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Präsident und Sportchef im großen Saisonabschluss-Interview Die Saale Bulls erhöhen den Etat und planen mit vier Ausländern

Präsident Mischner und Sportchef Schmitz sprechen im Interview über das Aufstiegsziel der Bulls, Insolvenzen in der Oberliga, die Kaderplanung und den Hallenausbau.

Von Fabian Wölfling 29.04.2023, 08:00
Die Saale Bulls bejubeln den Sieg gegen Deggendorf und den Einzug ins Playoff-Halbfinale.
Die Saale Bulls bejubeln den Sieg gegen Deggendorf und den Einzug ins Playoff-Halbfinale. (Foto: Objektfoto)

Halle (Saale)/MZ - Hinter den Saale Bulls liegt eine Mammutsaison. 75 Spiele, so viele wie noch nie, mussten die Eishockeyprofis absolvieren. Nach der Vizemeisterschaft in der Oberliga Nord erreichte das Team das Halbfinale der Playoffs, schied dort gegen Südmeister Weiden aus. Erstmals gelang es aber, ein Spiel in der Vorschlussrunde zu gewinnen. Im Gespräch mit Fabian Wölfling ziehen Präsident Daniel Mischner und Sportchef Kai Schmitz Bilanz. Sie sprechen auch über Fan-Kritik an der Breite des Kaders, die wirtschaftliche Situation des Vereins, Insolvenzen in der Oberliga, den überfälligen Ausbau des Eisdoms und geben einen Einblick in die Planungen die neue Saison.

Herr Mischner, Herr Schmitz, Sie haben den Aufstieg in die DEL2 als Ziel für die Saison ausgegeben. Am Ende stand das Aus im Playoff-Halbfinale. Provokant könnte man bilanzieren: Ziel verfehlt.

Kai Schmitz: Wir haben aber bewiesen, dass wir es mit dem Ziel Aufstieg ernst meinen. Auf die vergangene Saison mit dem Meistertitel in der Hauptrunde und den dann nicht optimal gelaufenen Playoffs (Anm.d.Red: Aus im Viertelfinale) haben wir eins draufgesetzt, sind dem Ziel einen Schritt nähergekommen. Und in der nächsten Saison wollen wir wieder eins draufsetzen.

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Daniel Mischner: Ich bin sogar überzeugt, wenn wir komplett gewesen wären, hätten wir schon jetzt ins Finale kommen können. Weiden war schlagbar. Was mir aber auch wichtig ist, dass wir nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich zulegen konnten. Wir haben 25 neue Sponsoren gewinnen können und durch den Einzug in das Halbfinale zusätzliche Einnahmen generiert, konnten insgesamt einen Überschuss erwirtschaften.

Kai Schmitz war früher Kapitän der Saale Bulls und ist nun als Sportchef für die Kaderplanung zuständig.
Kai Schmitz war früher Kapitän der Saale Bulls und ist nun als Sportchef für die Kaderplanung zuständig.
(Foto: Imago/Nordphoto)

Im Halbfinale standen neben den Saale Bulls mit Weiden, Rosenheim und den Hannover Scorpions drei Vereine, die in der Oberliga für viel Geld bereits DEL2-taugliche Kader aufgestellt haben. Ist bei solchen Konkurrenten der Aufstieg ein realistisches Ziel?

Schmitz: Die Serie gegen Weiden war doch das beste Beispiel, dass es möglich ist. Du musst dein Budget aber gut einsetzen, darfst dir bei der Teamzusammenstellung keine großen Fehler erlauben. Klar ist aber auch, dass wir bei der finanziellen Entwicklung bis zu einem bestimmten Grad mitgehen müssen, wenn wir konkurrenzfähig sein wollen.

Mischner: Die drei genannten Vereine haben noch einmal ein Viertel bis zu einem Drittel mehr Etat in ihre Mannschaften investiert als wir, sie hatten dadurch auch in der Breite Zweitligamannschaften. Wir waren da aber auch schon nah dran und in der nächsten Saison werden wir uns noch etwas breiter aufstellen, mit vier guten Ausländern starten und acht Verteidiger aufbieten.

Etat der Saale Bulls wird um zehn Prozent steigen

Das muss finanziert werden. Wird der Etat, der zuletzt bei 1,6 Millionen Euro gelegen haben soll, weiter ansteigen?

Mischner: Wie hoch der Etat genau ausfällt, ist vertraulich. Aber wir werden wieder rund zehn Prozent draufpacken können.

Von Fanseite gab es Kritik, dass der Kader nicht breit genug aufgestellt gewesen wäre. Hintergrund war, dass am Ende durch viele Verletzungen nur noch 14 Spieler gegen Weiden antreten konnten. Können Sie die Kritik nachvollziehen?

Schmitz: Nicht wirklich. Wir hatten diese Saison vier komplette Sturmreihen und sieben Verteidiger. Jetzt holen wir noch einen vierten Ausländer hinzu, wodurch immer einer auf der Tribüne sitzen wird, und einen achten Verteidiger. Mehr geht nicht. Wir haben nicht wie in Bayern gefühlt in jedem Dorf einen Eishockeyverein, aus dem Talente rekrutiert werden können. Jeder Spieler, der hier spielt, ist ein Profi, bekommt ein Gehalt. Ich kann nicht vier Vollprofis auf die Tribüne setzen, das Budget ist nicht unendlich.

