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HFC-Profi besucht Jugendklub Hallescher FC: Julian Guttau besucht seinen Jugendklub SG Einheit Halle

Von Fabian Wölfling 09.11.2019, 06:14
Gelungene Überraschung: Julian Guttau (r.) bestaunt die Dankeskarte, die sein ehemaliger Jugendtrainer Sven Wunderlich herausgekramt hat.
Gelungene Überraschung: Julian Guttau (r.) bestaunt die Dankeskarte, die sein ehemaliger Jugendtrainer Sven Wunderlich herausgekramt hat. holger John

Halle (Saale) - Die Überraschung steckt gut verstaut in der Jackentasche von Sven Wunderlich. Es ist eine Dankeskarte, die der Fußball-Nachwuchstrainer von Einheit Halle für das Wiedersehen hervorgekramt hat. Geschrieben einst vom Spieler an ihn. Mit einem Versprechen: „Wenn ich es mal als Profi schaffe, wie du immer sagst, bekommst du eine Karte für die Nordkurve in der Veltinsarena.“ Wunderlich grinst. „Die Karte hat Julian bestimmt nicht mehr auf dem Schirm.“

Eine Viertelstunde später erweist sich die Einschätzung in einer der rot-weiß gestrichenen Kabinen von Einheit Halle als richtig. Julian Guttau hatte seine Dankeskarte wirklich nicht mehr auf dem Schirm. „Das ist ja geil“, entfährt es ihm, als Wunderlich die Überraschung präsentiert.

Die auch beweist, dass der Trainer schon vor Jahren das richtige Gespür hatte. Schließlich hat es Julian Guttau tatsächlich zum Profi geschafft. Der 20-Jährige ist der Durchstarter beim Halleschen FC, gehört zum Stammpersonal beim Drittligisten.

13 Spiele hat Guttau in dieser Saison bereits gemacht, seine ersten Ligatore erzielt. Es wird immer offensichtlicher, dass der Blondschopf mit dem feinen Linksfuß das größte Fußballtalent ist, das Halle seit Toni Lindenhahn hervorgebracht hat.

Julian Guttau schoss 168 Tore für die Einheit

Guttaus Anfänge liegen im halleschen Süden bei der SG Einheit. Hier, wo sich nach dem Regen tiefe Pfützen auf dem Schotterplatz bilden. So wie auch an diesem Dienstag. Vor dem Spiel gegen 1860 München hat die MZ Guttau zu einer Reise in die Vergangenheit eingeladen. Mit Wunderlich als Reiseleiter.

Der 42-Jährige war vor 14 Jahren der erste Trainer des jungen Kickers. „Von der ersten bis zur letzten Minute hier. Fünf Jahre, bis er dann zum HFC gewechselt ist“, erzählt Wunderlich stolz. Wie stolz, das zeigen seine Augen. Beim Gespräch, das sich im Vereinsheim fortsetzt, blitzen die immer wieder. Aber auch die Anekdoten und Fakten zeigen es, die Wunderlich viel präsenter als Guttau hat.

So kramt er bei Bier für den Trainer und Apfelschorle für den Profi einen Zettel heraus. Sorgfältig hat Wunderlich darauf die Statistiken seines ehemaligen Schützlings notiert. „In 106 Pflichtspielen für die Einheit hat er 168 Tore geschossen“, rechnet er vor. „Hast dir das extra aufgeschrieben?“, fragt Guttau.

Julian Guttau hatte schon als Kind Talent und Fleiß

Hat er. Weil Wunderlich vom ersten Moment an ahnte, dass aus diesem sechsjährigen Knirps ein Großer werden kann. „Das hat man beim ersten Training sofort gesehen. Er hatte das Talent am Ball“, sagt Wunderlich. „Dazu auch den nötigen Fleiß. Ob bei 35 Grad im Sommer oder 20 Zentimeter Schnee im Winter. Julian war immer da.“

Weil für Guttau der Fußball die erste große Liebe war: „In der Schule konnte ich es kaum erwarten, zum Training zu kommen. Nach dem Training wollte ich nicht nach Hause. Und wenn mal kein Training war, habe ich mit den Kumpels im Hinterhof rumgebolzt.“

Dieses unbekümmerte Spiel wollte er möglichst lange bewahren. Obwohl die Lockrufe des HFC schnell kamen. „Die Trainer haben früh mit meinen Eltern Kontakt aufgenommen, irgendwann fast jeden Tag angerufen“, erzählt Guttau. „Aber ich habe gesagt, dass ich bei der Einheit mit meinen Kumpels spielen will, bis ich auf die Sportschule gehe.“

Julian Guttau verdiente seine erste Prämie gegen den HFC

So blieb er bis zum Wechsel 2011 sogar ein HFC-Schreck. „Wir haben den HFC damals öfter abgeschossen, als die uns“, erzählt Guttau. „Ich kann mich vor allem an ein 5:3 erinnern, wo ich einen Ball von der Mittellinie reingehauen habe.“

Noch früher verdiente sich Guttau gegen den HFC sogar seine erste „Prämie“. Als F-Junior. „Der HFC hatte in der Saison alles zu Null gewonnen“, erzählt Trainer Wunderlich. Also gab es eine Extramotivation für seinen Musterschüler. Zehn Euro für ein Tor. Der traf natürlich.

Heute sind die Zahlen auf Guttaus Lohnzettel deutlich größer. Seine Anfänge, vor allem seinen ersten Trainer hat er aber nicht vergessen. „Wir schreiben uns Nachrichten. Zu Geburtstagen oder wenn Julian ein Tor geschossen hat“, erzählt Wunderlich. Nach Guttaus erstem Profitreffer in Unterhaching kam die erste Glückwunschnachricht vom ehemaligen Jugendtrainer.

Guttau und Wunderlich sind Schalke-Fans

„Und wir schreiben uns, wenn Schalke gewinnt.“ Diese gemeinsame Leidenschaft für Königsblau erklärt auch das Versprechen auf der Dankeskarte. Das, so verrät es Guttau, noch nicht eingelöst wurde. „Wenn er eine Karte will, kann er sich natürlich melden.“

Sven Wunderlich sind die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aber viel wichtiger. Und dass der Kontakt nicht abgerissen ist. Übrigens auch nicht zur Familie Guttau. „Als Julian im Benefizspiel gegen Lok Leipzig ein Tor geschossen hat, hat mir seine Mutti geschrieben“, erzählt er. Die Nachricht: „Deine Prophezeiung ist wirklich wahr geworden.“

(mz)

und früher ganz cool als Junior.
und früher ganz cool als Junior.