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RB Leipzig in Ingolstadt Ralph Hasenhüttl vor Bundesliga-Rückkehr mit RB Leipzig zum FC Ingolstadt entspannt

Von Martin Henkel 08.12.2016, 00:00
Ralph Hasenhüttl bei seiner Verabschiedung in Ingolstadt.
Ralph Hasenhüttl bei seiner Verabschiedung in Ingolstadt. imago sportfotodienst

Leipzig - Der nächste Gegner für den Tabellenführer RB Leipzig ist nicht so einfach, wie der Tabellenplatz vielleicht suggeriert. Der FC Ingolstadt ist zwar Tabellenletzter, aber er ist RB-Trainer Ralph Hasenhüttls vorherige Station gewesen, bevor er im Sommer zu den Sachsen wechselte.

Drei Jahre war der Österreicher Coach beim Audi-Klub und hat ihn in der zweiten Saison in die 1. Liga geführt und in der dritten dort gehalten. Klar sei das was ganz Besonderes für ihn, sagte Hasenhüttl am Donnerstag auf der Pressekonferenz und wies auf die Entwicklung des FCI unter dem neuen Trainer Maik Walpurgis hin. „Das wird ein ganz hartes Brett, das wir da bohren müssen.“

Bange aber wird dem 49-Jährigen natürlich nicht. Hasenhüttl wies noch einmal daraufhin, dass man sich jeden der 33-Tabellenführerpunkte hart erarbeitet habe – und nicht durch Schwalben, wie die Heftigkeit, mit der die Schwalbe von Timo Werner aus dem Schalke-Spiel vergangenen Samstag nahe gelegt habe. Hasenhüttl wies noch einmal daraufhin, dass das Thema für ihn abgehakt sei und bedauerte, dass es das „gute Spiel“ meiner Mannschaft gegen Schalke so in den Schatten gestellt habe.

Darüber hinaus sagte Ralph Hasenhüttl über ...

... die Personalsituation:

„Lukas Klostermann und Ken Gipson sind weiter im Aufbautraining. Marvin Compper kann gar nicht trainieren. Er wird hoffentlich nächste Woche einsteigen. Bei Bernardo sieht es am besten aus, ich könnte mir vorstellen, dass er kommende Woche ins Mannschaftstraining einsteigt. Benno Schmitz hat wieder ganz normal mittrainiert.“

... das Gefühl, am Samstag gegen seinen alten Klub FC Ingolstadt zu spielen:

„Es wird etwas Besonderes sein, in die Gästekabine zu gehen. Einfach, weil es so viele schöne Erinnerungen an meine Zeit dort gibt.“

... die Aussage des neuen Ingolstadt-Trainers Maik Walpurgis, RB Leipzig spiele „Lego-Fußball“:

„Das spricht davon, dass wir einen Plan im Spiel haben. Ich kann bestätigen, da hat er Recht. (lacht)

... den fußballerischen Status quo des Tabellenletzten:

„Es haben die Ergebnisse der letzten Wochen gezeigt, dass Ingolstadt wieder ganz anders auftritt als zu Beginn der Saison. Sie spielen jetzt mit mehr Überzeugung, mehr Entschlossenheit, Aggressivität. Wie ich finde, haben sie zuletzt gut gespielt und verdient vier Punkte geholt. Deswegen sind wir gewarnt. Die Tabelle anzuschauen hilft da wenig. Das wird ein dickes Brett, das wir da bohren müssen.“

... den Vergleich zwischen Ingolstadt unter Hasenhüttl vergangene Saison und dieser:

„Ich glaube nicht, dass man den FCI aus dem letzten Jahr als Maßstab heranziehen sollte. Das ist abgehakt das Kapitel. Wir haben damals einen Fußball gespielt, den so vor uns wahrscheinlich keine Mannschaft in der Bundesliga gespielt hat. So radikal, wie wir gepresst haben, war das eigentlich Harakiri. Aber es hat funktioniert. Und es war sicherlich eine überraschende Art, die Liga zu halten. Aber das wandert ins Archiv.“

