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Red-Bull-Fußballboss RB Leipzig: Bleibt Oliver Mintzlaff Geschäftsführer?

Von Ullrich Kroemer 14.06.2016, 12:54

Leipzig - Frühestens am 1. Mai, spätestens jedoch am 1. Juli wollte Oliver Mintzlaff das Amt des Geschäftsführers bei RB Leipzig wieder abgeben. Der 40-Jährige ist als Red-Bull-Fußballchef und Vereinsvorsitzender von RB Leipzig ohnehin der mächtigste Mann im Fußball-Universum des Brauseherstellers. Zu Jahresbeginn hatte der 40-Jährige zusätzlich noch die Geschäftsführung der RBL GmbH von Ulrich Wolter übernommen (jetzt Abteilungsleiter Operations) – ursprünglich interimsweise.

„Uns fehlt eine effiziente Unternehmenskultur”, hatte Mintzlaff den Schritt im Januar erklärt. Da bis zum 1. Januar kein neuer Geschäftsführer gefunden wurde, „wollte ich die wichtigen Prozesse, schlanker und effizienter zu werden und im Marketing-und-Sales-Bereich keine weiteren Gelder liegen zu lassen, selbst angehen”. Durch diesen Prozess kalkulierte Mintzlaff mit Einsparungen im hohen siebenstelligen Bereich. „Deswegen habe ich mich entschieden, das Ganze noch operativer als zuvor zu übernehmen und bis Ende Juni durchzuführen”, hatte er damals begründet.

Vorerst kein Nachfolger in Sicht

Zu diesem Zeitpunkt hatte RB bereits einen externen Nachfolger – oder eine Nachfolgerin – ausgewählt. Im Trainingslager in Belek sagte Mintzlaff: „Wir haben uns intern festgelegt, sind aber so verblieben, dass wir noch nichts kommunizieren. Ich glaube, dass wir eine sehr gute Lösung gefunden haben.”

Nach MZ-Informationen scheint sich diese Option nun zerschlagen zu haben; zum 1. Juli wird kein neuer Geschäftsführer bei dem Bundesliga-Aufsteiger anfangen. Wie durchsickerte, ist es dagegen durchaus eine Option, dass Mintzlaff die Geschäfte bei RBL auch weiterhin führt.

Warum, so lauten die internen Überlegungen, müsse der Ablauf in einem gut gehenden Geschäft eigentlich geändert werden? Übertragen auf den Fußballplatz heißt das: Weshalb braucht ein Cheftrainer mit starken Co-Trainern (vier Abteilungsleiter) noch einen weiteren Assistenten, der eine sechsstellige Summe im Jahr verdienen würde?

Interne Lösung im Sinne der Do-it-yourself–Mentalität

Zwar haben Mintzlaff und Kollegen mit den Stadionaus- beziehungsweise Neubau-Plänen, den Umstrukturierungen in der Geschäftsstelle sowie den organisatorischen Herausforderungen im ersten Bundesligajahr jede Menge zu tun. Doch eine interne Lösung entspräche der Do-it-yourself–Mentalität des Unternehmens sowie von Mintzlaff persönlich. Wenn sich kein zu 100 Prozent geeigneter Kandidat findet, dann werden die Dinge eben RB-intern geregelt. Bei Ralf Rangnicks Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor lief es ähnlich – und erfolgreich.

Probleme könnte die aktuelle Konstellation höchstens bei der Uefa-Lizenzierung bereiten, wenn RB Leipzig eines Tages international spielen sollte. Als „Head of Global Soccer“ ist Mintzlaff schließlich für alle Red-Bull-Standorte und die generelle Fußballstrategie im Red-Bull-Konzern zuständig.

Sportrechtler: „Bösen Schein einer Einflussnahme ausräumen”

Die konkreten Lizenzierungsbedingungen sind in den Teilnahmebedingungen der Uefa für Europa League und Champions League begründet. Dort heißt es: „Niemand darf gleichzeitig, direkt oder indirekt, in irgendeiner Funktion oder mit irgendeinem Mandat an der Führung, der Verwaltung und/oder den sportlichen Leistungen von mehr als einem an einem Uefa-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein beteiligt sein.” 

Sportrechtler Johannes Arnhold, der sich intensiv mit RB Leipzig beschäftigt hat, sagt: „Ein Fall also, der bei den bislang bestehenden Strukturen durchaus auf RB Leipzig zutreffen könnte.”

Der Sportjurist Dr. Paul Lambertz erklärt: „Die Uefa will die Integrität ihrer Wettbewerbe mit ihren Lizenzvorgaben umfassend schützen. Sie will offensichtlich und richtigerweise erreichen, dass nicht eine interne Entscheidung sondern der sportliche Erfolg entscheidend für das Weiterkommen in ihren Wettbewerben ist.” So solle bereits der „böse Schein einer möglichen Einflussnahme ausgeräumt werden”, sagt Lambertz.

Spätestens wenn Leipzig und Salzburg gemeinsam in einem Uefa-Wettbewerb spielten, müssten jegliche Zweifel an der Unabhängigkeit der beiden Vereine beseitigt sein. „Ansonsten könnte nur eines der beiden Teams starten”, sagt Lambertz.

Entflechtung zwischen Leipzig und Salzburg

Zwar ist die Nähe zwischen den beiden Klubs von Investor Dietrich Mateschitz auch weiterhin nicht zu leugnen. Rein formal allerdings wurden die Verbindungen zwischen Salzburg und Leipzig mittlerweile entflochten; das Team Global Soccer, das Mintzlaff bei Red Bull anführt, ist offiziell nicht mehr für Salzburg zuständig.

Durch diesen Schachzug dürfte Mintzlaff wohl auch künftig gleichzeitig im operativen Geschäft des Teams Global Soccer bei Red Bull sowie als Geschäftsführer bei RB Leipzig tätig sein. „Die personelle und gesellschaftsrechtliche Entflechtung ist der da schon der richtige Weg”, sagt Lambertz. „Ob damit etwaige Zweifel der Uefa beseitigt sind beziehungsweise werden, wird die Zukunft zeigen”, schätzt der renommierte Sportrechtler ein.