckvollen Spiel sogar bis ins Viertelfinale.

Der Lohn: Im September war Engel, der nach der Trennung von Ex-Profi Philipp Kohlschreiber nun mit dem erfahrenen Trainer Ulf Fischer zusammenarbeitet, in Japan erstmals im deutschen Davis-Cup-Team dabei. Beim klaren Sieg in Japan gewann er beim Stand von 3:0 sogar sein Einzel - als jüngster deutscher Tennisprofi seit Boris Becker. „Das war etwas ganz Besonderes für mich“, sagte Engel. Im Oktober holte er in Hamburg seinen ersten Challenger-Titel.

„Hamburg war für mich in diesem Jahr der Ort, an dem ich so viel erlebt habe. Erst im Frühjahr am Rothenbaum beim ATP 500 gegen Struffi zu gewinnen und dann im Oktober noch meinen ersten Challenger-Titel zu holen, das war mega“, sagte Engel, der jeweils von den Zuschauern getragen wurde. „In und für Deutschland zu spielen ist ohnehin besonders.“

Ehrgeizige Ziele für 2026

In der Weltrangliste hat sich Engel durch seine Erfolge bis auf Platz 187 vorgearbeitet, womit er bei den Australian Open im Januar in der Qualifikation dabei sein wird. „Ich will dort unbedingt Matches gewinnen“, sagte Engel, der sich für 2026 auch sonst ehrgeizige Ziele gesetzt hat. „Es soll 2026 Richtung Top 100 in der Weltrangliste gehen.“

Das deutsche Tennis kann einen ambitionierten und erfolgreichen Newcomer wie Engel sehr gut gebrauchen. Hinter dem Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev (28) klafft qualitativ eine Riesenlücke. Daniel Altmaier (27) ist als zweitbester deutscher Spieler die Nummer 47 der Welt, die Routiniers Struff (35/84.) und Yannick Hanfmann (33/103.) befinden sich auf der Zielgeraden ihrer Karriere.

Kein Wunder, dass der Trubel um Engel bereits groß ist. Zu groß, wie Zverev findet. „Lasst den Jungen mal in Ruhe. In zwei, drei Jahren werden wir sehen, wie gut er ist“, sagte der Olympiasieger von 2021. „Ihr braucht ihn nicht mit Boris zu vergleichen, ihr braucht ihn auch mit mir nicht zu vergleichen“, sagte Zverev. Vielmehr solle Engel seinen eigenen Weg gehen.