... den Vorteil oder Nachteil, dass Ingolstadts Spieler und er sich so gut kennen:

„Ich habe mich diese Woche eher zurückgenommen, damit ich meinen Jungs nicht zu viel über den Gegner erzähle. Man kann es auch übertreiben. Man muss versuchen, das so zu halten wie gegen jeden anderen Gegner auch. Ob das von Vorteil ist, wissen wir am Samstagnachmittag.“

... ob sein Sohn, der bei Ingolstadt im Nachwuchs spielt, für ihn Auskünfte über den Gegner zusammentrage (lacht):

„Ich weiß nicht, was er gerade macht. Die Hinrunde der Saison ist schon vorbei, aber er muss wohl noch trainieren. Ich habe ihm definitiv nicht gesagt, er soll für mich beim Training spionieren.“

... über die Leistungsbereitschaft seiner Mannschaft:

„Ich habe die Woche über schon das Gefühl, dass meine Jungs ein bisschen die Leine brauchen. Wenn wir sie dann am Wochenende loslassen, sind sie richtig heiß. “

...Timo Werner und den Nachklang der Schwalben-Debatte:

„Es ist alles dazu gesagt. Das war die ganze Woche über kein Thema bei uns. Timo Werner ist bestimmt kein Spieler, der Schwalben mit Absicht produziert. Vielleicht schaut man jetzt genauer bei ihm hin. Aber er muss fokussiert bleiben. Er muss weiterhin seine Laufwege machen, seine Zweikämpfe führen, so wie er sie bis jetzt geführt hat. Ein bisschen schade finde ich, dass durch die Diskussion über ihn unser gutes Spiel gegen Schalke zu kurz gekommen ist. Die Punkte, die wir bislang erreicht haben, haben wir nicht durch Fehlentscheidungen erreicht. Es war die erste dieser Art für bzw. gegen uns. Das hat mich ein bisschen geärgert.“

... die Leistung im Spiel gegen Schalke 04 vergangenen Sonnabend:

„Manager Christian Heidel hat es ja erwähnt, dass Schalke das Gefühl gehabt habe, wir würden sie in den ersten Minuten überrollen. Die Leistung meiner Mannschaft war beeindruckend für mich.“ 

Der Vorbericht zu FC Ingolstadt gegen RB Leipzig

RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl blickt seiner Rückkehr zum FC Ingolstadt entspannt entgegen. Er spüre keine besondere Nervosität vor dem Duell des Bundesliga-Spitzenreiters (Samstag/15.30 Uhr bei Sky) beim Letzten aus Oberbayern, sagte der Fußball-Coach am Donnerstag. „Aber das wird, abgesehen von der Tatsache, dass man in die andere Kabine geht, schon etwas Besonderes für mich sein. Weil einfach zu viele positive Erinnerungen an diesen Ort da sind“, sagte der Österreicher. Es sei ja auch nicht das erste Mal, dass er als Trainer gegen einen Ex-Verein spiele.

Aber wird es Beifall oder doch Pfiffe geben? So richtig weiß Hasenhüttl nicht, wie herzlich sein Empfang ausfallen wird. „Ich habe viel Gutes zum Abschied gehört, aber es wird auch Leute geben, die meinen Schritt nach wie vor nicht verstehen können“, sagte der Österreicher der Sport-Bild. Bei seinem letzten Heimspiel auf Ingolstadts Bank hatte es Pfiffe und Plakate mit zum Teil heftigen Beschimpfungen gegeben. Wochenlang hatte seinerzeit das Tauziehen um den begehrten Coach gedauert.

