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Brandenburg Brandenburg: Fluchtchronologie - Stationen im Herbst

23.10.2001, 08:50

Frankfurt/Oder/dpa. - Sechs Mal ist der SchwerverbrecherFrank Schmökel bereits aus dem Maßregelvollzug entkommen. Teils bracher aus der Klinik aus, teils nutzte er Ausgänge für eine Flucht:

April 1994: Schmökel hat vom 1. bis 4. April Urlaub aus derLandesklinik Brandenburg. Er kehrt nicht freiwillig zurück undvergewaltigt auf der Flucht in Mecklenburg-Vorpommern ein Mädchen.Am 13. April wird der Triebtäter von der Polizei zurückgeführt.

16. November 1995: Schmökel gelingt die Flucht aus der Klinik.Bereits am nächsten Tag fasst ihn die Polizei.

24. Juli 1996: Schmökel entweicht bei einem begleiteten Freigang.Drei Tage später bringen ihn Polizeibeamte zurück.

19. Februar 1997: Gemeinsam mit anderen Häftlingen sägt Schmökelein Fenstergitter auf und entkommt erneut. Er stellt sich am 27.Februar freiwillig. Am 1. März desselben Jahres wird er in den alssicherer geltenden Maßregelvollzug in Neuruppin verlegt.

16. September 1997: Auch in Neuruppin glückt Schmökel mitMitpatienten die Flucht aus dem Fenster. Am folgenden Tag wird er vonder Polizei gestellt.

26. April 2000: Schmökel erhält «Lockerungsstufe 4», die Ausgängeeinschließt.

25. Oktober: Schmökel nutzt während eines Besuchs bei seiner Mutterin Strausberg nahe Berlin die Zigarettenpause von zwei Pflegern zurFlucht. Er sticht einen Bewacher nieder, verletzt die Mutter sowieeinen weiteren Pfleger.

26. Oktober: Der Opferverband «Weisser Ring» wirft den Behördenmangelnde Sorgfalt vor. Die Polizei setzt Zielfahnder ein.

27. Oktober: Brandenburgs Sozialminister Alwin Ziel (SPD) beruft eineExpertenkommission ein, die sich mit Konsequenzen des Vorfalls fürden Maßregelvollzug beschäftigen soll. In Strausberg und Umgebungwerden rund 2 000 Flugblätter mit einem Fahndungsfoto von Schmökelverteilt. Auf diesen Raum konzentriert sich tagelang die Fahndung.

28. Oktober: CDU und CSU fordern einen besseren Schutz derÖffentlichkeit vor Gewalttätern. Ziel bestreitet Versäumnisse.

29. Oktober: Ziel suspendiert die beiden Pfleger, gegen die wegenPflichtverletzungen ermittelt wird.

01. November: Die Fahndung wird intensiviert, die für Hinweise aufSchmökel ausgesetzte Belohnung von 5 000 auf 50 000 Mark erhöht. VonSchmökel während seiner Flucht geschriebene Briefe tauchen auf.

02. November: In einer Bungalowsiedlung in Strausberg bei Berlin wirdein 60-jähriger Mann ermordet aufgefunden. Schmökel gesteht einemPsychologen telefonisch die Tat und gibt an, dass er sich im RaumNiesky bei Görlitz/Sachsen aufhalte. Er ist jetzt mit dem grünenHyundai seines Opfers auf der Flucht.

03. November: Brandenburgs Sozialstaatssekretär Herwig Schirmer (62)übernimmt mit seinem Rücktritt die politische Verantwortung fürSchmökels Flucht. Die Suche wird international ausgeweitet.

04. November: Am Nachmittag findet die Polizei das verlasseneFluchtauto des Gewaltverbrechers in Großdubrau beiBautzen/Ostsachsen. Der Aufenthaltsort des Sexualtäters ist aberweiterhin unbekannt.

05. November: In einem Waldstück bei Großdubrau entdecken Beamte einSchlaflager des Mordverdächtigen. Zurückgelassen hat er unter anderemein Fluchttagebuch, Luftgewehr, vier Messer, einen Schlafsack undeine geöffnete Flasche Alkohol.

06. November: Die Polizei entdeckt eine frische Feuerstelle undwertet dies als Indiz dafür, dass sich der Sexualstraftäter immernoch nahe der polnischen Grenze im Landkreis Bautzen versteckt hält.Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagt, dieErmittler hätten «ziemlich gesicherte Informationen» über denAufenthaltsort Schmökels.

07. November: Nach 13 Tagen auf der Flucht wird Deutschlandsmeistgesuchter Schwerverbrecher in der Nähe von Bautzen festgenommen.