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Acht Fragen, acht Antworten So funktioniert RB Leipzig: Ralf Rangnick , Dietrich Mateschitz, Oliver Mintzlaff

Von Ullrich Kroemer 26.08.2016, 16:41
RB Leipzigs Macher wacht über sein Werk: Sportdirektor Ralf Rangnick.
RB Leipzigs Macher wacht über sein Werk: Sportdirektor Ralf Rangnick. GEPA pictures

Leipzig - Am Sonntag startet RB Leipzig in Hoffenheim (17.30 Uhr) als 55. Bundesligist seit der Gründung in die erste Liga. Wir beleuchten häufig gestellte Fragen und Vorurteile rund um den Klub. 

1. Wie hat sich Red Bull im deutschen Fußball eingekauft?
Auf der Suche nach einem passenden Klub für ein Sponsoring kamen die Red-Bull-Planer 2008 auf die Idee, gleich selbst einen eigenen Verein zu gründen. Da der Weg in die Bundesliga bei einem regulären Start in der 3. Kreisklasse zu lange gedauert hätte, kaufte RBL die Lizenz für die fünftklassige Oberliga beim Leipziger Vorortklub SSV Markranstädt ein – mutmaßlich für einen hohen sechsstelligen Betrag. Durch eine Abteilungsfusion wechselte die gesamte Männerabteilung des SSV 2009/10 zu RB Leipzig; in der Spielzeit darauf kehrten alle Teams bis auf die erste Männermannschaft zurück nach Markranstädt.

2. Warum darf RB Leipzig überhaupt in der Bundesliga mitspielen?
Sächsischer Fußball-Verband (SFV), Nordostdeutscher Fußball-Verband (NOFV) und Deutscher Fußball-Bund (DFB) stimmten den Aufstiegen bis in die dritte Liga weitgehend problemlos zu. Eine monatelange Hängepartie gab es bei der Lizenzierung für die zweite Liga 2014 durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL), da RB die 50+1-Regel zwar nicht rein juristisch, aber dem Gedanken nach umgangen habe, formulierten Kritiker. Die Regel besagt, dass Investoren keine Stimmenmehrheit in den Gesellschaften haben dürfen, über die der Spielbetrieb geregelt wird. Doch da die RB-Gegner in den Reihen der DFL mit einer Klage wohl keinen Erfolg gehabt hätte, erhielt der Klub die Eintrittskarte – immerhin mit einigen Auflagen und Bedingungen, unter anderem der Bildung einer Spielbetriebs GmbH, Neuordnung und –besetzung der Gremien, Logoänderung. 

Red Bull ist zu 99 Prozent Eigentümer von RB Leipzig

3. Wem gehört eigentlich RB Leipzig?
Die Red Bull GmbH ist zu 99 Prozent Gesellschafter der RB Leipzig GmbH, das entspricht 2,475 Millionen Euro. Zu 0,5 Prozent – 25.000 Euro – ist der Verein beteiligt. Denn entgegen der landläufigen Meinung ist es laut 50+1-Regel nicht verboten, dass Investoren die Mehrheit an einer Spielbetriebs-GmbH besitzen. Die 50+1-Regel besagt lediglich, dass der Stammverein 50 Prozent der Stimmanteile plus eine weitere Stimme an der Spielbetriebs GmbH halten muss.

Das ist seit der Ausgliederung der GmbH im Dezember 2014 auch bei RB Leipzig der Fall. Bei RB Leipzig sind die Übergänge zwischen Verein und Investor der GmbH allerdings sehr fließend. Multifunktionär Oliver Mintzlaff etwa ist als Geschäftsführer der GmbH, Präsident des Vereins und Red-Bull-Fußballchef dem Investor, dem Verein und der Spielbetriebs-GmbH gleichermaßen verpflichtet.

4. Hat RB Leipzig ein unbeschränktes Budget?
Nein. Im September jedes Jahres findet in der Red-Bull-Zentrale ein sogenanntes Budgetplanungs-Meeting statt. Dabei bilanzieren alle Abteilungen des Red-Bull-Konzerns das Geschäftsjahr und stellen bei Firmengründer Dietrich Mateschitz persönlich ihre Jahresetat-Planung vor. So auch die vier Fußballklubs. Dabei legt der Kaufmann Mateschitz Wert auf ein realistisches Ausgaben-Nutzen-Verhältnis. Für diesen Kurs steht auch Chefoptimierer Oliver Mintzlaff. Das festgelegte Budget darf im Falle von außerplanmäßigen Ausgaben nur dann um maximal zehn Prozent überschritten werden, wenn der Aufsichtsrat zustimmt.

Seite 2: Wer bestimmt bei RB Leipzig und baut RBL ein neues Stadion?

