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Anschlag auf BVB-Bus Sprengstoff-Attacke auf Mannschaftsbus von Borussia Dortmund: Islamisten-Bekennerschreiben gefunden

12.04.2017, 11:30

Dortmund - Das angebliche Antifa-Bekennerschreiben zum BVB-Angriff in Dortmund ist möglicherweise eine Fälschung. „Wir halten das Schreiben für einen Nazifake“, teilten die Betreiber des Internetportals „Indymedia linksunten“ der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin mit. „Weder Inhalt noch Sprache deuten auf einen linken Hintergrund hin, deshalb haben wir es bereits sehr kurz nach der Veröffentlichung gelöscht.“ Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Echtheit des angeblichen Antifa-Bekenntnisses werde geprüft.

Am Mittwoch machte das rechtspopulistische Netzwerk „PI News“ die antifaschistische Szene für den BVB-Angriff verantwortlich - unter Verweis auf das angebliche Bekennerschreiben. Dieses war wenige Stunden nach der Sprengstoffattacke auf den Bus von Borussia Dortmund am Dienstagabend bei „Indymedia linksunten“ erschienen.

Das angebliche Antifa-Bekennerschreiben zum BVB-Angriff sei weder zensiert noch versteckt worden, „da unsere Moderationskriterien vorsehen, dass Inhalte, die Linke gefährden, gelöscht werden“, erklärten die Betreiber. „In diesem Fall wird versucht, Linke mit einem Mordanschlag in Verbindung zu bringen, was ohne Zweifel eine Gefährdung darstellt.“ 

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht von „widerwärtigen“ Anschlag 

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund als widerwärtige Tat verurteilt. In einem Telefonat mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke habe sie dem Trainerstab, der Mannschaft und den Fans alles Gute gewünscht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Sie habe ein großes Lob an die Fans beider Mannschaften und an die Polizei ausgesprochen. Sie sei wie viele Millionen Menschen entsetzt. „Das ist eine widerwärtige Tat“, sagte Seibert. Man könne nur erleichtert sein, dass es nicht noch schlimmere Folgen gegeben habe. „Unsere Gedanken sind bei den beiden Verletzten.“ 

Angela Merkel in Bekennerschreiben erwähnt

In dem nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund in Tatortnähe gefundenen Bekennerschreiben wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) namentlich erwähnt. In dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben heißt es: „Aber anscheinend scherst du dich Merkel nicht um deinen kleinen dreckigen Untertanen. Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden.“

Im Satz zuvor wird auf den Islamisten-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember mit zwölf Toten verwiesen. Das eine Seite lange Schreiben ist nicht handschriftlich, sondern offenbar am Computer geschrieben.

Die Echtheit des Schreibens wird nach wie vor von den Ermittlern geprüft. In Sicherheitskreisen wurde am Mittwoch betont, der Hintergrund der Tat stehe keinesfalls fest. Es könne sich auch um eine Fälschung handeln, um auf eine falsche Spur zu führen. Bei den Tätern könne es sich nach wie vor auch um gewaltbereite Fußballfans, Erpresser, andere Kriminelle oder Menschen mit rechtsextremem Hintergrund handeln.  

Ermittler prüfen Authentizität des zweiten Bekennerschreibens

Derweil überprüfen die Ermittler die Authentizität eines zweiten Bekennerschreibens, das möglicherweise aus der antifaschistischen Szene kommt. 

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Mittwoch wird in dem am späten Dienstagabend im Internet verbreiteten Schreiben in Antifa-Duktus erklärt, der Bus sei mit eigenes für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als „Symbol für die Politik des BVB“ attackiert worden, die sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetze. 

Antifa-Schreiben ein Fake? 

Wie die Tagesschau berichtet, soll es sich bei dem Antifa-Schreiben um eine gefälschtes Dokument handeln, das über die rechtsradikale Internet-Seite „PI-News“ verbreitet worden sei. 

Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund 

In dem ersten Bekennerschreiben zum Anschlag gibt es Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund der Tat. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen wird in dem in deutscher Sprache verfassten, einseitigen Schreiben auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten vom Dezember und den Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien Bezug genommen. Zunächst hatten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR über die Details berichtet.

