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Denkwürdige Ruck-Rede RB Leipzig: Ralf Rangnick geht mit denwürdiger Ruck-Rede in die Offensive

Von Ullrich Kroemer 03.02.2018, 08:30
Sichtlich verägert zeigte sich Ralf Rangnick über die abgelaufene Transferperiode bei RB Leipzig.
Sichtlich verägert zeigte sich Ralf Rangnick über die abgelaufene Transferperiode bei RB Leipzig. dpa-Zentralbild

Leipzig - RB Leipzigs neuer Offensivmann Ademola Lookman hatte nach seiner Vorstellung gerade das Podium verlassen, da hob Ralf Rangnick zu einer denkwürdigen (Selbst-)Kritik an. Eine echte Ruck-Rede (alle Themen im Wortlaut finden Sie hier), ein Zeichen nach innen und außen.

Der Sportdirektor hätte die für RB wenig zufriedenstellend verlaufene Transferperiode schönreden und in Verteidigungshaltung gehen können. Doch der 59-Jährige entschied sich für Offensive, legte den Finger schonungslos in die klaffenden Wunden und kündigte „gravierende Änderungen” im Transfersystem und in der Nachwuchsarbeit des Bundesligisten an, „sowohl personell als auch strukturell“.

Rangnick gestand ein, dass den Klub die Kreuzbandverletzung von Marcel Halstenberg „böse und unerwartet getroffen” habe und es trotz aller Anstrengungen in den verbleibenden sieben Transfertagen nicht gelungen sei, Ersatz zu finden. „Mit diesem Umstand kann ich nur schwer umgehen”, gab Rangnick zu. „Ich erwarte auch in einer solchen Situation, dass wir Lösungen auf dem Papier haben und umsetzen können.”

Ralf Rangnick kündigt Konsequenzen an

Das war nicht der Fall; alle kontaktierten Linksverteidiger waren entweder gar nicht oder nur zu horrenden Preisen verfügbar. Eine deutliche Niederlage für Rangnick & Co., aus der der Manager Konsequenzen zieht: „Darauf können Sie Gift nehmen: Ich werde meine gesamte Arbeitskraft darauf verwenden, dass das in Zukunft anders wird.”

Die derzeit nach dem Abgang von Johannes Spors führungslose Scoutingabteilung genüge aktuell nicht den internationalen Ansprüchen von RBL. „Wir werden uns so aufstellen, dass wir jeden Spieler auf der ganzen Welt kennen, jeden in Deutschland, Europa und auch jeden in China, Indien, Japan – scheißegal, wo es vielleicht noch Fußballer gibt, die wir noch nicht kennen”, versprach Rangnick.

Rangnick rechnet mit der RBL-Nachwuchsarbeit ab

Und auch die fehlenden Alternativen im Nachwuchs „in einer Notsituation wie dieser” mahnte er so deutlich an wie noch nie. „Wir wollten die U19 nach der Abmeldung der U23 brutal aufwerten. In Wahrheit müssen wir konstatieren, dass wir die schlechteste U19 der vergangenen sechs Jahre haben, und dass keiner der Spieler in Frage kam, Forsberg oder Halstenberg auch nur annähernd zu ersetzen“, polterte der Schwabe. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Spieler im eigenen Nachwuchs haben, die unseren Ansprüchen genügen.” Eine harsche Kritik an der bisherigen Arbeit der Nachwuchsabteilung.

Um das zu ändern, erklärte Rangnick die Sichtung geeigneter Jugendlicher nun zur Chefsache. „Ich werde mich höchstpersönlich einbringen, wenn es um die Auswahl von 15-,16-, 17-Jährigen geht”, sagte er.

Hasenhüttl fordert wieder mehr Geschlossenheit

Kurzfristig hilft das Trainer Ralph Hasenhüttl freilich wenig. Der Fußballlehrer hörte sich Rangnicks Ausführungen vor der wegweisenden Partie bei Borussia Mönchengladbach (Sa., 18.30 Uhr im Liveticker) aufmerksam an und musste erklären, wie er das Team nun ohne Abwehr-Verstärkung zurück auf einen Champions-League-Platz zu manövrieren gedenkt.

„Wir stehen dafür, das Maximum aus dem vorhanden Personal herauszuholen und auf dem Platz außergewöhnliche Lösungen zu finden”, sagte Hasenhüttl. Der Österreicher appellierte an das Team, in Zukunft wieder geschlossener – taktisch und emotional – zu agieren. „Wir waren im vergangenen Jahr in unserem Netz, in der Gemeinschaft so stark, dass wir gewisse Defizite kompensieren konnten. Darauf wird es auch jetzt ankommen”, so Hasenhüttl.

„Wir sind noch immer RB Leipzig, Vizemeister und von unserer Art zu spielen überzeugt“

Und Rangnick schob hinterher: „Wir haben den Anspruch, dass die Mannschaft im Schwarm wieder besser agiert. Wir müssen erreichen, dass die Gruppe wieder besser spielt als es die Summe der Einzelspieler vielleicht vermuten lässt.”

Dabei soll auch Ademola Lookman helfen. Der 20 Jahre junge Leihspieler vom FC Everton präsentierte sich unbekümmert („Football is football.”) und aufgeweckt. „Wenn er uns nur hilft, das Trainingsniveau wieder anzuheben oder ein, zwei Spiele zu gewinnen, hat er seine Aufgabe schon erfüllt”, sagte Hasenhüttl.

Bei aller Kritik betonte der 50-Jährige trotz der aktuell kritischen Gesamtsituation: „Wir sind noch immer RB Leipzig, Vizemeister und von unserer Art zu spielen überzeugt. Wir versuchen, uns wieder in die Position zu bringen, dass wir wieder eine Serie starten können.” Keine schlechte Idee vor dem Spiel gegen den direkten Konkurrenten Gladbach. (mz)