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Karriere über Umwege Hallescher FC: Felix Drinkuths Karriere über Umwege

Von Fabian Wölfling 27.09.2019, 09:42
Felix Drinkuth beim MZ-Termin in einem Café in Halle.
Felix Drinkuth beim MZ-Termin in einem Café in Halle. Holger John / VIADATA

Halle (Saale) - Was nun? Über Jahre ist Felix Drinkuth seinem großen Traum hinterhergejagt. Erst bei St. Pauli, nun zwei Spielzeiten bei Eintracht Braunschweig. Der junge Fußballer hat sich in der Regionalliga-Reserve des Zweitligisten aufgedrängt. Die Trainer waren zufrieden mit dem Talent, haben ihm Hoffnungen gemacht. Der Profifußball schien nah.

Aber es hat nicht geklappt. Mitspieler Gerrit Holtmann ist in die erste Mannschaft hochgezogen worden. Nicht Drinkuth. Er sieht in Braunschweig keine Perspektive mehr auf Profifußball. Zeit für eine Entscheidung.

Felix Drinkuth: Erfolgreiche Ausbildung in Braunschweig

Drei Jahre ist das her. Drinkuth ist inzwischen 24 Jahre alt, Profi des Halleschen FC. Am Samstag trifft er mit dem Drittligisten im Topspiel des zehnten Spieltags auswärts auf Braunschweig. Der Verein, bei dem ihm der Durchbruch verwehrt blieb. Gegen den Drinkuth aber keinen Groll hegt, wie er zwei Tage vor dem Duell in einem halleschen Innenstadtcafé verrät. „Mein Weg ging danach schließlich gut weiter“, erklärt er.

Die Geschichte von Felix Drinkuth, die er bei einem Cappuccino erzählt, ist eine von zweiten Versuchen. Davon, dass nicht nur der direkte Weg zum Ziel führt. Erst in Halle ist er voll im Profifußball angekommen. Der Offensivspieler, ausgeliehen von Bundesligist SC Paderborn, ist ein Gesicht der bisher so starken Saison des HFC. Als Tabellenzweiter geht der ins Duell mit dem Dritten Braunschweig. „In Halle habe ich einen Verein gefunden, wo alles passt. Ich fühle mich wohl, meine Leistungen stimmen“, schwärmt Drinkuth.

Dass er einmal ein tragendes Element der halleschen Offensive sein würde, war vor drei Jahren nicht abzusehen. Nach der Enttäuschung in Braunschweig entscheidet sich Drinkuth nämlich für die Sicherheitsvariante. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass es mit dem Profifußball auf jeden Fall klappen könnte.“

Er kehrt zurück in seine Heimat im hohen Norden, schließt sich Jugendverein Norderstedt an und beginnt eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann. „Das tat mir gut, ich habe da wieder richtig den Spaß am Fußball gefunden“, blickt Drinkuth zurück.

In Norderstedt hat Felix Drinkuth wieder Spaß am Fußball

Obwohl der Tag mit der Ausbildung und anschließendem Training vollgepackt ist, er um 7 Uhr aus dem Haus geht und erst um 21 Uhr wiederkommt, blüht Drinkuth auf. In Norderstedt, das mit Halbprofis in der Regionalliga Nord spielt, ist er der überragende Mann, zeigt vieles, womit er jetzt auch in Halle begeistert: Spielwitz, Tempo, Zug zum Tor. In 93 Spielen für Norderstedt kommt Drinkuth auf 43 Tore und 24 Vorlagen. Das fällt auf.

Als er Ende 2018 seine Ausbildung mit einer guten Zwei abgeschlossen hat, bekommt Drinkuth die zweite Chance auf den Profifußball. Paderborn, damals Zweitligist, verpflichtet den begeisternden Hobbyläufer, der in Hamburg und Stockholm bereits zwei Marathons vollendet hat.

Klaus Gjasula rät Drinkuth zur Leihe nach Halle

Allerdings wird Drinkuth sofort für ein halbes Jahr zu Drittligist Lotte verliehen. Der steckt im Abstiegskampf, setzt auf Kampf und lange Bälle. „Der Schritt nach Lotte war vielleicht ein bisschen überhastet. Der Fußball lag mir nicht“, sagt Drinkuth heute. Er macht zwar 16 Partien, aber nur vier über die volle Distanz, bleibt ohne Tor. Lotte steigt ab. Drinkuth ist zwar im Profifußball, aber nicht wirklich angekommen.

Weil Paderborn im Sommer in die Bundesliga aufgestiegen ist, soll Drinkuth wieder verliehen werden. Wieder muss er eine Entscheidung treffen. Als Halle Interesse anmeldet, hört sich Drinkuth um, auch bei einem Paderborner Mitspieler: Klaus Gjasula. Dem ehemaligen HFC-Kapitän, der am Ende der letztlich erfolglosen Episode unter Trainer Rico Schmitt von den Fans mit Pfiffen verabschiedet wurde. Trotzdem rät er zum Wechsel: „Klaus hat gesagt, dass Halle ein super Verein ist.“ Drinkuth, der mit Freundin Anna in Halle lebt, kann das nun bestätigen.

Felix Drinkuth und Terrence Boyd mit kreativen Torjubeln

Denn im zweiten Versuch konnte sich Drinkuth in Liga drei etablieren. Gemeinsam mit Torjäger Terrence Boyd, mit dem Drinkuth das Faible für kreative Torjubel und Tattoos teilt, hat er dem Vorjahresvierten den entscheidenden offensiven Schub verliehen. Seit das Duo gemeinsam für Halle aufläuft, erzielt das Team 2,86 Tore im Schnitt. Diese Offensivkraft soll auch gegen Braunschweig den Sieg bringen.

Und vielleicht sogar noch mehr? Den Aufstieg in Liga zwei, dorthin, wo ihn Paderborn ursprünglich holen wollte? „Wer weiß, wo die Reise hingeht“, sagt Drinkuth. „Vielleicht kann ich auch mit Halle dieses Ziel erreichen.“ Es muss nicht immer der direkte Weg sein. Das hat er gelernt.

(mz)