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Auswärtsspiel in Ingolstadt Ralph Hasenhüttl vor Rückkehr mit RB Leipzig zum FC Ingolstadt

Von Martin Henkel 06.12.2016, 16:14

Leipzig - Der Alltag ist zurück bei RB Leipzig. Und Alltag bei RB Leipzig, das bedeutet, Trainer Ralph Hasenhüttl bester Laune anzutreffen. Trotz russischer Kälte. Leicht durchgefroren aber mit sonnigem Gemüt kommentierte der Österreicher nach dem Vormittagstraining des Aufsteigers und Tabellenführers den Stand der Dinge bei sich und seinem Kader.

Schalke am Samstag (2:1), die Schwalbe von Timo Werner vor dem ersten Tor, irgendwelche Nachwehen, der Spieler soweit okay? Hasenhüttl verzog nicht mal eine von Raureif überzogene Augenbraue, als das Bundesrepublikweit teils so hysterisch verhandelte Strafstoßthema schon wieder sich vor ihm aufbaute. „Das Spiel gegen Schalke ist bei uns kein Thema mehr“, sagte Hasenhüttl, „das war es schon am Sonntag nicht mehr.“

Kein Wort mehr von Ralph Hasenhüttl zur Causa Timo Werner

Stimmte nicht ganz. Sonntag kam die gesamte Chefetage des Vereins mit Geschäftsführer Oliver Mintzlaff und Sportdirektor Ralf Rangnick am Trainingsplatz zusammen, um Geschlossenheit in der Frage zu demonstrieren, ob Werner nun ein Lügner oder Elferschinder sei. Hasenhüttl hatte nach dem Auslaufen mit grimmigem Gesicht auf die Angriffe reagiert und verlangt, man solle die „Kirche im Dorf lassen“. Jetzt aber, zwei Tage später: kein Wort mehr zur Causa. Alles gesagt, schon lange her. Der Blick, wie immer, nach vorn gerichtet. Und vorn, das ist das Spiel in Ingolstadt am Samstag (15.30 Uhr).

Die Partie wird keine Allerweltsbegegnung.  Die „Schanzer“ sind Tabellenletzter und können gegen den Tabellenersten „deshalb nur gewinnen“, so Hasenhüttl, „das ist keine einfache Konstellation.“ Zumal der Trainerwechsel von Markus Kauczinski zu Maik Walpurgis Wirkung zu haben scheint.

„Man hat Ingolstadt zu Beginn der Saison die Erstligatauglichkeit abgesprochen“, so Hasenhüttl, „zuletzt aber hat man gesehen, dass sie absolut in diese Liga gehören. Ich bin mir sicher, dass sie ihre Punkte holen werden.“ Kurze Pause, Hasenhüttls typischer Humor bahnte sich seinen Weg durch den Nachhall des letzten Satzes. „Nach dem Spiel gegen uns.“

Hasenhüttl kehrt zum FC Ingolstadt zurück

Ein eleganter Spagat war das. Hasenhüttl vertritt seit Sommer die Interessen seines neuen Arbeitgebers. Davor aber galt seine Loyalität drei Jahre lang dem FCI. Und mehr als das: auch seine Leidenschaft. Hasenhüttl übernahm den Audi-Klub in einem reichlich desolaten Zustand und formte aus dem abstiegsbedrohten Kader eine Aufstiegsmannschaft, die er in seinem letzten Jahr in der Liga hielt.

Dass Ralf Rangnick den Trainerjob in der vergangenen Saison überraschend selber machen musste, lag auch daran, dass Hasenhüttl nach dem Aufstieg es nicht fertig brachte, Ingolstadt zu verlassen. Obwohl der Vertrag mit RB unterschriftsreif vor ihm lag. Echte Zuneigung eben.

Dahin geht es also am Samstag. Hasenhüttl sagte, er freue sich drauf. Natürlich auf die, die er aus seiner Zeit dort kenne, Spieler, Funktionäre, Trainer. Und er gestand, sich bereits noch am Abend des Schalke-Spiels gedanklich mit dem kommenden Gegner beschäftigt zu haben. "Das war schon früher, als bei den Gegnern zuvor". Vielleicht war es ja auch ein kleiner Eskapismus aus der aufgeheizten Debatte um Werner gewesen. Erinnern ist schließlich gut für die Seele.

Eine so schwierige Aufgabe wie gegen die Knappen jedenfalls erwartet Hasenhüttl nicht. Man darf den Tabellenabstand auch als Indiz dafür lesen, dass Ingolstadt kein so ebenbürtiger Kontrahent werden wird die Schalker, die selbst dem Leipziger Trainer an der Seitenlinie mehr abverlangt haben als jeder andere Gegner zuvor. „Die Partie hat uns alle ganz schön geschlaucht, auch mich.“

Genauso wenig wird das verletzte Personal Hasenhüttl schlaflose Nächte bereiten. Marvin Compper trainiert nach seiner Sprungelenksverletzung zwar noch immer nicht mit dem Ball, ihn aber kann der Trainer in der Innenverteidigung durch Stefan Ilsanker adäquat ersetzen. Und dass mit Benno Schmitz am Samstag bereits der dritte Rechtsverteidiger nach 23 Minuten durch eine veritable Kopfnuss vom Feld musste, fiel auch nicht weiter ins Gewicht.

Benno Schmitz zurück im Training - Dominik Kaiser bleibt Alternative

Positionsdebütant Dominik Kaiser vertrat seine Vorgänger in bester Manier. Schmitz jedenfalls habe zwei Tage lang wegen Kopfschmerzen und Sehproblemen nicht trainieren können, lief am Dienstag aber einige Erholungsrunden und soll nach Angaben seines Coaches am Mittwoch wieder voll ins Training einsteigen können. Und wenn es nicht reicht bis Samstag, „dann haben wir ja Dominik“, so Hasenhüttl, „ich bin froh, dass wir aus der Not heraus wieder eine gute Lösung gefunden haben.“

Nota bene: Der Dienstag war der 100 Dienst-Tag für Ralph Hasenhüttl bei RB Leipzig seit dem ersten Ligaspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Ewig scheint es her. Sein Fazit zu diesen ersten 100 Tagen? „ Wir haben uns im Pokal still und leise verdrückt. Und was die Liga anbetrifft, da haben wir es sehr ordentlich gemacht.“ Es soll noch einer sagen, Hasenhüttl sei nach den Aufregungen des Wochenendes nicht wieder tiefenentspannt.