Es wurde intensiv darauf hingewiesen, dass ein islamistischer Hintergrund des Anschlags weiterhin nicht geklärt sei. Es seien weitere Überprüfungen notwendig. Das Schreiben trage auch keine Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Es könne sich nach wie vor auch um gewaltbereite Fußballfans, Erpresser oder andere Täter handeln. 

BVB-Profi Barta musste operiert werden

BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizeibeamter waren durch die drei Explosionen nahe dem Bus am Dienstagabend vor dem Champions-League-Spiel gegen AS Monaco verletzt worden. Die Partie wird am heutigen Mittwochabend (18.45 Uhr) nachgeholt.

Das Schreiben beginnt nach den Informationen mit den Worten „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“. Es werde behauptet, dass die deutschen Kampfflugzeuge daran beteiligt seien, Muslime im Kalifat des sogenannten Islamischen Staates zu ermorden.

„Todesliste des Islamischen Staates“

Weiter heiße es, ab sofort stünden Sportler und andere Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ auf einer „Todesliste des Islamischen Staates“, schreiben die Rechercheure von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR.

Auch nach dpa-Informationen soll die Drohung gegen Sportler, Schauspieler und andere Prominente so lange gelten, bis die deutschen Kampfflugzeuge aus dem Kriegsgebiet abgezogen und die US-Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein geschlossen sei. Fußballfans werden angeblich nicht als Ziele erwähnt. Das Schreiben trägt demnach keine Unterschrift.

Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen übernommen

Im Fall der Sprengstoff-Attacke auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Weitere Informationen will sie am frühen Nachmittag bekanntgeben, wie die Behörde in Karlsruhe am Mittwoch mitteilte. Um 14 Uhr wird die Bundesanwaltschaft über den Stand der Ermittlungen informieren. 

BVB-Team am Trainingsgelände zusammengekommen

Spieler und Trainerstab von Borussia Dortmund sind am Mittwochmorgen am Trainingsgelände im Dortmunder Stadtbezirk Brackel zusammengekommen. Das Team soll sich dort auf die wegen des Sprengstoffanschlages auf den heutigen Abend (18.45 Uhr) verlegte Champions-League-Partie gegen AS Monaco vorbereiten. Ein für diesen Tag ursprünglich geplantes öffentliches Training war vom BVB noch am Dienstagabend abgesagt worden.

Wie schwierig eine solche Situation sein kann, erklärte der frühere BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld in einem Gespräch mit dem TV-Sender Sky. „Die Zeit, das mit den Spielern aufzuarbeiten, hat man nicht. Man muss das Geschehen schnell wieder auf den Fußball lenken.“

Das BVB-Trainingsgelände im Osten der Stadt ist seit dem Morgen stark gesichert. Etliche Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor der Anlage, weitere patrouillieren um das Gelände herum. Auch einige Fans und viele Medienvertreter haben sich dort versammelt.

Nicht beim Team ist Abwehrspieler Marc Bartra, der bei dem Angriff an der rechten Hand und am Arm verletzt und noch in der Nacht Hand operiert worden ist. „Wir sind alle geschockt und in Gedanken bei Marc“, sagte Borussias Kapitän Marcel Schmelzer. 

Neuansetzung war alternativlos

Die Neuansetzung des Viertelfinal-Hinspiels in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco keine 24 Stunden nach dem Sprengstoffanschlag auf den BVB-Mannschaftsbus war alternativlos. „Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Begegnung wurde auf den Mittwochabend (18.45 Uhr/Sky) neu terminiert.

„Unsere Aufgabe ist es, das zu verarbeiten. Das ist unser Job“, sagte Watzke. Auf dem Weg ins Stadion waren in der Nähe des BVB-Busses drei Sprengsätze explodiert. Innenverteidiger Marc Bartra musste aufgrund einer gebrochenen Speiche im rechten Handgelenk operiert werden. Ein Polizist, der auf seinem Motorrad den Bus zum Stadion begleiten sollte, erlitt ein Knalltrauma und einen Schock. (dpa/red/sid)