1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. Sieg eingewechselt: RB Leipzigs Neulinge Oliver Burke und Naby Keita werden zu Matchwinnern

Sieg eingewechselt RB Leipzigs Neulinge Oliver Burke und Naby Keita werden zu Matchwinnern

Von Ullrich Kroemer 11.09.2016, 12:25
Oliver Burke in seinem ersten Spiel für RB Leipzig
Oliver Burke in seinem ersten Spiel für RB Leipzig X03329

Leipzig - Sie sprechen beide noch kaum ein Wort Deutsch. Doch Oliver Burke und Naby Keita waren nach RB Leipzigs historischem ersten Bundesliga-Heimsieg gegen Borussia Dortmund die gefragtesten Spieler.

Der Schotte Burke musste auf Englisch erklären, wie er sein allererstes Spiel für Leipzig erlebt hatte und wie er den Ball für seinen Kollegen vorbereitet hatte. Der stille Keita berichtete auf Französisch davon, wie er sich zuvor auf der Bank auf die entscheidende Ballberührung zum 1:0 (0:0) in der 89. Minute vorbereitet hatte.

Vor allem Burke war nach seinem allerersten Spiel für die Leipziger völlig aus dem Häuschen. „Die Fans waren toll und unglaublich laut”, sagte er zur Atmosphäre, als das mit knapp 43.000 Zuschauern vollbesetzte Stadion nach dem Siegtreffer eruptierte. Die Fans veranstalteten einen ebensolchen ohrenbetäubenden Lärm wie beim Aufstieg in die Bundesliga im Mai. Die Spieler stapelten sich auf einem Jubelberg an der Eckfahne – mittendrin, Trainer Ralph Hasenhüttl, der von der Bank angesprintet kam. „Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, es war atemberaubend. So etwas habe ich noch nicht erlebt”, sagte Burke sichtlich beeindruckt. 

Burke zur Torvorlage: „Irgendetwas wird schon passieren”

Der 19 Jahre alte Schotte hatte erst am Dienstag das erste Mal mit seiner neuen Mannschaft trainiert und war trotz seiner noch vorhandenen taktischen Defizite gegen Schwergewicht Borussia Dortmund ins kalte Wasser geschmissen worden. Nach seiner Einwechslung in der 69. Minute war deutlich geworden, weshalb Sportdirektor Ralf Rangnick den bulligen Rechtsaußen unbedingt von Nottingham Forest verpflichten wollte und ihn bei dessen Vorstellung als „Naturereignis” bezeichnet hatte. Burke bringt Körper, Tempo und Zug zum Tor mit und überraschte die Dortmunder mit diesen Qualitäten. 

Bei der Beschreibung seiner Torvorlage bewies der Teenager mit der witzigen Locken-Frisur und den Segelohren Entertainer-Qualitäten. „Ich habe Naby Keita nicht wirklich gesehen”, sagte er. „Aber den Ball in dieser Zone in den Fünf-Meter-Raum zu spielen – warum nicht? Ich dachte, irgendetwas wird schon passieren. Wir haben getroffen und darauf kommt es doch an, richtig?” 

Hasenhüttl: „Mit jedem Ball mehr Selbstvertrauen”

Der stille Keita hingegen beschwor die Konzentration, mit der er bei seiner Einwechslung ins Spiel gegangen war. „Ich war auch auf der Bank hellwach, weil ich wusste, wenn ich reinkomme, muss ich bei 100 Prozent sein. Ich habe meine 15 Minuten perfekt genutzt.” Der Mann aus Guinea widmete sein Tor mit ernstem Gesicht „allen Fans von RB Leipzig” – das hatte beinahe etwas Sakrales an diesem triumphalen Premierenabend. 

Burke und Keita war es vorbehalten, die vorausgegangene enorme läuferische und kämpferische Leistung der Leipziger zu krönen. Zwar hatte RBL nur etwa 35 Prozent Ballbesitz; doch die Hasenhüttl-Elf lief erstaunliche 116 Kilometer, sechs mehr als Gegner Dortmund. „Wir wollten unser Hauptaugenmerk anfangs auf das Spiel gegen den Ball richten, uns Sicherheit holen, dem Gegner zeigen, wie schwer es ist, hier durchzukommen”, sagte Hasenhüttl. „Das hat uns mit jedem Ballgewinn mehr Selbstvertrauen gebracht.”  

RBL-Trainer: „Einwechslungen haben uns den Punch gegeben”

Anfangs konnte RB die erzwungenen Fehler der Dortmunder noch nicht nutzen, weil die Gastgeber selbst zu fahrig und ungenau im Spielaufbau agierten. Genau darauf wies der Chefcoach in der Halbzeitpause sein Team hin. „Es reicht nicht zu sehen, dass man mithalten kann, sondern man muss den richtigen Moment nutzen, um sich endgültig zu belohnen”, forderte Hasenhüttl. „Die Einwechslungen haben uns den notwendigen Punch gebracht, um mehr auf den Siegtreffer zu gehen.”

So blieb die Erkenntnis, dass RB Leipzig gegen das noch in der Findungsphase befindliche Topteam des BVB in der Bundesliga mit Konzept, Klasse und Konzentration mehr als bestehen kann – auch mit der Elf der vergangenen Saison aus der zweiten Liga. Den Unterschied aber haben die für insgesamt knapp 50 Millionen Euro verpflichteten Zugänge gemacht. Wohl dem Aufsteiger, der zwei Zugänge mit Rekordtransferwert von der Bank bringen kann.

Oliver Burke und Naby Keita werden ebenso wie der starke Timo Werner aller Voraussicht nach nicht zum letzten Mal in dieser Saison gefragte Gesprächspartner sein. (mz)