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Aussagen des RBL-Sportdirektors RB Leipzig: Die Inhalte von Rangnicks Ruck-Rede im Wortlaut

Von Martin Henkel 03.02.2018, 13:43

Leipzig - Kein Ersatz für den am Kreuzband verletzten Marcel Halstenberg, dafür einen 20-jährigen Engländer für den Bauchmuskelmaladen Emil Forsberg verpflichtet, und der gescheiterte Transfer des 16 Jahre alten Portugiesen Ùmaro Embaló: Es gab eine Menge zu besprechen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr), die für RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick zu einer Abrechnung mit der eigenen Scoutingarbeit sowie der U-19 geriet. Und die der Chefstratege dazu nutzte, um zu erklären, woran Embalós Wechsel gescheitert ist.

Die Mitteldeutsche Zeitung dokumentiert seine Aussagen. Auch die zu den Champions-League-Ambitionen des Vereins, über sein Verhältnis zu Trainer Ralph Hasenhüttl und dass ab sofort kein Profi weltweit mehr vor dem Monitoring der Sachsen sicher sein kann. „Scheißegal, wo die auch Fußball spielen.“

Ralf Rangnick über…

 Zugang Ademola Lookman: „Ich kenne den Spieler seit zweieinhalb Jahren, habe seine Entwicklung verfolgt. Er hat noch nicht so viel gespielt, aber wenn er gespielt hat, hat er es gut gemacht. Er ist ein richtig gefährlicher Offensivspieler, der beide Offensivseiten besetzen kann. Ademola hat Stürmerblut, kann aber im Mittelfeld auf beiden Seiten agieren. Wir werden ihn gut gebrauchen können.“

… Warum es - untypisch für RB - keine Kaufoption gibt: „Es ist untypisch für uns, klar. Aber genauso untypisch ist es, dass uns Emil Forsberg seit acht, neun Wochen fehlt, und es ist immer noch nicht abzusehen, wann er wieder spielen kann. Deshalb wollten wir uns auf dieser Position absichern, sodass wir nicht die gesamte Rückrunde eine Extremsituation haben. Was dann im Sommer wird, werden wir sehen.“

… Ob 14 Spiele reichen, um sich in RBs System einzufinden: „Eines ist doch klar: Wenn es eine Position gibt, wo das Verhalten in unserem Spiel noch am ehesten durch Neue erlernbar ist, dann im Sturm oder dem offensiven Mittelfeld. Da kommt es auch auf die individuellen Qualitäten an.“

… Warum er keinen Ersatz im eigenen Verein gefunden hat: „Wir hätten uns natürlich schon gewünscht, dass wir in so einer Notsituation vielleicht auch ein oder zwei Spieler aus dem eigene Nachwuchs nachschieben können. Das können wir nicht, das müssen wir selbstkritisch eingestehen. Wir haben letzten Sommer die U-23 abgemeldet mit der klaren Vorgabe, dass die U-19 brutal aufgewertet wird. In Wahrheit müssen wir feststellen, dass wir die schlechteste U-19 der letzten sechs Jahre haben. Keiner dieser Spieler kam in Frage, Forsberg oder Marcel Halstenberg zu ersetzen.“

… Was das zur Folge hat: „Wir arbeiten seit einigen Wochen daran, das zu ändern. Es wird gravierende Veränderungen geben. Auch im Scouting sowohl personell als auch strukturell. Die Planungsscoutingsitzungen ab der U-15 bis zur U-19 werden in meinem Beisein stattfinden. Ich werde mich jetzt persönlich einbringen, wenn es um die Rekrutierung der 15- und 16-Jährigen geht. Aufgrund der Entwicklung, die wir im Profibereich genommen haben, müssen wir andere Benchmarks setzen und in Zukunft dafür sorgen, dass wir für solche Notsituationen eigene Spieler haben. Da kann man Gift drauf nehmen, dass sich das ändern wird. Ich werde meine gesamte Arbeitskraft darauf verwenden, dass das in Zukunft anders aussehen wird.“

