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Saale-Bulls-Goalie in Topform Saale Bulls: Michel Weidekamp überrascht sogar seinen Ex-Trainer

Von Fabian Wölfling 15.10.2019, 09:50
Saale-Bulls-Goalie Michel Weidekamp ist aktuell in Topform.
Saale-Bulls-Goalie Michel Weidekamp ist aktuell in Topform. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Der Ex-Trainer war verblüfft. Um es vorsichtig auszudrücken. Geschockt beschreibt die Reaktion wohl genauer. Zumindest berichtet es Michel Weidekamp so. „Danny hat gefragt, ob ich voll einem am Brett habe“, so der Goalie der Saale Bulls mit einem Schmunzeln.

Danny, das ist Danny Albrecht. Ehemaliger Spieler der Bulls und heutiger Trainer des Eishockey-Oberligisten Herne. Im vergangenen Jahr coachte der noch Weidekamp und wusste daher frühzeitig Bescheid, dass der 21-Jährige einen Wechsel nach Halle favorisierte. Dorthin also, wo er mit Sebastian Albrecht hochkarätige Konkurrenz haben würde. Danny Albrecht hatte mit seinem Namensvetter bei den Bulls noch selbst zusammengespielt.

Saale Bulls: Michel Weidekamp sticht Sebastian Albrecht aus

Weidekamp ließ sich aber nicht verunsichern, vertraute der Zusicherung von Bulls-Trainer Herbert Hohenberger, der ihm einen offenen Konkurrenzkampf versprach. Und steht seit dem Derby in Leipzig nun tatsächlich bei den Bulls im Tor, ist sogar der Garant des zarten Aufwärtstrends, den das Team am Wochenende erlebte.

1:0 schlugen die Hallenser am Freitag die Hannover Indians, ließen am Sonntagabend ein 4:1 bei den Moskitos Essen folgen. Es war das erste Sechs-Punkte-Wochenende der Saison. Und für Weidekamp das erste doppelte Bierfass-Wochenende seiner Karriere.

Der junge Goalie erhielt nämlich gleich zweimal den Preis als bester Spieler seines Teams. Und das völlig zurecht. Sagenhafte 64 von 65 Schüssen auf sein Tor entschärfte Weidekamp. Was einer Fabel-Fangquote von 98,45 Prozent entspricht. Oder, um es mit dem Protagonisten selbst zu sagen: „Es lief ganz gut“, so Weidekamp betont zurückhaltend. Dann schiebt er aber hinterher: „Ich versuche, das zu genießen.“

Michel Weidekamp mit einer Fangquote von 98,45 Prozent

Den Moment auskosten, ohne abzuheben. Es ist eine Einstellung, die ihm vor allem das vergangene Jahr in Herne gelehrt hat. Das umschreibt Weidekamp, kurz und knackig als „Mist“. Er ging als Nummer eins in die Saison, fand aber nie zu seiner Leistungsstärke. Als Konsequenz verpflichtete Herne mit Björn Linda Mitte der Saison einen gestandenen Goalie, der Weidekamp fortan zum Bankdrücker degradierte. „Daher wusste ich, dass ich nach den insgesamt schönen Jahren in Herne eine Veränderung brauche“, sagt er im Rückblick.

Für den Iserlohner, Hagen ist nur wegen des Krankenhauses sein Geburtsort, war es eine neue Erfahrung. Bis dahin war seine Karriere einer gemächlichen, aber stets nach oben führenden Steigung gleichgekommen. Nach Anfängen beim Inlinehockey, wo er sich in Ermangelung eines Goalies das erste Mal ins Tor stellte und dort blieb, empfahl er sich über den Nachwuchs des Iserlohner EC für eine Profikarriere.

Michel Weidekamp spielt mit Förderlizenz aus Wolfsburg in Halle

Die ihn nun zum ersten Mal raus aus dem „Hotel Mama“, wie Weidekamp sagt, geführt hat. Bisher spielte Weidekamp stets in seiner Heimat, als Goalie in der Oberliga für Herne, mit Förderlizenzen für Iserlohn und Krefeld aus der DEL. Nun wohnt der junge Eishockey-Profi in Halle das erste Mal in einer eigenen Wohnung. „Das klappt sehr gut, auch weil der Verein alles optimal organisiert hat“, sagt Weidekamp. „Nur ein ständiger Lieferservice für Essen wäre noch gut.“

Ein Scherz, der die momentane gute Laune des Goalies unterstreicht. Tatsächlich läuft es für ihn in Halle bisher besser als erwartet. Die kleine Schwächephase von Albrecht zu Saisonbeginn konnte Weidekamp direkt nutzen. Was er auch der Förderlizenz für Wolfsburg verdankt.

Beim DEL-Klub hat er im Sommer die Vorbereitung mitgemacht. „Mit Torwarttrainer und super Fitnesscoach“, erzählt Weidekamp. „Das hat mir sehr geholfen, so fit habe ich mich noch nie gefühlt.“ Das zeigt er nun auf dem Eis. Und überrascht damit seinen Ex-Trainer. (mz)