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DDR-Eisprinzessin wird 70 Jahre Gabriele Gaby Seyfert: DDR-Eisprinzessin wird 70 Jahre

23.11.2018, 14:41

Chemnitz - Sie ist athletisch, hat Ausstrahlung und versprüht Lebenslust. Kaum zu glauben, dass die ehemalige Eisprinzessin Gaby Seyfert am Freitag ihren 70. Geburtstag begeht.

„Ich feiere im kleinen Kreis mit der Familie“, sagt die Jubilarin, mit vollem Vornamen Gabriele. Sport spielt bei ihr bis heute eine große Rolle: Tennis, Fitnessstudio, Abfahrtski. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass es mal nicht mehr so geht.“ Auf dem Eis stand sie lange Zeit nicht mehr. Im vorigem Winter drehte sie mit ihrer sechsjährigen Enkelin Karlotta ein paar Runden.

Gaby Seyfert: Tennis und Ski anstatt Eiskunstlauf

Die gebürtige Karl-Marx-Städterin, heute Chemnitz, war die erste DDR-Eiskunstläuferin, die es bis in die Weltspitze schaffte. Zweimal Welt-, dreimal Europameisterin. 1968 Olympia-Zweite. Im gleichen Jahr stand sie bei den Europameisterschaften als erste Frau den dreifachen Rittberger. Er gilt als einer der schwierigsten Sprünge. Damit schrieb sie Sportgeschichte.

Im Video: Gaby Seyferts Auftritt bei Olympia 1968:

Dass sie überhaupt den riskanten Sprung wagte, verdanke sie letztlich einer zu spät erschienenen Preisrichterin. Bei dem damals noch üblichen Pflichtteil eines Wettkampfes „war ich durch das Warten nervös geworden, und so sahen dann auch meine Pflichtfiguren aus“, erzählt Gaby Seyfert. „Bei der Kür hatte ich dann nichts mehr zu verlieren und ging auf's Ganze.“

Eiskunstlauf-Star GabySeyfert beendete 1970 überraschend ihre Laufbahn

In ihrer Karriere fehlt nur olympisches Gold. Für die Winterspiele 1972 galt sie als die große Favoritin. Doch überraschend beendete Gaby Seyfert 1970 ihre Laufbahn im Leistungssport. „Zu der Zeit war ich das erste Mal ernsthaft verliebt, in meinen späteren Mann und Vater meiner Tochter Sheila, Eberhard Rüger. Er war auch Leistungssportler, Eistänzer, und kannte also dieses Leben. Er hätte es verstanden, dass ich abends nicht zur Disco gehen kann, wenn ich früh auf dem Eis zum Training stehen muss.“

Doch ihre Mutter und Trainerin, Jutta Müller, „war der Meinung, Verliebtsein und Leistungssport passen nicht zusammen. Ich sah das nicht so. Aber sie setzte mich unter Druck, stellte mich schließlich vor die Wahl: Liebe oder Sport. Und ich entschied mich für die Liebe.“

Gaby Seyfert entschied sich für die Liebe und gegen den Leistungssport

Wirklich bereut hat Gaby Seyfert ihre Entscheidung nie: „Ich bin nicht der Typ, der in die Vergangenheit schaut. Natürlich fehlt mir der Olympiasieg, der hätte mich schon gereizt. Aber ich schaue eher in die Zukunft.“

Im Video: Gaby Seyfert bei der WM 1970:

Traurig war sie auch, als die DDR-Funktionäre ihr die Annahme eines Ein-Millionen-Dollar-Angebotes an der Eisrevue „Holiday on Ice“ verboten. „Doch Nachtrauern bringt einen nicht weiter“, sagt Gaby Seyfert.

Die ersten Schritte auf dem Eis machte sie mit vier Jahren. Eher nebenbei, damals lief noch ihre Mutter. Erst als diese ihre aktive Laufbahn beendete und später Trainerin wurde, begann Gaby Seyfert 1955 mit ernsthaftem Training bei ihr. „Talent hatte ich. Und ich habe Eiskunstlaufen geliebt.“ Doch den Erfolg, so glaubt sie, machen vielleicht 30 Prozent Talent aus. „70 Prozent sind harte Arbeit.“

Jutta Müller und Gaby Seyfert: Wenn die Mutter die Tochter trainiert

Der Alltag zwischen Tochter und Mutter blieb schwierig: Alles drehte sich um das Eiskunstlaufen, von früh bis spät. „Sie war zu mir noch ein bisschen strenger als zu den anderen Läufern“ erzählt Gaby Seyfert, erinnert sich aber auch an die Vorteile: „Ich hatte nie Heimweh, meine Mutti war ja immer dabei.“

Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn studierte Gaby Seyfert Sport und arbeitete anschließend als Trainerin – jedoch nur drei Jahre. Der Grund: Als ihr Schützling Anett Pötzsch als Talent erkannt wurde, „hat man dieses Talent in erfahrenere Trainerhände gegeben. Und das waren die Trainerhände meiner Mutter. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch als Trainerin wollte ich natürlich erfolgreich sein“, begründet Gaby Seyfert das abrupte Ende ihrer Trainerlaufbahn.

Ende der DDR: Die Wende traf Gaby Seyfert hart

Nach dem folgenden Sprachstudium und einer Arbeit am Internationalen Handelszentrum in Berlin gelang Gaby Seyfert 1985 der Wiedereinstieg in den Sport als Leiterin der Eisshow im Friedrichstadtpalast, bei der sie auch selbst bis 1991 auftrat. „Das war mein Traumjob“, sagt sie.

Das Ende mit der Wende traf sie hart. „Das war die bitterste Zeit für mich, nochmal einen Neuanfang zu finden“, berichtet sie. Nach einigem beruflichen Ausprobieren arbeitete sie bis zur Rente in der Firma von Hertha-BSC-Präsident Werner Gegenbauer als Vertriebsmitarbeiterin. (dpa/mz)