1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. Boykott: RB Leipzig: Boykottieren Fans der Bundesliga-Vereine den Aufsteiger?

Boykott RB Leipzig: Boykottieren Fans der Bundesliga-Vereine den Aufsteiger?

22.07.2016, 17:06

Leipzig - Alle lagen sie sich in den Armen: Die Fans auf den Tribünen der Leipziger Arena und in den Kneipen der Stadt, die Spieler und das Trainerteam auf dem Rasen, Mätzen Dietrich Mateschitz und RB Leipzig-Vorstandschef Oliver Mintzlaff in der Vip-Loge. Einfach alle. Der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga Ende Mai stellte für die "Roten Bullen" den vorläufigen Höhepunkt der jungen Klubgeschichte da. Ab Ende August wartet nun das nächste große Abenteuer: die erste Liga.

Während RBL nicht nur in Leipzig, sondern weiten Teilen der neuen Bundesländer die Sympathien zufliegen - 20.000 Dauerkarten wurden verkauft, der Zuschauerschnitt von 29.167 ist der höchste aller Ostvereine -, steht der Klub im Fan-Fokus der Traditionsvereine wie Borussia Dortmund oder dem 1. FC Köln. Und das ist nicht positiv gemeint. "Für mich ist RB Leipzig kein Fußballclub, sondern eine Marketingstrategie, die eine neue Dimension der Kommerzialisierung unseres Fußballsports darstellt", erklärt beispielsweise der Vorsänger und Ultra-Chef der Kölner, Stephan Schell. In einem Interview mit dem Kölner FC-Fanprojekt bringt Schell auch einen Vorschlag, wie die Fans der Bundesliga-Vereine dem Neuling begegnen sollen: "Wenn es nach mir geht, fährt keine Szene hin. Alle Erstligaszenen tun geschlossen so, als wenn es nur 17 Bundesligavereine gibt."

Boykottaufrufe schon zu Zweit- und Drittliga-Zeiten

Fan-Boykott: Ein Szenario, das den Leipzigern bestens bekannt ist. Seitdem Red Bull in den Leipziger Fußball investiert und RBL 2009 aus der Taufe hob, kommt es immer wieder zu Boykottaufrufen gegnerischer Fans. In der vergangenen Zweitliga-Saison boykottierte ein Großteil der Gäste-Anhänger die Auswärtsspiele bei den "Roten Bullen". Nicht zuletzt im Aufstiegsspiel gegen den Karlsruhe SC war der Gästeblock der einzige Bereich im Stadion, der leere Plätze aufwies. Droht ähnliches nun auch in der Bundesliga?

Zum ersten Heimspiel am 10. September kommt Borussia Dortmund nach Leipzig. Der Verein weiß eine der größten Anhängerschaften Deutschlands hinter sich, auch in Mitteldeutschland hat der der BVB nach dem FC Bayern die zweitgrößte Fangemeinde. In der Vergangenheit fielen die Dortmunder Fans aber auch mit massiver Kritik an RB Leipzig auf. Das Aufeinandertreffen von Borussias U23 mit RB Leipzig in der Drittliga-Saison 2013/2014 boykottierten sie. Wie die Fanszene mit dem Bundesliga-Spiel am 2. Spieltag umgeht, ist noch nicht entschieden, heißt es Dortmunder Fankreisen. 

Dortmund-Heimspiel wird so oder so ausverkauft

Bei RB Leipzig gibt man sich dennoch gelassen. Alles andere als eine ausverkaufte Bundesliga-Heimspiel-Premiere wäre eine Sensation - inklusive vollem Gästeblock mit 4.000 BVB-Fans. Denn auch in der Vergangenheit rief der harten Kern der Borussen schon zu Boykott-Aktionen auf: wegen angeblich überteuerter Ticketpreise. Voll wurden weite Teile des Gästebereichs dennoch meist. Zu groß ist die BVB-Fanschar, die sich über den Auftritt der Schwarz-Gelben vor der eigenen Haustür freut. So auch beim größten BVB-Fanclub in der Region, den Ostborussen. Anders als bei allen übrigen Spielen verzichtet man zwar auf eine gemeinsame Busfahrt nach Leipzig, das hat jedoch vor allem pragmatische Gründe: Die Entfernung sei für viele Mitglieder zu gering, außerdem stehe in Frage, dass der Fanclub genügend Eintrittskarten erhalte. 

Für das Heimspiel gegen den BVB hat RB den Vorverkauf auf zwei Tickets pro Person begrenzt. Ab dem 8. und 9. August haben offizielle Mitglieder der Fanclubs ein Vorkaufsrecht. Zwischen dem 10. und 14. August kommen dann jene Fans zum Zug, die in der Vergangenheit bereits im RB-Ticketsystem registriert worden sind - unter anderem die 20.000 Dauerkarteninhaber. Erst danach, ab dem 15. August, könnten alle Fans auf noch verfügbare Tickets zugreifen. Dass das Kontingent überhaupt bis dahin reicht, bezweifelt man in Leipzig. Schon jetzt boomt der Schwarzmarkt. (cbo/mz)