Mischner: Wir werden aber analysieren, warum wir so gebeutelt von Verletzungen waren. Ein großer Faktor war sicher, dass keine Mannschaft in der DEL, DEL2 oder Oberliga so viele Spiele gespielt hat wie wir. Wir erheben aber auch eine Statistik, wann welche Verletzung passiert ist, damit wir auswerten können, ob wir etwas falsch gemacht haben, zu wenig oder zu viel trainiert haben.

Bulls-Sportchef Kai Schmitz: „Der Modus war eine Katastrophe“

Sie sprechen die Belastung durch die vielen Spiele an. Hauptgrund war der Modus der Oberliga Nord, mit vier Spielen gegen jeden Gegner. Dadurch ergaben sich 56 Spiele, bevor die Playoffs überhaupt losgegangen sind. Sie haben schon vor der Saison Kritik daran geübt. Fühlen Sie sich nun bestätigt?

Schmitz: Der Modus war eine Katastrophe. Punkt. Aber daran sind die Vereine schuld, die eine Doppelrunde wollten, wir haben ja dagegen gestimmt. Vier Partien gegen den gleichen Gegner, das ist nicht attraktiv und auch nicht wirtschaftlich sinnvoll. Der einzige Effekt war der Verschleiß der Spieler, wodurch die Südmannschaften viel fitter in die Playoffs gegangen sind.

Wird sich am Modus etwas ändern?

Mischner: Nein, aber durch den freiwilligen Rückzug von Diez-Limburg und die Insolvenz der Hamburg Crocodiles wird es weniger Spiele geben.

Daniel Mischner ist seit über zehn Jahren Präsident der Saale Bulls.
Daniel Mischner ist seit über zehn Jahren Präsident der Saale Bulls.
(Foto: Wölfling)

Insolvenzen in der Oberliga sind leider eine traurige Tradition. Auch der Rückzug von Teams ist keine Neuheit, zudem fehlt es an Vereinen, die aus den unteren Ligen aufsteigen wollen. Braucht es eine Reform der Oberliga?

Schmitz: Ich finde es bitter, dass es eine Stadt wie Hamburg nicht hinbekommt, eine Profieishockeymannschaft zu stellen. Mir tut auch es für die Spieler leid, die jetzt vor einer ungewissen Zukunft stehen. Vielleicht sind manche wirtschaftlichen Entwicklungen in der Liga also tatsächlich nicht gesund. Aber was wäre die Konsequenz für Vereine wie uns? Wir leben nicht über unsere Verhältnisse, wollen raus aus der Oberliga und sind auch professionell genug aufgestellt für die DEL2. Wenn jetzt der Deutsche Eishockey-Bund die Oberliga runterdrückt, wird doch nur der Schritt in die DEL2 zu groß.

Mischner: Die Vereinschefs werden sich demnächst treffen, um über das Thema Insolvenzen zu sprechen. Aber meine Überzeugung ist, dass es ein offener sportlicher und wirtschaftlicher Wettbewerb bleiben muss und dass sich die Schwachen an den Starken orientieren müssen und nicht umgekehrt. Einer Deckelung der Gehälter werde ich auf jeden Fall nicht zustimmen.

Schmitz: Eine Veränderung, die ich aber sinnvoll fände, wäre, dass die Meister aus dem Norden und dem Süden direkt aufsteigen und dann in den Playoffs ein weiterer Aufsteiger ermittelt wird. Der Aufstieg aus der Oberliga in die DEL2 ist einer der schwierigsten überhaupt im Sport. Wir hatten in dieser Saison 28 Mannschaften, davon steigt nur eine auf. Mehr Aufsteiger würden den Druck auf die DEL2 erhöhen. Aber das wird nicht passieren.

Ausbau des Eisdoms in Halle soll 2024 beginnen

Also muss es die Oberliga-Meisterschaft sein. Die Kaderplanung dafür läuft, mit Timo Herden, Thomas Merl, Tatu Vihavainen, Sergej Stas und Trainer Marius Riedel ist ein Gerüst bekannt. Dazu stehen zwölf Abgänge fest. Wie steht es um offene Personalien wie etwa Patrick Schmid, Thomas Gauch oder Matias Varttinen?

Schmitz: Wir führen mit ihnen Gespräche und ich bin positiv gestimmt, dass wir den Großteil halten können. Auf einigen Position werden wir uns aber auch verbessern. Ich bin mir sicher, dass wir uns auch in der nächsten Saison vor keinem Gegner verstecken müssen, gerade unsere Verteidigung wird sehr stark sein.

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Zum Schluss noch die inzwischen fast traditionelle Frage nach dem Ausbau des Eisdoms. Ursprünglich sollte der eigentlich schon 2021 beendet sein, zwischenzeitlich stand das Projekt ganz auf der Kippe. Wie ist der aktuelle Stand, rücken jetzt bald die Bagger an?

Mischner: Theoretisch ist längst alles fertig, sogar die Küchenplaner waren schon aktiv. Baustart ist nun offiziell im Sommer 2024 und ich bin fest davon überzeugt, dass es dieses Mal auch wirklich losgeht. Ich habe von der Stadt die schriftliche Zusage, dass die gestiegenen Baukosten durch Stadt und Land abgedeckt werden.