"Natürlich ist das Erpressung" Restart 3. Liga: Ralf Heskamp vom Halleschen FC macht Frust über DFB-Entscheidung Luft

Halle (Saale) - Der Frust musste raus: Am Donnerstagnachmittag war Ralf Heskamp kurzfristig per Liveschalte beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zu Gast. Und der Sportdirektor des Halleschen FC machte seiner Wut und Enttäuschung über die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Drittliga-Saison schon am 30. Mai fortzusetzen, Luft.
Dass die Entscheidung des DFB-Präsidiums auf dem außerordentlichen Bundestag am Montag doch noch gekippt werden könnte, glaubt Heskamp nicht: „Da habe ich überhaupt keine Hoffnung. Die werden das so durchziehen.“ Der HFC prüft allerdings rechtliche Schritte gegen die Restart-Pläne des Verbandes.
Ralf Heskamps Aussagen im Überblick...
... zur DFB-Entscheidung zum Restart am 30. Mai:
„Ich musste ein paar Mal schlucken, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn 24 Stunden vorher gab es noch die Nachricht, dass man den DFB-Bundestag am Montag abwarten wolle, bevor es eine Entscheidung gibt. Unser geplantes Trainingslager habe ich daher abgesagt. Jetzt gilt plötzlich das Gegenteil. Das wirft unsere Planungen durcheinander und ist nicht fair.“
... zur kurzen Vorbereitungszeit (Der HFC darf in Sachsen-Anhalt bis 27. Mai nur in Kleingruppen ohne Zweikämpfe trainieren):
„Am Anfang hieß es, alle Teams müssen vor einem Restart drei Wochen im Mannschaftstraining sein. Jetzt sind es nur drei Tage, das kann nicht sein. Wenn Tom Eilers vom Drittliga-Ausschuss davon spricht, wir hätten einen 'ähnlichen Vorlauf bis zum ersten Spiel wie zuvor die Bundesligisten und Zweitligisten', dann ist das der absolute Blödsinn. Ich weiß nicht, wie er darauf kommt.“
... über die HFC-Planungen der verbleibenden Tage bis zum Spiel:
„Alle Corona-Tests waren negativ, wir dürfen also trainieren. Wir müssen die Mannschaft bestmöglich auf den Restart in Münster am Sonntag vorbereiten, werden aber nicht hundertprozentig fit sein. Derzeit überlegen wir, was wir machen können und suchen ein Hotel für ein Trainingslager. Wir könnten ins Münsterland fahren, dann sparen wir den Anreisetag vor dem Spiel. Aber da müssen wir sehen, ob wir das so schnell hinbekommen.“
... über die Drohung des DFB, die HFC-Heimspiele in anderen Bundesländern auszutragen:
„Natürlich ist das Erpressung - und das ist nicht in Ordnung. Jeder macht in einer Weise Politik, auch der HFC oder Hansa Rostock, das ist normal. Aber der DFB macht die meiste Politik. Er zeigt mit dem Finger auf uns und setzt Politiker unter Druck. Das finde ich unverschämt. Wir müssen jetzt das Stadion für viel Geld umrüsten, die Zeit ist knapp. Ich gehe davon aus, dass wir mit hohem finanziellen Aufwand hinbekommen werden, im Erdgas Sportpark zu spielen.“
... über seine Haltung zu einem Saison-Abbruch in der 3. Liga:
„Alle, die bei uns im Verein arbeiten, wollen die Saison sportlich zu Ende bringen. Aber es muss unter fairen Bedingungen und wirtschaftlich darstellbar sein. Finanziell ist das ein großer Rückschlag für den Verein. Ich hoffe, wir kommen da durch, der Zusammenhalt bei uns ist sehr groß. Aber wir machen ein deutlich höheres Minus und sollen dafür dann sechs Wochen in häuslicher Quarantäne verbringen, getrennt von Freunden und Familie. Ich würde das sofort machen, wenn es um Leben und Tod ginge oder um hunderte Millionen Euro wie in der Bundesliga. Aber so halte ich das auch menschlich nicht für vertretbar.“ (mz/bbi)