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PAOK-Co-Trainer Joti Stamatopoulos PAOK-Co-Trainer Joti Stamatopoulos: "Die Stimmung war unglaublich"

17.04.2014, 15:37
PAOK-Co-Trainer Joti Stamatopulos
PAOK-Co-Trainer Joti Stamatopulos maGro/Grospitz Lizenz

Herr Stamatopoulos, die Bilder vom griechischen Pokal-Halbfinale am Mittwoch sind kaum zu begreifen. Das ganze Stadion war vor dem Anstoß mit roten Fackeln erleuchtet, nach wenigen Sekunden war durch den dichten Nebel das Spielfeld kaum noch erkennbar. Wie haben Sie die Szenen erlebt?

Joti Stamatopoulos: Das ging schon vor dem Anpfiff los, als wir ankamen war das Stadion schon komplett voll. Die Stimmung war unglaublich. Die Fans haben gar nicht mehr aufgehört mit dem Feuerwerk. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das ist ein großes Privileg, so etwas als Trainer mitzuerleben.

Hierzulande ist von Ausschreitungen die Rede, Verantwortliche von Olympiakos beschweren sich, die eigene Auswechselbank sei angezündet worden. Sie sehen die Geschehnisse unkritisch?

Stamatopoulos: Griechenland ist Griechenland. Die Fans sind sehr eigen. Klar gibt es auch hier Strafen. Aber ich glaube nicht, dass jetzt die Mannschaft dafür bestraft wird, das weiß ich aber nicht. Das sieht man hier ein wenig anders als in Deutschland. Im positiven Sinne, würde ich sagen. Nochmal: Es ist toll so etwas mitzuerleben, es war sehr schön anzusehen. Und die Vorwürfe seitens Olympiakos waren etwas übertrieben. Ein Feuerwerkskörper ist in der Nähe der Bank gelandet.

Joti Stamatopoulos wurde am 10.12. 1972 in Köln geboren. Er war Amateurfußballer u.a. für Fortuna Köln und langjähriger Amateurtrainer, u.a. für den SC West und den DFB-Stützpunkt Mittelrhein. Bekannt wurde er als Moderator der Jugend-Fußball-Sendung „Fujuma“ im DSF, dem heutigen Sport 1.

Sein Durchbruch als Trainer gelang ihm als Co-Trainer unter Ewald Lienen beim griechischen Erstligisten Panionios Athen. Nach Stationen als Cheftrainer in Griechenland und Estland ist er seit der Entlassung von Huub Stevens bei PAOK Saloniki Assistent des neuen Cheftrainers Georgios Georgiadis.

Das Spiel begann dann mit einiger Verzögerung.

Stamatopoulos: Der Grund für die Verzögerung war vor allem, dass Unbekannte Anchovis auf der Gästebank ausgestreut haben (in Anlehnung an den Spitznamen von Olympiakos Piräus , Anm. d. Red). Der Trainerstab von Olympiakos  hat sich daraufhin geweigert, dort Platz zu nehmen, die Bänke sollten getauscht werden. Das wollte der Vorstand aber nicht. Deshalb die Verzögerungen.

Szenen wie die vor dem Spiel sind nicht ungewöhnlich im Toumba Stadion von PAOK. Aber das Feuerwerk am Mittwoch dürfte selbst die außergewöhnlichen Dimensionen in Thessaloniki gesprengt haben, oder?

Stamatopoulos: Wir haben gewusst, dass einiges passieren wird. Es war eine große Brisanz im Spiel, im Hinspiel sind wir meiner Meinung nach unfair behandelt worden vom Schiedsrichter. Da hatte sich einiges aufgestaut. Die Rivalität zwischen den Klubs ist besonders. Aber in dem Maße, das war selbst gestanden Spielern neu.

Wie ist es eigentlich möglich, dass eine derartige Menge an Feuerwerkskörpern den Weg ins Stadion findet? Gibt es keine Sicherheitskontrollen?

Stamatopoulos: Naja, es gibt ja überall Sicherheitskontrollen. Und überall gibt es Feuerwerkskörper.

PAOK hat am Ende mit 1:0 gewonnen, nach dem 1:2 im Hinspiel reichte das für den Finaleinzug. Für die Stadt scheint der Erfolg eine große Bedeutung zu haben.

Stamatopoulos: Die Euphorie ist riesig. Meine Frau und mein kleiner Sohn sind auch hier, wir waren am Hafen spazieren und ich wurde pausenlos auf das Spiel angesprochen. Die Stadt ist schwarz-weiß, die Stadt ist PAOK. Das spüre ich jeden Tag seit ich hier bin. Am Spieltag hat uns ein Motorrad-Korso zum Spiel begleitet. Und was los war, als wir am Stadion ankamen, kann man nicht begreifen, wenn man es nicht gesehen hat.

Was ist passiert?

Stamatopoulos: Tausende von Menschen haben den Bus umlagert, den Bus geschüttelt und uns zugerufen, was wir alles mit Olympiakos machen sollen. Ich will das lieber nicht übersetzen, die griechischen Gesänge sind etwas extrem in ihrer Wortwahl. Es war laut. Richtig, richtig laut.

Bis zum Finale in Athen gegen Panathinaikos sind es noch eineinhalb Wochen. Das Ziel dürfte klar sein.

Stamatopoulos: Das große Ziel vor der Saison war ein Titel und der ist jetzt in greifbarer Nähe. Die Menschen hier haben unglaublich lange darauf gewartet (Der letzte Pokalsieg von PAOK Saloniki liegt elf Jahre zurück, Anm. d. Red.). Ich denke, dass wir den Pokal nach Saloniki holen werden.
Sie sind seit eineinhalb Monaten Co-Trainer, ihr Vertrag läuft bis zum Saisonende. Bleiben Sie darüber hinaus?

Stamatopoulos: Ich bin sehr guter Dinge. Ich würde sehr gerne hier weiter arbeiten. Etwas Schöneres könnte ich mir gerade nicht vorstellen.

Sie haben vorher bereits in Griechenland trainiert, bei einem Drittligisten, sind aber damals zurückgetreten, weil die Finanzkrise die Arbeit erschwerte. Machen Sie gerade andere Erfahrungen?

Stamatopoulos: Wir sind sicherlich eine Oase in Griechenland. Die wirtschaftliche Lage ist nicht einfach und viele Klubs in der ersten Liga haben mit dem Lizensierungsverfahren zu kämpfen. Aber PAOK hat mit Ivan Savvidis einen Großaktionär, der alles dafür tut, dass alles hier professionell abläuft. Wollen wir hoffen, dass es so weitergeht.

Das Gespräch führte Sebastian Fischer