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Interaktive Karte Wo Dynamo Dresden, 1. FC Magdeburg, Hansa Rostock und Co. ihre Fanhochburgen haben

Von Clemens Boisserée 06.06.2016, 03:00

In einer großen Datenanalyse von rund 100.000 Postleitzahl-Angaben hat die Mitteldeutsche Zeitung die Verteilung der Mitglieder von acht Traditionsvereinen aus dem Osten visualisiert. Hier zeigen wir Ihnen interessante Ergebnisse und erklären, weshalb immer mehr Fußballfans Mitglied in ihrem Verein werden.

Die interaktive Karte basiert auf den Mitgliederdaten, die die Mitteldeutsche Zeitung im März 2016 bei den Vereinen abgefragt hat.

Teilgenommen haben Dynamo Dresden, der 1. FC Magdeburg, der Hallesche FC, Hansa Rostock, der Chemnitzer FC, Rot-Weiß Erfurt und Energie Cottbus. Ebenfalls angefragt wurden die Daten vom FC Erzgebirge Aue, diese Anfrage blieb leider unbeantwortet. 

Auch der künftige Bundesligist RB Leipzig blieb unberücksichtigt, da hier lediglich ein System der "Fördermitgliedschaft" existiert, das sich nicht mit der Struktur der übrigen Vereine vergleichen lässt. Die Leipziger haben lediglich 17 stimmberechtigte Mitglieder. 

Die übermittelten Daten wurden anonymisiert übermittelt, die MZ hat lediglich die Anzahl der Mitglieder pro Postleitzahl aus dem Datenbestand der Vereine erhalten. Anschließend wurden die Daten um etwaige Wohnorte im Ausland bereinigt, aus diesem Grund kann es zu leichten Abweichungen zwischen offiziellen Vereinsangaben und den hier veröffentlichten Zahlen kommen.

Auch bei den Bundesliga-Vereinen hat die MZ Mitglieder-Daten abgefragt. Allerdings auf einer weitaus gröberen Ebene: Ein Großteil der letztlich 16 teilnehmenden Vereine wollte seine Daten nur für die oberste Postleitzahl-Ebene veröffentlichen, der FC Bayern und der FC Augsburg lehnten eine Teilnahme ab oder ließen mehrere Anfragen unbeantwortet. Die Visualisierung finden Sie hier.

Diese Anwendung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die veröffentlichten Daten wurden nach bestem Wissen und Gewissen in diese Anwendung übernommen, dabei kann es zu Fehlern in Form von Abweichungen oder Zahlendrehern gekommen sein.

Sie haben einen solchen Fehler entdeckt? Oder Sie haben Sie Anmerkungen zur Anwendung? Schreiben Sie uns eine E-Mail: [email protected].

Dynamo dominiert – über Landesgrenzen hinweg

Der Fußballosten ist im Aufschwung: Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue sind zurück in der zweiten Liga, mit RB Leipzig kehrt nach sieben Jahren ein Club aus den neuen Bundesländern in die Bundesliga zurück. Auch in Magdeburg herrscht nach einem starken ersten Jahr in der dritten Liga Euphorie.

Der sportliche Erfolg macht sich auch in Zahlen bemerkbar: Die Zuschauertabelle der dritten Liga wird mit der SG Dynamo Dresden, dem FCM und Hansa Rostock von drei Ostklubs angeführt. Besonders der Drittliga-Meister und Aufsteiger aus Sachsen zog die Fans an: Über 500.000 verfolgten die 19 Heimspiele im Dresdener DDV-Stadion, 27.432 im Schnitt. Damit wäre Dynamo selbst in der zweiten Liga unter den Top-Vier gelandet.

Und auch in einer anderen Kategorie führt die SGD die Fancharts der Vereine im Osten an: die der Mitglieder. Knapp 17.000 Angehörige hat die Vereinsfamilie im Frühjahr 2016, als die Mitteldeutsche Zeitung mit ihrer Daten-Abfrage bei den Vereinen oberhalb der vierten Spielklasse begann. Nach dem Zweitliga-Abstieg 2014 lag die Zahl noch bei rund 14.000 – ein Anstieg um über 20 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre.

Allein 12.500 Sachsen haben eine Mitgliedschaft bei Dynamo abgeschlossen, deutschlandweit sind es 16.500. Beim Blick durch die Liste der offiziellen Fanclubs finden sich Gruppen aus Freising bei München, Hannover oder Köln wieder. Die größten Dynamo-Bastionen in den alten Bundesländern stellen Berlin (257 Mitglieder) und der Freistaat Bayern (749).

