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RBL vs. Hoffenheim RB Leipzig gegen 1899 Hoffenheim: Jogi Löw sieht Leipzigs Sieg im Spitzenspiel der Bundesliga

Von Ullrich Kroemer 28.01.2017, 16:00

Leipzig - RB Leipzig lässt sich auch von Hoffenheim nicht stoppen: Nach Rückstand gewann Rasenballsport im Spitzenspiel mit 2:1 (1:1) und fügte Hoffenheim die erste Saisonniederlage zu. Nach einem groben Foulspiel von Sandro Wagner an Stefan Ilsanker waren die Hoffenheimer ab der 60. Minute nur noch zu zehnt – die Entscheidung im bis dahin ausgeglichenen Spiel.

Amiri hatte die Gäste in Führung gebracht (18.). Werner (38.) und Sabitzer (78.) drehten die Partie. Mit nun 42 Punkten bleibt RBL weiter Bayern-Jäger und hat 13 Punkte Vorsprung auf Rang sieben, der nicht für einen europäischen Startplatz genügen würde.

Ausgangslage

Dieses Spiel hatte erst ein einziges Mal stattgefunden – zur Premiere der Leipziger in der Fußball-Bundesliga im August. Spottname: „El Plastico”. Doch fußballerisch gehört das Duell gerade zum Besten, das die Bundesliga zu bieten hat. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl warnte: "Sie sind sehr cool am Ball und lösen Situationen, die andere schon längst durch einen langen Ball entschärft hätten, spielerisch. Das ist der Anspruch, den sie an sich selbst haben und das ziehen sie auch durch." Der Österreicher erwartet das Team von Jungtrainer Julian Nagelsmann als „eine sehr, sehr mutige Mannschaft, die sich hier nicht verstecken, sondern flott mitspielen wird – ein hochklassiges, sehr, sehr enges Spiel”. Nicht zuletzt ist die Partie auch ein Schlagabtausch zweier Trainer der Stunde der Bundesliga, die zwar 20 Lebensjahre trennen, die sich sonst aber nicht unähnlich sind.

Personal

An der Personalsituation bei RB Leipzig hatte sich im Vergleich zum 3:0 gegen Eintracht Frankfurt nicht viel geändert. Emil Forsberg fiel wegen seiner Rot-Sperre weiter aus, Lukas Klostermann tastet sich nach seinem Kreuzbandriss wieder an die Mannschaft heran. Nur Oliver Burke musste wegen einer Grippe passen. Sonst sind alle Kicker der Leipziger fit. Routinier Marvin Compper musste zwar unter der Woche wegen Adduktorenschmerzen ein Training abbrechen, war aber gegen seinen Ex-Klub dabei. Bei Hoffenheim fehlten Toljan, Rupp und Atik. Kramaric hatte zuletzt Magenprobleme, stand aber wieder in der Startformation. Uth musste dafür zunächst auf die Bank.

Fans

Da die Anhänger der TSG Hoffenheim nicht zu den reisefreudigsten der Liga gehören, war der Gästeblock mit etwa 1200 Fans aus dem Kraichgau nur spärlich besetzt. Auch deswegen war das Stadion mit 39.633 nicht ganz ausverkauft. In dieser Saison waren bislang nur gegen Augsburg Plätze leer geblieben.

Im Hinspiel hatten die Hoffenheimer mit (selbst-)ironischen Plakaten den Protest gegen RB Leipzig, der auch den eigenen Klub tangiert, auf die Schippe genommen. Eine Choreografie der Leipziger Fans wie gegen Frankfurt gab es gegen die TSG nicht. Übrigens: Unter den Zuschauern war auch ein besonderer Gast. Zum ersten Mal überhaupt besuchte Bundestrainer Joachim Löw ein Spiel von RB Leipzig.

Spielverlauf und Analyse

Erste Hälfte:

Dass in dieser Spitzenpartie viel auf dem Spiel steht, war zu Beginn beiden Teams anzumerken. RB Leipzig war zwar dominant und hatte in der Anfangsphase etwa 60 Prozent Ballbesitz. Doch die Leipziger leisteten sich ebenso wie die Gäste aus Sinsheim zahlreiche hektische Fehlpässe im Spielaufbau. Dennoch hatte die Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl zwei große Gelegenheiten durch Naby Keita, der eine Hereingabe von Timo Werner aus halblinker Position neben den Kasten setzte (4.). TSG-Keeper Oliver Baumann kratzte einen wuchtigen Kopfball von Willi Orban von der Linie (17.).

Kurz darauf zeigten die Hoffenheimer, was sie so gefährlich und erfolgreich in dieser Saison macht. Aus einer Umschaltbewegung von der eigenen Strafraumkante heraus riss Kerem Demirbay mit einem herrlichen Diagonalball über das halbe Spielfeld die zurückeilende Leipziger Abwehr auseinander. Marvin Compper konnte Nadiem Amiri und Andrej Kramaric nicht am Kombinationsspiel hindern, sodass sich beide den Ball im RB-Strafraum zupassen konnten wie im Training. Amiri brauchte nur noch einzuschieben (18.).

