Familientragödie Familientragödie: Labile Eltern-Kind-Beziehung
Halle/MZ/jpt. - Bei der Familientragödievon Braunschweig handelt es sich nach Ansichtdes halleschen Psychologen Arnulf Möller umeine "Deliktsituation, die wenig Typischeshat und extrem selten vorkommt". Das Verhaltendes Zwölfjährigen sei nur schwer zu begreifen,sagte der Privatdozent an der Klinik für Psychiatriean der Martin-Luther-Universität am Freitag zurMZ. "Um die Tat zu verstehen, muss man sichdie gewachsene Familien-Situation anschauen",so der Professor. Nach Lage der Dinge, steckeoffenbar ein seit Jahren schwelender Konfliktder Wertezuschreibung dahinter. Im Zentrumstehe dabei die Frage, was innerhalb der Familiebesondere Wertschätzung erfahre. Und das seihier vermutlich sehr einseitig auf Leistungfokussiert gewesen.
Hinzu komme noch eine latente Trennungsangstdurch die Drohung mit dem Internat. Das Kindfrage sich: "Was passiert mit mir, wenn dieZensuren schlecht sind?" So könne ein labilesund emotional wenig belastbares Eltern-Kind-Verhältnisentstanden sein, das von Schulnoten abhängeund von Trennungsängsten begleitet werde.Wenn das plötzlich, ausgelöst durch einenStreit, in den Vordergrund trete, könne eszum Kurzschluss kommen. Für eine Tötungsabsicht,müsse es dabei vorab nicht unbedingt Anzeichengeben. Merkmale für eine labile Lebenssituationseien oft eine gestörte Beziehung zu Gleichaltrigen,sozialer Rückzug, hohe Aggressivität oderGehemmtheit im Alltagsleben.