5. Warum hat RB Leipzig nur 17 stimmberechtigte Mitglieder?
Der Klub hat aktuell 797 Mitglieder. Neben den aktiven Mitgliedern gibt es mittlerweile 378 Fördermitglieder. Stimmberechtigt sind jedoch nur die 17 ordentlichen Mitglieder, die dem Red-Bull-Konzern nahe stehen oder Angestellte des Mateschitz-Konzerns sind. 15 dieser 17 stimmberechtigten Mitglieder sind bekannt. Darunter sind neben den RBL-Funktionären auch der Red-Bull-Finanzchef Walter Bachinger oder Christopher Reindl, Chef der Red Bull Media House GmbH. Die Namen zweier im März 2016 hinzugekommener Mitglieder wollte der Verein bisher nicht preisgeben.

Wer stimmberechtigtes Mitglied wird, bestimmt RB. Das gilt ausschließlich für Personen, die aufgrund ihrer Qualifikation einen Nutzen für RB haben. „Normalsterbliche” haben keine Chance zur Aufnahme. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 800 Euro jährlich plus 100 Euro Aufnahmegebühr. Juristisch ist das nicht anfechtbar. „Bezüglich der Höhe von Mitgliedsbeiträgen gibt es keinerlei Vorgaben durch den Gesetzgeber, solange ein Beitrag nicht sittenwidrig ist. Jeder Verein kann frei darüber bestimmen. Gleiches gilt für die Frage, wer Mitglied werden soll und wer nicht”, sagt der Sportjurist Johannes Arnhold.

6. Gibt es bei RB Leipzig Fan-/Mitglieder-Mitbestimmung?
Offiziell hat nur ein einziges Mitglied aus der Unterstützerbasis Stimmrecht: Der 61-jährige Wolfgang Altmann wurde aus dem Kreise der Fördermitglieder ausgewählt und sitzt seither im Aufsichtsrat. De facto gibt es aber eine Reihe von Möglichkeiten, wo aktive Fans ihre Bedürfnisse und Wünsche äußern können. Fördermitglieder dürfen einmal pro Jahr bei der Mitgliederversammlung teilnehmen und Fragen stellen.

Dazu veranstaltet RBL seit diesem Sommer für die Mitglieder der offiziellen Fanclubs (OFC’s) Informationsveranstaltungen bzw. Fragerunden im Stadion im Beisein von Klubboss Mintzlaff und Sportdirektor Ralf Rangnick. Und auch bei wichtigen Fanthemen wie jüngst anlässlich der Erhöhung der Ticketpreise für die Bundesliga werden Informationsveranstaltungen bzw. Diskussionsrunden abgehalten.

Red-Bull-Boss Mateschitz segnet Millionen-Deals ab

7. Wer hat bei RB Leipzig das letzte Wort?
Ralf Rangnick im sportlichen Bereich; Oliver Mintzlaff auf wirtschaftlicher Ebene. Generell gibt es bei RBL aufgrund der schlanken Führungsstruktur extrem schnelle Entscheidungswege. Wo andere Vereine eine Mitgliederversammlung einberufen müssen, können Mintzlaff und Rangnick beim gemeinsamen Abendessen entscheiden.

Mintzlaff hat den engsten Draht zu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der bei wichtigen Entscheidungen wie Millionentransfers informiert wird, aber nicht ins operative Geschäft eingebunden ist. Der Multimilliardär ist kein ausgewiesener Fußballexperte, vertraut deswegen seinen Führungskräften Rangnick und Mintzlaff und hält sich aus strategischen Entscheidungen heraus. Mateschitz’ Besuche im Leipziger Stadion kann man an einer Hand abzählen.  

8. Baut RBL ein neues Stadion?
Die Stadionfrage wird bei RBL intern und öffentlich heiß diskutiert, ist aber noch nicht abschließend beantwortet. Bis zur Entscheidung in der Winterpause 2016/17 stehen drei Optionen zur Debatte. Erstens: RB bleibt Mieter bei Stadionbesitzer Michael Kölmel und baut das vorhandene Stadion im Stadtzentrum auf etwa 55.000 Plätze aus. Tendenz: Unwahrscheinlich, da Mateschitz nicht in fremdes Eigentum investieren will. Stadt und Kölmel müssten RBL bei den Kosten entgegenkommen.

Zweitens: RB kauft das Stadion und baut aus. Tendenz: Wahrscheinlicher, Kölmel müsste allerdings verkaufen wollen. Problem: Infrastrukturell ist die Lage nicht eben günstig für an- und abreisende Fans. Dazu ist das 2005 fertiggestellte WM-Stadion nicht mehr zeitgemäß und hat im regelmäßigen Bundesligabetrieb allerhand Schwachstellen offenbart.

Drittens: RB baut am Rand/vor den Toren Leipzigs eine Arena für 70.000 bis 80.000 Zuschauer neu. Dann wäre RBL für den Fanansturm bei Topspielen – aktuell in der Bundesliga und irgendwann vielleicht in der Champions League – gerüstet. Das wäre allerdings teuer und in der Planungsphase aufwändig, da die Stadt ihr neues Fußball-Aushängeschild mit aller Macht im Zentrum halten will. Doch laut einem Mintzlaff-Interview im Fachblatt Sponsors gibt es aktuell eine „leichte Tendenz zum Neubau”. (mz)