Die Hausherren versuchten, mit Wucht auf den ersten Rückstand im eigenen Stadion in dieser Saison zu reagieren. Doch oftmals blieb das Spiel in der ersten Hälfte zu ungenau und überhastet. Zudem nutzte Rasenballsport seine Torchancen nicht: Yussuf Poulsen ballerte eine Hereingabe des bis zur Grundlinie durchgestarteten Marcel Sabitzer über den Kasten (25.). TSG-Stürmer Sandro Wagner grätschte in einen Schuss von Werner, den Halstenberg aufgelegt hatte (30.).

Da Hoffenheim nicht nur spielerische Klasse hat, sondern auch physisch zu den Topteams der Liga gehört, wurde nach etwa einer halben Stunde der Spielfluss immer wieder durch Fouls unterbrochen.

Doch RB bewies Nehmerqualität und Mentalität, blieb auch in diesem Spiel, in dem nicht alles klappte, am Ball. Aus unübersichtlicher Situation gelangte der Ball über Poulsen, Sabitzer und Keita zu Timo Werner, der das Spielgerät an Baumann vorbei zum Ausgleich ins Tor spitzelte (38.). Der Protest der Hoffenheimer, weil Poulsen bei der Ping-Pong-Situation zuvor der Ball an den Arm gesprungen war, nützte nichts. Ein verdientes Remis zur Pause.

Zweite Hälfte:

In den zweiten 45 Minuten neutralisierten sich beide Teams zunächst im Mittelfeld. Die beiden Spitzenmannschaften kämpften um jeden Meter, häufige Spielunterbrechungen waren die Folge. Nach einer Viertelstunde übertrieb es Gäste-Stürmer Wagner, als er gegen Ilsanker überhart einstieg und dem Österreicher unbeherrscht aufs rechte Schienbein trat. Leipzigs „Eisenmann Ilsanker sank schreiend zusammen, Schiedsrichter Wolfgang Stark zog ohne großes Zögern die Rote Karte (60.). Eine harte, aber nachvollziehbare Entscheidung.

Wagner reklamierte gar nicht groß, entschuldigte sich lange bei Ilsanker und half dem defensiven Mittelfeldspieler wieder auf die Beine.

Gegen zehn Hoffenheimer ergaben sich mehr gefährliche Aktionen für die Hasenhüttl-Elf. Werner (67.) vergab gegen Baumann, der auch Poulsens starken Außenristschuss glänzend parierte (69.).

Hoffenheim igelte sich nun zunehmend mit Fünferabwehrkette in der eigenen Hälfte ein, während RB auf den Siegtreffer drückte. Der gelang den Leipzigern etwas glücklich, als Sabitzer 20 Meter vor dem Tor abzog. Fabian Schär rutschte der Ball so unglücklich durch die Beine, dass Baumann keine Chance hatte (78.)

Danach war das Spiel gelaufen. Trotz eines nicht optimalen Tages hat RB Leipzig Moral bewiesen, sich mit viel Aufwand gegen den Rückstand gestemmt und das Spiel mit harter Arbeit und die unnötige Rote Karte gegen Hoffenheim auf seine Seite gezogen.

Ausblick

Am kommenden Samstag steht für RB Leipzig das spannendste Auswärtsspiel der Rückrunde an. Zum Topspiel des 19. Spieltags gastieren die Leipziger bei Borussia Dortmund (18.30 Uhr). Hoffenheim empfängt im Südwest-Duell den FSV Mainz 05 (Sa., 15.30 Uhr).

Statistik

RB Leipzig – TSG Hoffenheim 2:1 (1:1)

RB Leipzig: Gulacsi – Bernardo, Orban, Compper, Halstenberg – Ilsanker, Demme – Keita (90. Kaiser), Sabitzer – Werner (90.+ 2 Khedira), Y. Poulsen (73. Selke).

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann – Süle, Vogt (46. Schär), Hübner – Kaderabek, Zuber – Rudy – Demirbay, Amiri (76. Szalai) – Wagner, Kramaric (63. Uth).

Tor(e): 0:1 Amiri (18., Kramaric), 1:1 Werner (38., Keita), 2:1 Sabitzer (78.); Torchancen: 9:3; besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Wagner (60., überhartes Foul an Ilsanker); Eckenverhältnis: 7:4; Schiedsrichter: Stark (Ergolding); Gelbe Karten: Poulsen (35.), Compper (85.), Selke (90.+2) / Amiri (25.), Hübner (90.); Zuschauer: 39.633 Zuschauer in der Red-Bull-Arena Leipzig

(mz)