Die Dynamo-Hochburg außerhalb der eigenen Stadt ist dabei vor allem das beschauliche Hartmannsdorf-Reichenau im Osterzgebirge. Jeder fünfte der 1150 Bewohner ist Mitglied bei den Schwarzgelben. Ernsthafte Konkurrenz hat Dynamo in Sachsen ohnehin kaum. Der Chemnitzer FC kommt nur auf knapp über 2000 Mitglieder, der FC Erzgebirge Aue, der sich trotz mehrmaliger Anfrage leider nicht an der MZ-Datenerhebung beteiligte, kommt auf etwa 6500. Erstligist RB Leipzig zählt aktuell rund 300 Fördermitglieder.

Rostock und Union teilen sich den Nordosten

Dass mancher „Exil-Ossi“ seine Fanliebe in den Westen getragen hat, ist keine Dresdner Exklusiverscheinung. So kann sich Union Berlin beispielsweise über ordentliche Unterstützung aus Hamburg (70 Mitglieder), Bayern (176) oder auch Baden-Württemberg (140) freuen. Hansa Rostock unterdessen stellt nach Dynamo (329) die zweitgrößte Zahl an Sympathisanten in Nordrhein-Westfalen (276).

Ansonsten duellieren sich Union und Hansa besonders im äußersten Nordosten Deutschlands. So leben beispielsweise in Templin in Brandeburg 16 Union-Mitglieder und neun Hansa-Unterstützer, während in Schwedt an der Grenze zu Polen die Verteilung genau anders herum liegt. Dabei kann der FCH sogar unmittelbar vor den nördlichen Toren Berlins eine kleine Enklave für sich beanspruchen: In einem Teil des Mühlenbecker Lands leben mehr Hansa- als Union-Mitglieder, gleiches gilt für einzelne Stadtbezirke im Westen Berlins, beispielsweise Moabit.

Trotz der regionalen Rivalität ist das Verhältnis der beiden Traditionsklubs und ihrer Anhänger zueinander in Ordnung. Gerade erst waren Unioner auf Einladung des FCH für ein Freundschaftsspiel zum 50. Hansa-Geburtstag im Ostseestadion zu Gast

Wo sich HFC und FCM duellieren

Merseburg Nord gegen die „Bauern“, Hallescher FC gegen 1. FC Magdeburg – die beiden größten Fußballvereine Sachsen-Anhalts duellieren sich nicht nur sportlich, auch auf Fan-Ebene ist die Vorherrschaft stets umkämpft. Die MZ-Karte zeigt dabei eine klare Aufteilung: Der FCM dominiert mit seinen rund 3000 Mitgliedern den Norden Sachsen-Anhalts, die rund 1100 HFC-Mitglieder im Land leben überwiegend im Süden.

So zählen beispielsweise Schönebeck und Burg über 100 FCM-Mitglieder – aber keinen einzigen HFC-Unterstützer. Demgegenüber hat der Hallesche FC seine Hochburgen außerhalb der eigenen Stadt beispielsweise in Teutschenthal, Eisleben oder Weißenfels. Überraschend kommt die Magdeburger Dominanz in Dessau. Die Stadt gilt für viele als HFC-Hochburg – die Mitgliederzahlen schlagen jedoch deutlich zu Gunsten des FCM aus. Auf zwölf Fans des HFC kommen 24 Magdeburger.  

Doch natürlich gibt es auch Gebiete, in denen das Duell Rot-Weiß gegen Blau-Weiß äußerst umkämpft ist. In Sangerhausen beispielsweise teilen sich die beiden Fanlager fast gleichermaßen, gleiches gilt für Könnern, Bad Dürrenberg und Nebra.

Wieso viele Fans auch Mitglied sein wollen

Ein Teil seines Herzensklubs sein, per Stimmrecht Einfluss auf Vereinsentwicklungen nehmen und besondere Vorteile genießen. Die Gründe für eine Mitgliedschaft sind vielfältig. Ein ganz entscheidender Grund ist sicherlich das allerorts geltende Vorkaufrecht auf Eintrittskarten. So sorgte die hohe Zahl an Derbys für einen wahren Zuschauer-Boom bei vielen Ostvereinen, Mitglieder hatten beim Wettbewerb um die begehrten Eintrittskarten – beispielsweise für das Ostderby Magdeburg gegen Dresden - so einen echten Vorteil.

Aber: Für viele gehört es einfach dazu, neben dem Fanschal und der Dauerkarte seine Sympathie auch per Mitgliedschaft zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus ist die Mitgliedschaft– zumindest in einigen Klubs – die einfachste Möglichkeit, um Einfluss auf dessen Geschicke zu nehmen. In eingetragenen Vereinen wie dem Halleschen FC haben Mitglieder das Recht, Anträge auf Mitgliederversammlungen zu stellen, eigene Kandidaten für Vereinsgremien zu nominieren und bei Abstimmungen vom Wahlrecht gebraucht zu machen.  

