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Missbrauchsfall in Lügde Campingplatz in Lügde: Heftige Kritik nach Skandal im Missbrauchsfall

Von Gerhard Voogt 22.02.2019, 15:15
Der Tatort auf dem Campingplatz Lügde
Der Tatort auf dem Campingplatz Lügde dpa

Detmold - Im Skandal um verschwundene Beweisstücke nach dem massenhaften Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde erhebt der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) Vorwürfe gegen die nordrhein-westfälische Landesregierung. Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ recherchiert hatte, dass mit der Auswertung von CDs mit kinderpornographischen Aufnahmen ausgerechnet ein junger Polizeianwärter beauftragt war, sagte Sebastian Fiedler, BDK-Chef in NRW, dieser Zeitung: „Der Vorgang wirft ein Schlaglicht auf die desaströse Personalsituation in der Kreispolizeibehörde Detmold. Es kann nicht sein, dass Kommissaranwärter mit der Auswertung von Material beauftragt wird, auf dem Kinderpornos zu erwarten sind. Diese Aufgabe kann nur durch geschulte Kripobeamte übernommen werden. Ich gehe davon aus, dass dieser Umstand der personellen Not geschuldet war, richtig war er sicher nicht.“

„Ich weiß nicht, ob der Student überhaupt schon mit den Vorschriften zur Asservatensicherung vertraut war. Zur Wahrheit gehört auch, dass es in vielen Behörden keine gesicherten Räume gibt, in denen die Auswertung von elektronischem Beweismaterial durchgeführt werden kann.“

Auf dem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe sollen über Jahre mindestens 31 Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren missbraucht und gefilmt worden sein. Drei Männer sitzen in Untersuchungshaft. Unter den Opfern ist ein Pflegekind, dass bei dem Hauptverdächtigen auf dem Campingplatz wohnte. Der Mann soll das Mädchen missbraucht und als Lockvogel eingesetzt haben, um an andere Kinder heranzukommen.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass in der Kreispolizeibehörde Lippe mit Sitz in Detmold schon seit Wochen Beweismaterial verschwunden ist. Ein Alukoffer und eine Hülle mit 155 Datenträgern würden vermisst, sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag und sprach von „Polizeiversagen“. 

Reul sieht sich in der Pflicht

Auf einen Diebstahl des Materials gebe es derzeit keine Hinweise, teilte die Staatsanwaltschaft Detmold mit. Dementsprechend sei auch kein Ermittlungsverfahren anhängig. Minister Reul bekräftigte am Freitag im WDR-Hörfunk seinen Vorwurf des Behördenversagens. Er sehe sich in seiner Kritik bestätigt und habe nun die Pflicht für Aufklärung zu sorgen. BDK-Chef Fiedler sagte, die Kripo sei ausgeblutet und liege am Boden, im vergangenen Jahr hätten 60 Leute gefehlt. Nun zeige sich, was Personalmangel bedeute. „Wenn der Innenminister davon redet, dass seine Großmutter das besser gekonnt hätte, kommt das bei den Kollegen, die sich da jeden Tag den Hintern aufreißen, nicht so gut an“, sagte Fiedler. (mit dpa)