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Es geht um die Vorstands-Wahl Hallescher FC: Geplante Satzungsänderung trifft auf Fan-Widerstand

Im Verein wird an Änderung der Satzung gearbeitet. Der Präsident und zwei ausgesuchte Mitstreiter sollen den Vorstand bilden. Warum es Widerstand gibt.

Von Christoph Karpe Aktualisiert: 20.07.2021, 09:09
Der aktuelle Vorstand nach der Wahl 2019: Jürgen Fox, Oliver Kühr, Steffen Kluge, Lutz Preußler und Jens Rauschenbach (v.l.).
Der aktuelle Vorstand nach der Wahl 2019: Jürgen Fox, Oliver Kühr, Steffen Kluge, Lutz Preußler und Jens Rauschenbach (v.l.). /(oto: Holger John)

Halle (Saale)/MZ - Die Mitglieder des Halleschen FC - 2.268 waren es Ende März - erhalten dieser Tage Post von der Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten. Im A-4-Umschlag liegt eine rote Mappe mit dem Vereinsemblem. Der Inhalt ist brisant.

„Es geht um die weitere Professionalisierung des Vereins, um die Strategie für die nächsten drei bis vier Jahre“, sagt Präsident Jens Rauschenbach, der mit dem Verwaltungsrat-Vorsitzenden Lucas Flöther die einleitenden Worte unterschrieben hat. Klingt erstmal allgemein. Konkret wird die Sache mit dem Kernpunkt. Der Klub soll eine neue Satzung erhalten. Was meistens auch nicht spannend ist. Zumindest für Außenstehende. Doch innerhalb des HFC erhitzt der Entwurf die Gemüter.

Hallescher FC ist finanziell gesund: Mit Plus aus der Corona-Zeit

Wenn im März 2022 nämlich die nächste Wahl eines Vorstandes ansteht, soll diese nach einem neuen Prozedere ablaufen. Kurz gesagt: Es sollen nur Teams mit jeweils drei Mitgliedern per Blockwahl zur Abstimmung stehen dürfen. Heißt - theoretisch - Jens Rauschenbach sagt: Wenn ihr mich weiterhin als Präsident haben wollt, dann sind Herr/Frau X und Y meine Mitstreiter und die wählt ihr automatisch mit.

Gleiches gilt für Mannschaft B oder C. Was die Abkehr vom bisherigen Modus bedeutet, wo sich eine Vielzahl von Kandidaten für den bis zu fünfköpfigen Vorstand zur Abstimmung stellen kann. Als Jens Rauschenbach im Februar 2019 ins Spitzenamt gewählt wurde, gab es acht Kandidaten, fünf bildeten dann den bis heute amtierenden Vorstand.

Und der hat durchaus gute Arbeit geleistet. Der anfangs Existenz bedrohende Schuldenberg von 1,4 Millionen Euro ist längst abgebaut. Dank Fördermitteln (1,6 Millionen Euro insgesamt) und internen Sparmaßnahmen während der Coronazeit steht der Klub finanziell aktuell richtig gut da. Es deutet sich an, dass das letzte Geschäftsjahr (bis 30. Juni) mit einem Plus von 100.000 Euro abgeschlossen wird.

Hallescher FC: Etat steht bei 7,5 Millionen Euro

Weitere Teile der Erfolgsgeschichte sind in der Broschüre aufgelistet: Nie dagewesene 4,1 Millionen Euro Sponsorengelder fließen in die Kasse - eine Million mehr als in der Saison 2018/19. Der Etat steht bei 7,5 Millionen Euro und soll fortlaufend aufgestockt werden.

4,3 Millionen Euro davon (auch Rekord) fließen derzeit in die Profimannschaft. Alles keine Top-Werte im Liga-Maßstab, aber mithalten kann der Klub allemal. Derzeit. Außerdem: Ein Großteil der Konkurrenten wirtschaftet zwar mit einem höheren Etat, macht dabei aber regelmäßig Schulden. Außerdem verschieben Investoren-Modelle die gesunden Relationen.

Rauschenbach, der an den Zahlen das größte Verdienst hat, will mit mehr Professionalisierung den Abstand verkürzen und dabei serös wirtschaften. Investoren sollen nicht über das Schicksal des HFC bestimmen. Der Verein bleibt Mitglieder geführt. Sogar ein Mitgliederrat wird als beratendes Organ des Vorstands neu eingeführt. So die Pläne.

Hallescher FC: Fans sehen sich in ihrer Wahl-Freiheit beschnitten

Unterm Strich steht auch: Rauschenbach möchte die Strukturen enger und fester zurren. Deshalb sind auch neu ein hauptamtlicher Geschäftsführer für Sport und einer für kaufmännische Dinge vorgesehen. Und vor allem: Er möchte Mitstreiter, mit denen er sich einig ist, die mit ihm den Weg gehen, dessen Ziel auch in der Broschüre formuliert ist: „Ziel ist es, den HFC in die Lage zu versetzen, um den Aufstieg in die 2. Liga mitzuspielen.“

Das wollen natürlich alle im Verein. Doch Teile, allen voran das „Bündnis aktiver Mitglieder“ (BAM), kündigt Widerstand an. „Natürlich sollten Vorstände wirtschaftliche Kompetenz und ein politisches Netzwerk haben – so wie es Jens Rauschenbach hat. Gleichzeitig sollte sich in einem Vorstand stets die Mitglieder-Basis wiederfinden, so wie auch in der aktuellen Amtsperiode, gegebenenfalls als vierter oder fünfter Vorstandskopf“, sagt Carsten Böhme, Mitglied im HFC-Verwaltungsrat und einer der führenden Köpfe des BAM.

Die Bedenken: Fan-Vertreter Steffen Kluge könnte nicht mehr zur von Rauschenbach favorisierten Mannschaft gehören. Der Einfluss der Fankurve auf Klub-Entscheidungen könnte massiv sinken. Mögliche Konsequenz: Kluge tritt mit einem eigenen Team gegen Rauschenbach an.

Bündnis aktiver Mitglieder sieht Reformbedarf in der Satzung des Halleschen FC

Böhme sieht die Notwendigkeit für Reformen. „Die Satzung aufzuräumen, war eine ursprüngliche Idee des BAM, gerade die Bewerbungsmodalitäten für einen Vorstandsposten sind aktuell intransparent“, sagt er. Doch gleichzeitig übt er stellvertretend Kritik am Entwurf: „Der Mitgliederrat, für den auch ich lange gekämpft habe und monatelang belächelt wurde, kommt nun als Feigenblatt für die erzwungene Listenwahl daher.“ Er gibt zu bedenken: „Wir hatten bei der letzten Wahl erstmals die Entscheidungsfreiheit, aus acht Kandidaten frei zu wählen. Diese Freiheit soll nun wieder beschnitten werden.“

Jens Rauschenbach sieht das anders: kein Demokratieverlust, mehr Profiarbeit. Die Mitglieder sollen nun Rückmeldung geben, ob sie den aktuellen Entwurf gut finden - oder nicht. Die Mitgliederversammlung (wahrscheinlich im September) wird dann über die Satzungsänderung abstimmen. Fällt das Ergebnis nicht wunschgemäß aus, könnte sich Jens Rauschenbach sogar komplett zurückziehen. Ob er sich nächstes Jahr zur Wahl stellen wird, darüber hat er „noch nicht entschieden“.