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Band in Rot rockt Liga Nach starker Leistung gegen Großaspach steht HFC auf zweitem Platz

Von Christoph Lesk 01.09.2019, 16:58
Die HFC-Spieler jubeln nach dem 3:0 als Orchester.
Die HFC-Spieler jubeln nach dem 3:0 als Orchester. Holger John

Halle (Saale) - Ein kurzes Zeichen von Patrick Göbel zu seinen Mitspielern genügte und die Abmachung stand. Pascal Sohm schwang als Dirigent den Taktstock, Göbel trommelte los, Bentley Baxter Bahn spielte die Violine, Sebastian Mai tanzte, Felix Drinkuth spielte auf der Trompete und Terrence Boyd überzeugte an der Luftgitarre - aus den Fußballern wurde spontan ein Orchester. Es war ein spezieller Jubel, den die Spieler des Halleschen FC ihren Fans am Samstag nach dem dritten Treffer beim 4:0-Erfolg in der dritten Liga gegen eine überforderte Mannschaft der SG Sonnenhof Großaspach boten.

HFC-Torschütze Göbel: „Wir fanden es cool, mal einen anderen Jubel zu kreieren“

Als Inspiration hatte Erstligaspieler Adam Szalai gedient, der wenige Tage zuvor aus Hoffenheim zum FSV Mainz 05 zurückgekehrt war. „Er hat mal in früheren Mainzer Zeiten einen Torjubel gemacht, bei dem er Trommel gespielt hat. Und er meinte nun, bei seinem Wechsel zurück, dass er nicht zurückkehrt sei, um Trommel zu spielen. Das fanden wir ganz witzig und haben gesagt, dass das ein Ding ist, wo bei uns alle mitmachen können“, erklärte Torschütze Göbel, woher die Inspiration gekommen war. „Wir fanden es cool, mal einen anderen Jubel zu kreieren.“

Diese frische Einlage stand sinnbildlich für den Zusammenhalt und die Freude der Mannschaft, die sie nach sieben Spieltagen und 15 Punkten schon auf Rang zwei (Duisburg hat noch ein Nachholspiel gegen Meppen ) in der Tabelle befördert hat und die Fans mehr und mehr vom Aufstieg träumen lässt. Wovon die Ovationen lange nach Spielschluss kündeten.

HFC agierte über weite Phasen im Stile einer Spitzenmannschaft

Zurecht. Denn der HFC hatte über weite Phasen im Stile einer Spitzenmannschaft agiert, den Gegner stellenweise überrannt und trotz hochsommerlicher Temperaturen nur selten nachgelassen. So hatte die SGS Glück, dass es zur Pause nach einem Eigentor von Kai Gehring (13.) und dem Treffer von Terrence Boyd (38.) - seinem dritten im dritten Spiel in Folge - nur 2:0 stand. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon entschieden, zu dominant war der HFC, zu schwach und harmlos waren die Gäste.

Bemerkenswert war jedoch, mit welchem Selbstverständnis und ungezügelter Lust der HFC auch nach einer kurzen Verschnaufpause zu Beginn der zweiten Halbzeit Lust auf weitere Tore hatte. Es trafen zwar nur noch Göbel (66.) und Jonas Nietfeld (86.), aber weitere Treffer wären durchaus möglich gewesen, weil die Rot-Weißen weiter die Offensive suchten. Nur fehlende Präzision verhinderte ein noch höheres Ergebnis. „Ihr Offensivdrang hat mich gefreut, aber nicht überrascht. Weil ich die Jungs tagtäglich im Training sehe, weiß ich, wie gierig sie nach Toren sind“, war Trainer Torsten Ziegner begeistert. „Es ist bemerkenswert, weil man nach einem 4:0 auch das Spiel zu Ende laufen lassen kann. Das imponiert mir, das sollten wir bewahren.“

Beim brisanten Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Waldhof Mannheim gab es keinen Sieger. Im Südwest-Derby der dritten Fußball-Liga trennten sich beide Mannschaften vor 36 766 Zuschauern mit 1:1. Die Gästeführung durch Gianluca Korte (11.) hatte Kevin Kraus nach 35 Minuten ausgeglichen.

Während beim ersten Pflichtspiel seit 18 Jahren beide Fanlager Feuerwerkskörper abbrannten, kam es auch im Vorfeld des Spiels zu unschönen Szenen. Ein Schwein ist mit Schmähparolen besprüht worden. Das Tier sei völlig dehydriert und erschöpft am Freitagmorgen auf einem Sportplatz in Mannheim gefunden worden. Derzeit laufen auch die Ermittlungen nach dem Eigentümer des Tieres, das keine Ohrmarke mehr trug. Das Schwein wurde versorgt und in ein Tierheim gebracht.

Auch Boyd, der nach seinem Tor zusammen mit Drinkuth in Anlehnung an die Serie Dragonball gejubelt hatte, war voll des Lobes: „Wir haben 4:0 geführt, haben die Dinger aber immer noch reingeflankt und sind dem Ball hinterher gegangen. Das finde ich geil. Das, was wir spielen, ist sehr attraktiver Fußball“, sagte der 28-Jährige. Seit vielen Jahren habe er nicht mehr so einen Zusammenhalt innerhalb eines Teams gespürt: „Das letzte Mal als ich in so einer homogenen Mannschaft gespielt habe, war vielleicht bei Rapid Wien oder bei den Amateuren von Dortmund. Es greift alles super ineinander. Es macht sehr viel Spaß.“

Terrence Boyd: Das Motto für die nächsten Wochen lautet „Demut“

Auch wenn ihm aufgrund der Leistung klar ist, „dass wir uns in der Liga vor niemandem verstecken und Angst haben müssen“, forderte er auch für die kommenden Wochen kein Nachlassen. „Wenn du mental nicht wach bist, kannst zu Hause auch mal eine 0:4-Packung bekommen.“ Das Motto für die nächsten Wochen laute deshalb „Demut“. (mz)

Terrence Boyd (l.) und Felix Drinkuth feiern in Anlehnung an Dragonball das 2:0.
Terrence Boyd (l.) und Felix Drinkuth feiern in Anlehnung an Dragonball das 2:0.
Holger John