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Franziska Hildebrand Franziska Hildebrand: Es fehlt nur ein Quäntchen

Von Christoph Karpe 23.12.2014, 20:51
So konzentriert wie entschlossen: Franziska Hildebrand in der Loipe.
So konzentriert wie entschlossen: Franziska Hildebrand in der Loipe. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Schon vor Wochen bekam „die Mutti einen Wink mit dem Zaunpfahl“, erzählt Franziska Hildebrand. Da schwärmte sie im Familienkreis davon, wie toll ihr doch eine ganz spezielle Kunstleder-Tasche gefalle. Aber ob ihr dieser Weihnachtswunsch erfüllt wird, der ja eigentlich nur so indirekt formuliert war, da ist sich die 27-Jährige nicht sicher. „Aber an sich ist das auch egal. Ich bin gespannt, was sich die Mutti überlegt hat. Viel wichtiger sind mir die Tage bei der Familie“, sagt Franziska Hildebrand fröhlich, während sie per Auto aus Ruhpolding ins heimatliche Köthen düst.

Das diesjährige Fest steht für sie unter einem besonders schönen Stern. Vor allem auch aus sportlicher Sicht. Gesamtplatz sechs im Weltcup weist sie als aktuell beste deutsche Biathletin aus. Serienweise lief „Franzi“ in die Top Ten. Und die Führungsrolle im so jungen deutschen Team nimmt die Älteste auch gern an: „Die anderen müssen erst einmal an mir vorbei“, sagt Hildebrand in Richtung etwa von Luise Kummer, Vanessa Hinz und Franziska Preuß mit denen sie in Hochfilzen den Sieg im ersten Staffelrennen der Saison bejubeln durfte. Oder gen Laura Dahlmeier, die nach ihrer Verletzung erst jetzt in Form kommt.

Gössner steht im Fokus

Doch auch wenn die Flachländerin gerade das Maß der Dinge ist, „an der medialen Aufmerksamkeit hat sich im Vergleich zu früher nicht viel geändert“, sagt sie. Die Dramen, die die mitleiderregende Form der Neureuther-Freundin Miriam Gössner lieferte, standen da ungleich öfter im Fokus. Hildebrand fehlt halt der Glamour-Lack, sie gilt als die nett-unkomplizierte Frau von nebenan und immer noch nicht als glanzvoller Siegertyp. Plätze sechs oder sieben taugen halt dann doch nicht dafür.

Das weiß auch Franziska Hildebrand, die sich jedoch keinesfalls um einen Platz im Rampenlicht drängelt. Sie will lediglich woanders hin: Bei einem Einzelrennen endlich einmal auf das Podest. Die beste Laufform ihres Lebens spricht dafür, dass dieser Tag nahe ist. Wären da nicht immer ein, zwei so verflixte Fehlschüsse. „Immer wieder fehlte mir nur ein kleines Quäntchen. Es geht um einen Treffer mehr am Schießstand, der das Ganze dann mal regelt“, sagt sie voller Sehnsucht nach dem perfekten Rennen. „Der letzte Schritt“ fehle eben noch, um tatsächlich auch als Nummer eins wahrgenommen zu werden - nicht nur von Trainern und Experten.

Doch das wichtigste und erste Saisonziel hat sie bereits erreicht: Sie ist für die WM Anfang März im finnischen Kontiolahti qualifiziert. „Und außerdem ist es wirklich schön, dass ich mal zu Weihnachten nicht zittern muss, ob ich bei den Weltcups Anfang des nächsten Jahres dabei sein darf“, sagt Franziska Hildebrand. In den vergangenen Jahren war ihre Nominierung für die Heimrennen in Oberhof - diesmal ab 6. Januar - zu diesem Zeitpunkt immer im Kann-Status. Jetzt kommen die gestrengen Formrichter um Bundestrainer Gerald Hönig auf keinen Fall an ihr vorbei. Andere, wie etwa Gössner, müssen zittern. Mit dem einstigen Hoffnungs-Girl leidet Franziska Hildebrand beinahe mit. „Sie muss erst einmal ganz in Ruhe zu sich selbst finden“, so ihr Tipp.

So gut wie nie zuvor

Franziska Hildebrand hat das längst geschafft. Im Sommer 2013 war sie bekanntlich aus dem A-Team geflogen, hatte sich zurückgekämpft, erlebte ein olympisches Desaster, rappelte sich wieder auf und steht jetzt so gut da wie nie zuvor. Kein Wunder, dass ihr Duo mit Erik Lesser beim Biathlon-Spektakel vor 50 000 Zuschauern am Sonnabend auf Schalke als Sieg-Kandidat gehandelt wird. Sofern die Schüsse sitzen, kann Franziska Hildebrand perfekt Werbung in eigener Sache betreiben - auch wenn sie den Wettkampf nur als „prima Training“ sieht.

Bis dahin genießt sie aber zunächst die besinnlichen Tage daheim. Und auch wenn sie noch nicht weiß, welches Geschenk denn nun für sie bereitliegt, auf eines freut sie sich definitiv: „Bei uns gibt es Heiligabend immer lecker Kartoffelsalat mit Würstchen.“ (mz)