 ... Wieso RB keinen Ersatz für Halstenberg finden konnte: „Wir hatten dafür sieben Tage. Das war wenig Zeit. Wir haben jeden für uns in Frage kommenden Verteidiger geprüft, ob es sportlich und finanziell Sinn ergibt, ihn zu verpflichten. Es gab keinen, der machbar gewesen wäre. Mit diesem Umstand kann ich allerdings nur schwer leben. Ich erwarte von uns, dass wir für so eine Situation Lösungen auf dem Papier haben. Das war nicht so, deshalb sind die Änderungen, die wir vornehmen werden, dringend notwendig. Ich sehe das aber als normal an. Strukturell und personell konnten nicht alle Abteilung Schritt halten mit unserer schnellen Entwicklung. Wir werden darauf intensiv reagieren. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir für die nächsten zwei, drei Jahre uns unseren Ansprüchen genügend aufstellen.“

 … Ob der Abgang von Chefscout Johannes Spors damit im Zusammenhang steht: „Der Abgang von Johannes Spors war sein eigener Wunsch. Aber wir hatten die Umbaumaßnahmen schon geplant, als er noch bei uns war. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass er sich verändern wollte. Aber dass kein falscher Zungenschlag entsteht: Seit Halstenbergs Verletzung hat die Scoutingabteilung Tag und Nacht daran gearbeitet, einen Ersatz zu finden. Aber die, die wir uns vorstellen konnten, waren entweder nicht verfügbar oder nur zu astronomischen Beträgen zu haben.“

… Ob durch die Ausfälle von Schlüsselspielern und dem sehr kleinen Kader das Saisonziel gefährdet ist, wieder die Champions League zu erreichen: „Letztes Jahr wollten wir eine sorgenfreie Saison spielen. Wären wir am Ende Zehnter geworden, wären wir alle zufrieden gewesen. Wenn wir in der aktuellen Situation in der zweiten Saison am Ende Fünfter sind, wären wir auch alle zufrieden. Durch die außergewöhnliche Saison aber, die wir letztes Jahr gespielt haben, fühlt sich das gerade nicht so gut an. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Allerdings, dafür, dass wir im zweiten Jahr mit immer noch sehr vielen Spielern agieren, die in der 2. und 3. Liga gespielt haben, erleben wir eine völlig normale Geschichte. Aber der Trainer und ich sind sehr ehrgeizig, deshalb legen wir nicht die Hände in den Schoss. Wir haben den Anspruch, dass die Mannschaft wieder mehr Punkte sammelt und im Team, im Schwarm, im Netz besser agiert.“

… Ob der Kader für die Ambitionen des Vereins ausreichend gut bestückt ist: „Wir werden uns jetzt so aufstellen, dass wir in den nächsten Sommertransferperioden jeden Spieler auf der ganzen Welt kennen – jeden in Deutschland, jeden in Europa, oder China, Japan oder Scheißegal wo es Fußballspieler gibt.“

… Ob in den jüngsten Wochen sein Verhältnis zum Trainer gelitten hat: „Wir haben in den letzten Wochen genauso regelmäßig und intensiv miteinander gesprochen, wie es das die ganze Zeit schon war. Und daran wird sich auch nichts ändern. Ich kann mich sehr gut in ihn hineinversetzen und weiß, was ein Trainer empfindet, wenn Verletzungen wie die von Halstenberg passieren oder Emil Forsberg unerwarteter Weise nicht wieder fit wird. Mir geht es als Sportdirektor ja nicht anders. Das eint uns komplett. Meine Rolle besteht darin, dass ich ihm den Rücken freihalten. Und das wird in Zukunft auch so sein.“

… Woran der Transfer von Ùmaro Embaló gescheitert ist: „Wir haben uns lange mit dem Spieler beschäftigt. Ich war einmal in Lissabon, der Präsident von Benfica später bei uns. Wir hatten in allen Bereichen Einigung sowohl mit dem Verein als auch mit dem Spieler. Wir waren schon auf der Suche nach Haus und Wohnung. Und wir hatten Einigung über eine eventuelle Honorierung seines Beraters, wenn sie den Statuten nach hätte stattfinden dürfen. Aber es gibt nun einmal Regularien, an die wir uns halten. Und so lange der Spieler nicht volljährig ist, darf kein Berater zu Rate gezogen und schon gar nicht honoriert werden. An diesem Punkt ist dann gescheitert. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.“

… Ob die Forderungen zu hoch waren: „Es ging ausschließlich darum, sich an bestehende Regularien zu halten. Mir tut es für den Jungen leid und auch um die ganze Zeit und Energie, die wir da reingesteckt haben.“

(mz)