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HFC-Präsident entmachtet HFC: Schädlich entmachtet - Künftig bestimmt ein "Sanierungsvorstand" die Geschicke des Halleschen FC

Von Christoph Karpe 27.02.2018, 08:22
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (l.) hat den Machtkampf mit HFC-Präsident Michael Schädlich gewonnen.
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (l.) hat den Machtkampf mit HFC-Präsident Michael Schädlich gewonnen. Holger John

Halle (Saale) - Der Vorgang klingt nach Formalie - bedeutet jedoch ein Erdbeben, was die Machtstrukturen beim Halleschen FC betrifft. Seit Montagabend hat der Drittliga-Klub einen sogenannten „Sanierungsvorstand“. Bei einem Treffen der derzeit maßgeblichen Führungsspitze, dem Verwaltungsrat, wurden drei neue Mitstreiter in den HFC-Vorstand kooptiert.

Was satzungsgemäß möglich ist. Damit hat der Verein nun einen fünfköpfiges Gremium, das den Klub nicht nur aus der Finanzkrise retten, sondern das auch künftig die Geschäfte führen soll.

Mit dabei sind Präsident Michael Schädlich und Manager Ralph Kühne aus dem bisherigen Vorstand. Dazu sollten - so die Indizien - je ein Vertreter der Saalesparkasse, der Stadtwerke (oder der HWG) und der Berater-Agentur Rauschenbach kommen, die sowieso gerade das Sanierungskonzept erstellt.

Der Hallesche FC wird ein städtischer Verein

Unabhängig von den Personen bedeutet das: Der Hallesche FC wird ein städtischer Verein. Unternehmen der Kommune - und damit die wichtigsten Geldgeber - bestimmen künftig die Geschicke. Jedenfalls so lange, wie der „Sanierungsvorstand“ im Amt bleibt.

Das heißt weiter: Präsident Michael Schädlich ist damit entmachtet. Im Verbund mit seinem alten Mitstreiter Kühne, der sowieso seinen Abschied bereits angekündigt hat, ist es Schädlich nun unmöglich, allein Entscheidungen durchzusetzen. Im Zweifelsfall würde er stets überstimmt, selbst wenn Kühne an seiner Seite stehen würde.

Damit hat Oberbürgermeister Bernd Wiegand die lange Auseinandersetzung mit Schädlich um die Transparenz der Klubführung bei finanziellen Dingen gewonnen. Nach dem Motto: Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik. Die städtischen Unternehmen sollen schließlich maßgeblich die aktuelle Finanzlücke von 1,4 Millionen Euro ausgleichen.

Erbitterte Grabenkämpfe hinter den Kulissen

Am Donnerstag müssen beim Deutschen Fußball-Bund die Lizenzunterlagen für die kommende Saison vorliegen - mit nachvollziehbaren Zahlen. Sonst senken die Prüfer die Daumen.

Bevor der „Sanierungsvorstand“ aus der Taufe gehoben werden konnte, gab es hinter den Kulissen erbitterte Grabenkämpfe. Schädlich sollte offenbar Ende der letzten Woche zum Rücktritt gedrängt werden. Das lehnte er angeblich ab und soll gekontert haben, er würde lieber für den Klub die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen.

Das wollten die Geldgeber nicht zulassen. Also ersannen sie einen cleveren Schachzug: Vize-Präsident Jörg Sitte musste schnell seinen Posten aufgeben. Dann wäre der Weg frei, die Mehrheitsverhältnisse zu verändern.

Jörg Sitte: „Hiermit erkläre ich meinen Rücktritt als amtierender Vorstand/Vizepräsident“

Beredet und getan. Am Sonntagnachmittag gegen 14 Uhr hatte Sitte seinen Abschied formuliert: „Hiermit erkläre ich meinen heutigen Rücktritt als amtierender Vorstand/Vizepräsident des Halleschen FC e. V., um dem Verein in der momentanen schwierigen finanziellen Situation einen personellen und organisatorischen Neuanfang zu ermöglichen“, hieß es in seinem Schreiben. Bemerkenswerterweise fielen sie beim HFC aus allen Wolken.

Niemand wusste davon, man glaubte an eine Falschmeldung. Sitte informierte nämlich keineswegs den Klub - der den Rücktritt dann erst am Montagabend vermeldete - sondern den Verwaltungsrat. Hatte auch seinen Grund: Mit Schädlich kann der 49-Jährige nämlich so gar nicht mehr.

Der hatte Sitte vor etwa zehn Wochen von seinem Amt als Marketingchef entbunden. Sitte fühlt sich als Bauernopfer. 3,4 Millionen Euro sollte seine Abteilung einsammeln. 2,8 Millionen wurden nur geschafft - auch weil Mehreinnahmen aus dem DFB-Pokal (zwei Runden in der Vorsaison) und solchen wie aus dem Sonderspiel gegen Borussia Dortmund fehlten.

HFC: Etat für die kommende Saison soll gesenkt werden

Trotzdem musste Sitte gehen, der zweifellos auch nicht alles richtig gemacht hatte. Das sah er selbst ein. Der Rauswurf traf ihn dennoch hart.

Wie geht es weiter? Die Rettung des Klubs wird nun gelingen. Der Etat für die kommende Saison soll von jetzt 6,7 Millionen Euro auf realistische und immer noch wettbewerbsfähige 5,9 Millionen Euro sinken.

Bleibt die Frage: Wie lange erträgt Michael Schädlich diesen Zustand? „Es geht und ging nie um einzelne Personen und deren Befindlichkeiten, sondern immer um den HFC und seine Interessen. Alles andere ist sekundär. Wir haben zudem keine Zeit zum Taktieren. Die Lizenz hat aktuell höchste Priorität“, sagt er nur. „Ich hoffe, dass alle an dem Prozess Involvierten so denken.“ (mz)