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Wechsel von Kai Schmitz Wechsel von Kai Schmitz: PR-Unfall bei den Saale Bulls

Von Christian Elsaesser 18.05.2015, 19:38
Kai Schmitz
Kai Schmitz Archiv/Neumann Lizenz

Halle (Saale) - Wenn man Kai Schmitz glauben darf, geht es seinem Mobiltelefon gerade nicht gut. „Seit Sonntagabend explodiert mein Handy“, erzählt der Eishockey-Verteidiger. „Ich bekomme pro Stunde 80 Nachrichten.“

Hintergrund dieser SMS-Flut ist eine höchst unglückliche Erklärung, die Halles Eishockey-Verein Saale Bulls am Sonntag auf seiner Homepage veröffentlicht hat.

Halle verkündet Leipzig-Wechsel

Schmitz - Publikumsliebling und langjähriger Kapitän der Hallenser - hatte am Sonntag bekannt gemacht, dass er vom EHC Neuwied in den Osten wechseln werde. Der neue Verein wurde ausdrücklich nicht genannt. Doch die Saale Bulls gaben kurze Zeit später ein Statement heraus. Unter der Überschrift „Kai Schmitz wird nicht für die Saale Bulls spielen“ legten die Bullen darin zum einen ihre Gründe dar, den Verteidiger nicht verpflichtet zu haben. Zum anderen verkündeten sie - als völlig unbeteiligter Dritter - die Icefighters Leipzig als neuen Schmitz-Verein.

Seitdem geht es hoch her. Die Icefighters sind sauer. „Wir finden es im höchsten Maße unprofessionell und emotional getrieben, dass ihr unsere Spielertransfers vermeldet“, schreiben sie an die Saale Bulls gerichtet. „Wäre es nicht besser, wenn ihr das den Vereinen selbst überlassen könntet?“ Eine fraglos berechtigte Kritik, denn als unbeteiligter Verein einen Transfer eines anderen Klubs bekannt zu geben, ist eine PR-Todsünde.

Vor allem aber ist Kai Schmitz angefressen. Denn in dem Saale-Bulls-Statement wird er zwischen den Zeilen als unzuverlässiger Partner beschrieben, der Verträge nicht einhält. Wörtlich heißt es dort: „Unser Ziel ist der Aufstieg in die zweite Liga, dafür brauchen wir Planungssicherheit – und das auf beiden Seiten. Kai hat bereits zweimal einen bestehenden Vertrag mit uns aufgelöst.“

In Sachen Verteidiger vermelden die Saale Bulls eine weitere Personalie: Michal Schön hat seinen Vertrag um ein Jahr verlängert und bestreitet seine vierte Saison für Halle. Der 28-jährige Deutsch-Tscheche, der 2012 eigentlich als Stürmer geholt worden war und erst ein Jahr später zum Verteidiger umgeschult wurde, erreichte in bisher 123 Partien 61 Scorerpunkte. Schön bestritt in der Saison 2009/10 unter anderem 54 DEL-Spiele für die Hamburg Freezers.

Schon am Sonntagabend, so berichtet Schmitz, bat er in einem Telefonat mit den Saale Bulls nachdrücklich darum, das Statement von der Homepage zu nehmen. Ohne Erfolg. Also äußerte er sich am Montag selbst: „Ich kann nicht akzeptieren, dass ich jetzt von Halle als Söldner dargestellt werde“, schrieb Schmitz auf Facebook. „Ich möchte hier jeden noch einmal daran erinnern, dass ich sieben Jahre lang dem MEC treu war. Ich bin dem Verein treu geblieben in Zeiten, als die Gehälter nicht gezahlt werden konnten, und habe trotzdem das Schauspiel mitgemacht, um nach außen hin diesen Verein immer professionell wirken zu lassen. Ich habe alles für diesen Verein getan – und ich habe es sehr gerne getan.“

Mischner selbstkritisch

Vor allem aber stellt Kai Schmitz jene Frage, die niemand so richtig zu beantworten vermag: „Warum äußern sich die Saale Bulls überhaupt zu dem Thema? Es gibt überhaupt keinen Anlass.“

Präsident Daniel Mischner gab sich am Montag im Gespräch mit der MZ selbstkritisch. „Zwischen Leipzig und uns war die Kommunikation in den letzten Jahren ja häufiger nicht gerade feinfühlig. Aber es war sicher nicht glücklich, dass wir den neuen Verein genannt haben.“ Und in Richtung Kai Schmitz räumte er ein, dass das Statement einen unglücklichen Zungenschlag habe. Es sei nie darum gegangen, Schmitz charakterlich zu kritisieren.

Am Ende taugt das Saale-Bulls-Statement wohl vor allem als eines: als ein Lehrbeispiel verunglückter PR-Arbeit. Ein unbeteiligter Verein äußert sich zum Wechsel eines ehemaligen Spielers zwischen zwei anderen Vereinen - und bringt damit alle gegen sich auf. „Ich bin wirklich stinksauer“, sagt Kai Schmitz. „Mit Freundschaft zu den Saale Bulls ist es jetzt aus.“ (mz)