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Razzia in 35 Wohnungen Dynamo Dresden: Groß-Razzia in der Fanszene nach Vorfällen in Karlsruhe

05.12.2017, 16:15

Dresden/Karlsruhe - Die Polizei ist am Dienstagmorgen mit einer konzertierten Aktion in drei Bundesländern und der Schweiz gegen militante Anhänger des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden vorgegangen.

Bei den Razzien in Sachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg und der Schweiz wurden insgesamt 35 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Die Maßnahmen richteten sich gegen mehr als 20 Tatverdächtige. Das gab die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des Polizeipräsidium Karlsruhe bekannt.

Razzia in Dynamo-Fanszene: Polizei stellt Computer und Handys sicher

Nach Angaben von Staatsanwalt Tobias Wagner wurden insgesamt 35 Objekte durchsucht. Dabei stellten die Beamten vor allem Computer, Smartphones, Pyrotechnik, Tarnkleidung und ein Auto sicher. Zudem fanden sie eine Waffe für Gummigeschosse und einen Schlagring. Insgesamt seien nun mehr als 300 Beweismittel auszuwerten. Laut Polizeisprecher Raphael Fiedler wird das mindestens einen Monat dauern.

Für die Razzia hatte allein die Polizei Baden-Württemberg rund 100 Beamte und drei Staatsanwälte zum Auswärtseinsatz nach Dresden entsandt.

Unmut beim Fanprojekt von Dynamo Dresden

Für Unmut sorgte am Dienstag der Umstand, dass auch das Fanprojekt von Dynamo Dresden von der Durchsuchung betroffen war. „Durchsuchungen eines sozialpädagogischen Fanprojekts sind mehr als kritisch. Sie zerstören das besondere Vertrauensverhältnis von Sozialpädagogen und Fußballfans und erweisen der Gewaltprävention im Fußball einen Bärendienst“, erklärte der sächsische Grünen-Politiker Valentin Lippmann. „Ich heiße die Vorfälle in Karlsruhe nicht gut, erwarte jedoch gerade mit Blick auf die wichtige Arbeit der Fanprojekte Ermittlungen mit Augenmaß“, so Lippmann.

Anlass für die Polizei-Aktion waren die Straftaten rund um die Zweitliga-Partie der Dresdner am 14. Mai beim Karlsruher SC (4:3). Damals waren 1500 Dynamo-Fans durch das Karlsruher Stadtgebiet zum Wildparkstadion gezogen. Dabei waren die Marschteilnehmer einheitlich in militärähnlicher Tarnkleidung mit dem aufgedruckten Schriftzug „Footballarmy Dynamo Dresden“ unterwegs.

Die vorderste Reihe präsentierte ein Transparent mit der Aufschrift Krieg dem DFB„. Dazu wurden Nebeltöpfe eingesetzt, die zusammen mit rhythmischem Trommeln das militante Erscheinungsbild verstärkten. Polizisten wurden aus der Menge heraus mit Pyrotechnik beworfen und beschossen. 21 Beamte erlitten Knalltraumata.

Dynamo-Fans in Karlsruhe: Verletzte Polizisten und Ordner

Am Stadion überrannten die Marschteilnehmer die Einlasskontrollen. Dabei wurde eine Vielzahl von Ordnungskräften verletzt. So konnte Pyrotechnik auf die Ränge gebracht werden, die während des Spiels aus dem einheitlich uniformierten Gästeblock abgefeuert wurde. Dresdner Fans, die ohne einheitliche Tarnkleidung in den Block kamen, wurden gewaltsam hinausgedrängt.

Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe leitete in der Folge mehrere Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Sprengstoffgesetz ein. Beim Polizeipräsidium Karlsruhe wurde die Ermittlungsgruppe “Dynamo„ gebildet.

(sid/dpa/mz)