Transfer-Zwischenbilanz RB Leipzig bleibt auf dem Transfermarkt weiter geduldig

Leipzig - Abwarten gehört normalerweise nicht zu den Stärken von Ralf Rangnick. RB Leipzigs ungeduldiger Sportdirektor lehrt nicht nur Hochgeschwindigkeits-Fußball; Rangnick denkt und arbeitet auch im ICE-Tempo. Bei den Transfers für die neue Saison jedoch mussten die RBL-Verantwortlichen jede Menge Geduld beweisen – und wurden dafür belohnt.
Seit dem Aufstieg gingen immerhin fünf Wochen ins Land, bis Rasenballsport mit Offensivmann Timo Werner und Torhüter Marius Müller die ersten namhaften und prestigeträchtigen Verstärkungen präsentieren konnte. Dazu kommt noch Delegierung des Rechtsverteidigers Benno Schmitz aus der Salzburger Red-Bull-Fußballfiliale.
Die ungewöhnlich lange Wartezeit strapazierte zwar die Nerven der Fans, doch mit den bisherigen Neuverpflichtungen ist Rangnick seinem Kurs absolut treu geblieben: keiner der Neuen ist älter als 22 Jahre, alle gelten als charakterlich tadellos, besitzen großes Entwicklungspotenzial und sprengen nicht das Ablöse- und Gehaltsgefüge.
DFB-Trainer lobt Keeper Marius Müller
Werner ist zwar nach dem Hype um ihn in seiner Entwicklung etwas stagniert, hat aber auch weiterhin nahezu grenzenloses Potenzial. Zwar sind zehn Millionen Euro Ablöse (plus drei Millionen an möglichen Bonuszahlungen) die Schmerzgrenze für RB. Doch schafft der 20-Jährige in Leipzig den nächsten Entwicklungsschritt - möglicherweise sogar zum Nationalspieler - wird sich sein Marktwert noch deutlich steigern.
Der langjährige Kaiserslauterer Müller hat nach einer Saison als Stammkeeper in der 2. Liga noch wenig Renommee, gehört jedoch hierzulande zu den besten Torhütern seines Jahrgangs. Frank Wormuth, U20-Trainer des DFB, sagt im Gespräch mit der MZ über seinen ehemaligen Schützling: "Marius Müller hatte schon in der U20-Nationalmannschaft eine tolle Präsenz, aufgrund seiner Größe, aber auch aufgrund seiner Art und Weise, sich zu artikulieren, wie er lautstark und im breiten Pfälzer Dialekt seine Vorderleute dirigierte."
Wie auch beim 1. FC Kaiserslautern stand Müller beim DFB-Nachwuchs anfangs eher im Hintergrund, „hat sich aber in seinem ersten Lehrgang behauptet und war danach fest im Kader dabei”.
RBL plant noch mit drei Neuen
Wie vor ihm schon etwa Kevin Trapp, Roman Weidenfeller oder Tim Wiese entstammt Müller (Ablöse: 1,5 Millionen) der prominenten Kaiserslauterer Torwartschule von Gerry Ehrmann. "Die Ausbildung von Gerry Ehrmann gilt zwar als alte, aber gute Schule. Die von ihm ausgebildeten Torhüter haben keine Angst, gehen furchtlos raus, sind perfekt konditioniert und gedrillt”, lobt Wormuth. Eine klare Nummer eins im RB-Tor gibt es vor dem Trainingsauftakt nicht. Müller soll Druck auf die etablierten Keeper Peter Gulacsi und Fabio Coltorti ausüben.
Nun fahndet Rangnick noch nach drei weiteren neuen Spielern. Ein Mittelfeldmann für die „Sechs” oder „Acht” soll noch kommen, ein Offensiv- sowie ein Defensivspieler. Dabei sucht RB nach einem Abwehrallrounder, der möglichst viele Positionen in der Viererkette spielen kann.
Denkbar ist etwa, dass Lukas Klostermann in der kommenden Saison häufiger als Innenverteidiger eingeplant wird, sodass das neue Defensiv-Multitalent auch als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen könnte. Fakt ist, dass RB nach den ersten erfolgreichen Transfers auch weiterhin genug Geduld bei der Suche nach dem perfekten Spieler aufbringen kann. (mz)