Ralph Hasenhüttl hatte "die schönsten Jahre meiner Laufbahn" beim FC Ingolstadt

Die Bayern wollten ihn unbedingt halten. Der frühere Profi des 1. FC Köln hatte den Klub im Oktober 2013 auf dem letzten Tabellenplatz der 2. Liga übernommen. Es folgte 2015 der beeindruckende Aufstieg in die Bundesliga und ein beachtliches erstes Jahr im Oberhaus mit Platz elf. Hasenhüttl selbst sprach „von den bis dahin schönsten Jahren meiner Trainer-Laufbahn“.

Doch das Buhlen der Bullen und vor allem die Finanzkraft waren am Ende zu stark. Für die laut Ingolstadt „höchste Ablöse, die bisher für einen Trainertransfer in Deutschland bezahlt wurde“, wechselte der 49-Jährige zum Bundesliga-Neuling. Angeblich winkt dem FCI noch eine Nachzahlung im mittleren sechsstelligen Bereich, falls Leipzig Meister wird oder die Champions League erreicht.

FC Ingolstadt kriselt, RB Leipzig und Ralph Hasenhüttl siegen

So oder so - auf die Schanzer kamen nach dem Weggang ihres Aufstiegstrainers schwere Zeiten zu. Nachfolger Markus Kauczinski konnte nicht an die früheren Erfolge anknüpfen und musste nach zehn Spielen und nur zwei Punkten gehen. Der neue Hoffnungsträger Maik Walpurgis brachte es in seinen drei Spielen immerhin schon auf vier Punkte, dennoch bilden die Süddeutschen momentan das Tabellenende der Bundesliga.

Hasenhüttl indes erlebte in Leipzig einen fulminanten Aufstieg. Nach 13 Spielen ist der Aufsteiger immer noch ungeschlagen und reist als Tabellenführer nach Ingolstadt. Alles andere als ein Sieg der Sachsen am Samstag wäre eine große Überraschung, zumal die Sachsen mit ihrem Tempo-Fußball in dieser Saison schon ganz andere Kaliber aus dem Weg geräumt haben. Dass RB deshalb aber klarer Favorit sei, wollte der 49-Jährige nicht gelten lassen. „Ich glaube, wer die Tabelle als alleiniges Merkmal hernimmt, was uns da erwartet, dem kann man eigentlich auch nicht helfen. Es wird sehr schwer dort zu gewinnen“, sagte Hasenhüttl.

Ralph Hasenhüttl angeblich beim FC Arsenal auf der Liste

Mittlerweile ist der Leipziger Erfolgscoach sogar ins Blickfeld englischer Vereine gerückt. Laut Medienberichten soll der Familienvater schon als möglicher Nachfolger für Arsène Wenger beim englischen Topklub FC Arsenal gehandelt werden. „Der Artikel war nicht unbedingt rufschädigend“, sagte Hasenhüttl schmunzelnd, fügte aber ernsthaft an: „Darüber müssen wir uns nicht so viele Gedanken. Ich habe hier in Leipzig mein Glück gefunden.“

Sein großer Vorteil am Samstag ist, dass Hasenhüttl den Großteil der Ingolstädter Mannschaft bestens kennt, sein Team also gut auf den Gegner einstellen kann. „Meine Video-Analysten werden diese Woche mit Zusatz-Infos von mir versorgt“, kündigte der 49-Jährige an.

Für seinen Nach-Nachfolger fand er lobende Worte: Unter dem neuen Coach Maik Walpurgis habe sich das Ingolstädter Spiel enorm verbessert. „Sie haben in den letzten drei Spielen sehr gute Leistungen gebracht. Sie sind mit mehr Überzeugung, Entschlossenheit und Aggresivität aufgetreten“, meinte Hasenhüttl: „Deswegen sind wir gewarnt. Wir fahren mit viel Respekt hin, aber auch mit viel Selbstvertrauen hin, denn wir wissen um unsere Stärken.“

Einen guten Draht zu den Schanzern hat er auch aus familiären Gründen weiterhin: Sohn Patrick (19) spielt für die zweite Mannschaft des FCI in der Regionalliga. (mit sid)