Dabei gibt es jedoch Einschränkungen. Viele Profi-Clubs sind längst kein klassischer eingetragener Verein (e.V.) mehr, sondern haben ihre Profimannschaften in separate Betriebe ausgelagert. Dies trifft beispielsweise auf den 1. FC Magdeburg zu, der seine erste Mannschaft in die Stadion- und Sportmarketing GmbH ausgelagert hat. Der e.V. ist dabei 100-prozentiger Anteilseigner und Gesellschafter, die GmbH-Geschicke können die Mitglieder aber nicht mehr direkt bestimmen.

Prominentestes Beispiel einer solchen Ausgliederung ist der Hamburger SV, der diesen Schritt im Sommer 2015 ging – und zuvor einen erheblichen Machtkampf in den eigenen (Fan-) Lagern auslöste. Nachdem die Mitgliederversammlung für die Ausgliederung votierte, lösten sich Teile der damaligen Fanszene ab und gründeten einen eigenen Verein, der seit vergangenem Jahr in der Hamburger Amateurklasse spielt.

Wieso die Vereine um neue Mitglieder werben

Neben solchen teils sentimentalen Gründen auf Fanseite sind jedoch auch die Vereine an neuen Mitgliedern interessiert. So locken sie ihre Fans durch Kampagnen und Vorteilsangebote in den Verein. Besonders aktiv ist dabei der FC Hansa Rostock, der unter dem Slogan „Du bist Hansa“ die Zahl seiner Mitglieder in den vergangenen fünf Jahren von 6500 auf fast 10.500 steigern konnte.

Der Hintergrund ist klar: Mitglieder bringen Beiträge und damit teils erhebliche Einnahmen. Bei Dynamo Dresden kostet die Jahresmitgliedschaft beispielsweise 72 Euro, bei knapp 17.000 Mitgliedern liegen die Einnahmen – Ermäßigungen berücksichtigt – im siebenstelligen Bereich.

Hinzu kommen besondere Aktionen: Eine Sonderumlage, mit der sich alle Mitglieder zur Zahlung eines doppelten Beitrags verpflichteten, spülte nach dem Abstieg 2014 mehr als eine Million Euro in die Vereinskasse. Mit dem Geld zahlte Dynamo ein Darlehen des Medienunternehmers Michael Kölmel zurück. Heute ist der Verein schuldenfrei.

Neben dem erwähnten Vorkaufsrecht auf Eintrittskarten bei attraktiven Pflichtspielen, erhalten Mitglieder in Dresden unter anderem Vergünstigungen im Fanshop und beim Kauf von Dauerkarten. Ähnliche Angebote bieten fast alle Ostvereine ihren Mitgliedern. 

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Und die Bundesliga?

Auch bei den Bundesliga-Vereinen hat die MZ Mitglieder-Daten abgefragt. Allerdings auf einer weitaus gröberen Ebene: Ein Großteil der letztlich 16 teilnehmenden Vereine wollte seine Daten nur für die oberste Postleitzahl-Ebene veröffentlichen, der FC Bayern und der FC Augsburg lehnten eine Teilnahme ab oder ließen mehrere Anfragen unbeantwortet.

Beim Blick auf die Visualisierung fällt zunächst vor allem eines ins Auge: Borussia Dortmund dominiert den Osten – mit der Einschränkung, dass die Zahlen des weltweit größten Vereins, des FC Bayern, nicht bekannt sind. Ebenfalls auffällig: Im Ruhrgebiet (Postleitzahlregion vier) hat der FC Schalke deutlich die Nase vor der Borussia. Auch im Rheinland muss sich eine Borussia dem Erzrivalen geschlagen geben: Die Postleitzahl-Region fünf führt der 1. FC Köln klar vor Borussia Mönchengladbach an.

Auch im Norden herrschen klare Verhältnisse: Mit über 52.600 Mitgliedern hat der Hamburger SV mehr als doppelt so viele Mitglieder im Postleitzahl-Gebiet zwei wie der SV Werder Bremen (22.000). Ein ganz enges Duell liefern sich unterdessen der Bundesliga-Absteiger aus Hannover und der VW-Werksverein VfL Wolfsburg. Am Ende behielten die Wölfe knapp mit 17737 Mitgliedern die Nase vor den 96ern mit ihren 17132 Anhängern. Weniger überraschend ist die Vorherrschaft des VfB Stuttgart im Südwesten und der Frankfurter Eintracht in Hessen und Rheinland-Pfalz.