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Mythos Betzenberg 1. FC Kaiserslautern - HFC: Was Christian Tiffert über den Mythos Betzenberg sagt

Von Fabian Wölfling 08.02.2019, 08:33

Halle (Saale) - Christian Tiffert hat sie aus nächster Nähe miterlebt. Diese Kraft, die der Betzenberg entfalten kann. Von 2010 bis 2012 spielte der Mittelfeldspieler für den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga, war an den letzten wirklichen großen Sternstunden der Roten Teufel maßgeblich beteiligt. Als fast 50.000 Fans Kaiserslautern immer wieder zu Überraschungen brüllten.

„Gerade Flutlichtspiele, wenn abends die Leute den Berg hochgetingelt sind, waren schon speziell“, sagt der heute 36-Jährige über diese ganze besondere Atmosphäre. Tiffert weiß: „Wenn der Betzenberg gefüllt ist, wird es für jede Auswärtsmannschaft schwer.“ Am Samstag ist er selbst als Teil einer Auswärtsmannschaft zu Gast auf dem Betzenberg, will mit dem Halleschen FC drei Punkte aus Kaiserslautern entführen.

HFC am Betzenberg: Hier scheiterten eins Weltklasse-Teams

Ein Vorhaben, das lange völlig illusorisch schien. Schließlich zählte der FCK über Jahrzehnte zu den führenden Kräften in Fußball-Deutschland. Auch, weil der Verein auf ein mit enthusiastischen Fans gefülltes Stadion bauen konnte, das wie eine Burg über der 100.000-Einwohner-Stadt mitten im Pfälzer Wald thront. Und wie eine Festung im Mittelalter, war der „Betze“ von Auswärtsteams lange tatsächlich nahezu uneinnehmbar.

Praktisch alle großen Vereine hat der Klub aus der Provinz hier geschlagen. Oft auch nach Rückständen. Weil die Anhänger ihre Mannschaft unermüdlich und leidenschaftlich nach vorn trieben, Gegner einschüchterten. So entstand der Mythos vom Betzenberg.

Und genau der sorgt bei Torsten Ziegner auch noch heute, vor dem Spiel am Samstag in der dritten Liga, für Vorfreude. „Die ist ganz eindeutig zu spüren“, sagt der HFC-Trainer. „Der Mythos Betzenberg ist schon etwas Besonderes.“

Uli Hoeneß beschwerte sich in Kaiserslautern über „wilde Tiere“

Legendäre Spiele gibt es viele. 1982 demütigte der FCK etwa Real Madrid mit 5:0. 1991 den FC Barcelona 3:1. Die berühmteste aller Partien spielte der FCK aber bereits 1973. Gegen den FC Bayern, damals mit Gerd Müller, Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß überaus prominent besetzt, drehte Kaiserslautern ein 1:4 noch in einen 7:4-Sieg.

Und Bayern blieb stets ein Lieblingsgegner, der besondere Emotionen beim Publikum auslöste. „Die Zuschauer führen sich auf wie wilde Tiere“, wetterte Hoeneß 2002 als Manager über die lautstarke Kulisse des Betzenbergs.

Im Video: Was der FCK vor dem Spiel gegen Halle sagt

Dass sich selbst der Rekordmeister beeindrucken ließ, hat auch noch Christian Tiffert miterlebt. „Der Betzenberg steht einfach für etwas. Davor hatten auch die Bayern Respekt“, sagt er. Beim 2:0 im August 2010, dem bis dato letzten Sieg des FCK gegen München, war Tiffert selbst dabei, bereitete sogar das Führungstor vor.

Christian Tiffert erlebte mit dem 1. FC Kaiserslautern starke Jahre

Es war eine Saison voller Feiertage, es folgten auch noch ein 5:0 gegen Schalke und ein 3:0 gegen Mönchengladbach. Stets vor ausverkauftem Haus. Am Ende kam Aufsteiger Kaiserslautern in der Bundesliga als Siebter ins Ziel, Tiffert war mit 17 Vorlagen ein entscheidender Mann.

In der Saison darauf stiegen die Roten Teufel aber als Tabellenletzter ab und Tiffert verließ den Verein, der inzwischen selbst in der dritten Liga nur noch Mittelmaß ist. „Schlimm“, findet der Ex-Kaiserslauterer das.

Der Niedergang des FCK begann aber schon lange vor Tifferts Zeit. Vor allem mit dem Ausbau des „Betzes“ für die WM 2006 von 38.000 auf 49.850 Zuschauer übernahm sich der Verein finanziell. Heute ist das Stadion eine Last. Kosten für Pacht und Unterhalt sind dem Klub nicht erst in der dritten Liga über den Kopf gewachsen.

Betzenberg hat viel von seinem Schrecken eingebüßt

So gab es von Seiten der Stadt sogar schon leise Gedanken, den Betzenberg abzureisen. Auch wenn der Vereine solche Ideen entschieden zurückweist, der Mythos Betzenberg hat schwer gelitten.

Voll ist das Stadion auch schon lange nicht mehr. Zwar ist der derzeitige Schnitt mit 22.748 Zuschauern für die dritte Liga beachtlich. Im riesigen Stadion bleiben damit aber trotzdem weit über die Hälfte der Plätze leer. Auch sportlich ist der Betzenberg längst mehr uneinnehmbar. Von seinen zehn Drittliga-Heimspielen gewann der FCK nur vier.

Seine Faszination hat der „Betze“ aber trotzdem noch nicht verloren. „Betzenberg bleibt Betzenberg“, betont Tiffert. „Egal, ob da 50.000 Fans kommen oder 15.000. Das Stadion macht es.“

HFC in Kaiserslautern: „Du merkst, dass sich die Jungs darauf freuen“

Deshalb ist nicht nur bei Trainer Ziegner die Vorfreude auf das Gastspiel in Kaiserslautern groß. „Du merkst, dass sich die Jungs darauf freuen“, sagt Tiffert. „Und ganz egal, wie oft ich da schon gespielt habe, auch ich freue mich darauf. Das sollte auch so sein.“

Da ist aber nicht nur Vorfreude. Auch wenn der HFC beim 2:0 im Hinspiel wenig Mühe mit dem FCK hatte, ist auch Respekt dabei vor der Kraft, die der Betzenberg trotz aller Probleme immer noch entfalten kann. „Die Festung Betzenberg wartet auf uns. Es wird eine Herausforderung, die Kulisse anzunehmen“, ist Ziegner überzeugt. (mz)