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Alarmglocken schrillen HFC-Test gegen Rot-Weiß Erfurt: Viele negative Superlative

Von Fabian Wölfling 15.07.2019, 08:00
Niklas Landgraf (r.), hier im Duell mit Erfurts Morten Rüdiger, sorgte mit einem Eigentor für den 0:3-Endstand.
Niklas Landgraf (r.), hier im Duell mit Erfurts Morten Rüdiger, sorgte mit einem Eigentor für den 0:3-Endstand. Holger John

Erfurt - Zumindest einer hatte seinen Humor nicht verloren. Als Niklas Landgraf mit Trauermiene in den Kabinentrakt des Steigerwaldstadions trottete, rief ihm Trainer Torsten Ziegner ein „Goalgetter“ hinterher. Eine kleine Spitze nach dem kuriosen Eigentor des Linksverteidigers, das den passenden Schlusspunkt der Generalprobe des Halleschen FC bildete. Acht Tage vor dem Punktspielstart gegen Uerdingen verlor der Fußball-Drittligist am Samstag den letzten Test bei Regionalligist Rot-Weiß Erfurt deutlich mit 0:3. Eine Vorstellung, für die sich allerhand negative Superlative finden lassen könnten. Der eine von Sebastian Mai war aber schon ganz passend: „Von vorn bis hinten desaströs“, fand es der emotionale Anführer.

HFC offenbart gegen Rot-Weiß Erfurt zahlreiche besorgniserregende Defizite

Tatsächlich offenbarte der ambitionierte Vorjahresvierte gegen den klassentieferen Gegner zahlreiche besorgniserregende Defizite. Vor allem in der ersten Halbzeit war nichts mehr zu sehen von den positiven Ansätzen der bisherigen Vorbereitung. Das Angriffsspiel kam über Ansätze nicht hinaus, versandete fast immer im letzten Drittel, weil es an der Genauigkeit von finalen Pässen und Flanken fehlte. Dazu streute fast jeder HFC-Spieler leichtfertige Ballverluste ein, die Erfurt, auch aufgrund mangelhafter defensiver Staffelung, zu mehr Toren als dem frühen 1:0 von Rico Gladrow (6.) hätte nutzen können. So traf der ehemalige Hallenser Selim Aydemir nach einem Konter den Pfosten. „In der Halbzeit bin ich dann auch etwas lauter geworden“, berichtete Trainer Ziegner nach dem Spiel. „Ich musste den Jungs mitteilen, dass es so nicht gehen wird.“

Die Kabinenpredigt blieb nicht ohne Wirkung. Der HFC steigerte sich nach der Pause, stand kompakter, spielte dominanter und zumindest phasenweise auch zielstrebiger. Allerdings offenbarte er nun ein weiteres Manko: die Chancenverwertung. In schneller Folge scheiterte erst Bentley Baxter Bahn und dann zweimal Mai aus kurzer Entfernung am Unvermögen im Abschluss. „Die zweite Halbzeit war okay, auch wenn die ausgelassenen Möglichkeiten nicht schön waren“, sagte Ziegner. Und was auf den verschenkten Ausgleich folgte, war für den Trainer dann die „Krönung“.

HFC-Test gegen Rot-Weiß Erfurt: Alarmierendes Gesamtbild

Erst legte der designierte Abwehrchef Jannes Vollert dem Erfurter Mark Brasnic den Ball mit einem Fehlpass unfreiwillig zum 2:0 auf (80.), dann ließ Landgraf sein Slapstick-Eigentor folgen. Der sonst so sichere Verteidiger wollte zu seinem Schlussmann Kai Eisele zurückspielen - der stand aber ganz woanders und so trudelte der Ball ins Tor (82.). Eine Szene, die so wohl nur einmal im Fußballerleben vorkommt. Die aber in das insgesamt erstaunlich unsichere und deshalb alarmierende Gesamtbild passte.

In den Panikmodus wollte Trainer Ziegner trotz aller Defizite aber nicht schalten. „Das war heute ein rabenschwarzer Tag, wir können von Glück reden, dass es nur ein Vorbereitungsspiel war“, sagte er zwar. „Aber das macht mir keine Angst. Ich weiß, dass die Jungs das besser können und ich glaube, dass das Spiel heute eine Ausnahme war.“

HFC-Test gegen Rot-Weiß Erfurt: Vertrauen in die eigene Stärke noch da

Das Vertrauen in die eigene Stärke, die der HFC etwa beim 4:0 im Test gegen Lok Leipzig auch schon angedeutet hat, es war noch da. „Heute ist alles schlecht gelaufen, aber wir wissen, dass wir Qualität haben, die müssen wir nur auf den Platz bringen“, sagte auch Urgestein Toni Lindenhahn. Allerdings zeigte schon das 2:2 in Auerbach am vergangenen Dienstag, dass die Mannschaft noch nicht so gefestigt ist, wie erhofft und auch erwartet. Schließlich blieb das Korsett der erfolgreichen Vorsaison nahezu vollständig intakt.

Eine Garantie für eine erfolgreiche Saison ist das aber nicht. Die Pleite in Erfurt hat das nun endgültig offenbart. Weshalb Sebastian Mai mit Blick auf den Ligastart auch eine Reaktion einforderte. „Wir tun gut daran, unsere Lehren aus dem Spiel zu ziehen“, mahnte er an. „Die Mentalität, die uns ausmacht, haben wir heute nicht an den Tag gelegt.“

In einer Woche, beim Auftakt gegen Uerdingen, sollten die Lehren greifen. Damit nicht auch noch Trainer Ziegner seinen Humor verliert.

(mz)