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"Stehen zusammen" FCM - HFC: Magdeburg verpasst sich Maulkorb vor Derby

Von Christoph Karpe und Christoph Lesk 29.10.2019, 13:01
Gemeinsames Schweigen vor dem Spiel gegen Halle bei den FCM-Profis Christian Beck, Sören Bertram und Dominik Ernst (v.l.n.r.).
Gemeinsames Schweigen vor dem Spiel gegen Halle bei den FCM-Profis Christian Beck, Sören Bertram und Dominik Ernst (v.l.n.r.). www.imago-images.de

Magdeburg - Eigentlich wäre Sören Bertram in diesen Tagen als Diplomat gefordert gewesen.  Die Fragenhäufung, das mediale Gezerre, es wäre definitiv auf ihn zugekommen. Schließlich ist der Mann aus Uelzen ein ganz besonderer Auskenner die Fußball-Befindlichkeiten in Sachsen-Anhalt betreffend. Drei Jahre, von 2013 bis 2016, hat er für den Halleschen FC gespielt. Seit dem Sommer trägt er nun aber das Trikot des 1. FC Magdeburg. Und erlebt am Samstag  sein erstes Derby als Blau-Weißer.

Fragen gäbe es also viele an den 28-jährigen Profi. Etwa die nach seiner Gefühlslage vor dem Wiedersehen mit dem Ex-Klub. Interessant auch, ob Bertram bei einem eigenen Treffer jubeln würde. Oder ob er überrascht ist von der Entwicklung, die der Hallesche FC genommen hat. Die Rot-Weißen gehen als Tabellenführer der dritten Liga in das Derby. Die MZ hat dem Offensivspieler all diese Fragen  gestellt. Antworten hat sie von Sören Bertram aber keine bekommen. 

FCM-Profis schweigen aus „Respekt vor den Fans“

Aber nicht, weil der stets freundliche und offene Blondschopf in Magdeburg plötzlich eine Medienallergie entwickelt hättte. Oder er Angst verspüren würde, mit den Antworten Fans der einen oder anderen Seite zu verprellen. Sondern, weil sich das FCM-Team am Dienstag zu einem kollektiven Schritt entschlossen hat.

Vor dem Spiel soll nicht mit der Öffentlichkeit, also den Medien gesprochen werden. Auch Trainer Stefan Krämer solidarisiert sich mit dem Vorhaben. „Wir haben als Mannschaft entschlossen, aus Solidarität und Respekt vor unseren Fans und vor dem, was vor drei Jahren geschehen ist, uns in dieser Woche auf das Heimspiel gegen Halle zu fokussieren und nichts zu sagen“, ließ Bertram mitteilen. „Das ist ein Entschluss der Mannschaft und hier stehen wir zusammen.“

Mit den Geschehnissen meint er den Tod des FCM-Fans Hannes. Der war im Oktober 2016 nach einer Auseinandersetzung mit HFC-Fans aus einem fahrenden Zug gestürzt und erlag später seinen Verletzungen. Bis heute ist unklar, was genau passiert ist. Die Schuldfrage blieb nach offiziellen Ermittlungen ungeklärt.

FCM-Ultras geben HFC-Fans die Schuld am Tod von Hannes S.

Die Ultras des FCM geben den HFC-Fans die Schuld. Sie haben deshalb vergangene Woche angekündigt, das Derby zu boykottieren. Später schlossen sich 45 Fanklubs dem Verzicht auf das Spiel. Es soll keine Derby-Normalität einkehren, so die Begründung der Ultras.

Durch den selbst auferlegten Maulkorb muss Bertram nun nicht den Diplomaten spielen. Zumindest nicht bis zum Abpfiff des Derbys. Dann werden die Fragen mit Verspätung doch noch kommen. An den Mann, der  ein Publikumsliebling in Halle war, in 101 Spielen für den HFC 24 Tore selbst erzielt und 25 vorbereitet hat.  Und den nun die Magdeburger lieben. Für die kommt Bertram in bisher 13 Spielen auf fünf Treffer und zwei Vorlagen. . (mz)