Berlin-Zehlendorf Berlin-Zehlendorf: 19-jähriger S-Bahnsurfer stirbt am Bahnhof Nikolassee

Ein 19 Jahre alter Mann aus Mitte ist am Samstagabend beim S-Bahn-Surfen in Zehlendorf ums Leben gekommen. Sein ein Jahr jüngerer Begleiter aus Köpenick erlitt einen schweren Schock.
War es eine Mutprobe oder Leichtsinn? Stand der Jugendliche unter dem Einfluss von Rauschmitteln? Die Polizei weiß es noch nicht. Eine Obduktion soll nun die Todesumstände klären. Der Termin für die rechtsmedizinische Untersuchung stehe noch nicht fest, so die Polizei. Sie geht derzeit von einem Unfall aus. Bislang gebe es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden, hieß es am Sonntag im Polizeipräsidium.
Auf den Zug gesprungen
Ein paar Details hatte die Polizei bis zu diesem Zeitpunkt bereits zusammen getragen. Nach ersten Informationen waren die beiden jungen Männer aus Mitte und Köpenick am Sonnabend am Botanischen Garten unterwegs. Ob sie von einer Party kamen oder den Park besuchten, ist noch unklar. In der Nähe des Gartens befindet sich eine Brücke, die sich über die Gleise der S-Bahn-Linie S1 erstreckt. Die Jugendlichen liefen auf die Brücke, warteten auf den nächsten Zug in Richtung Wannsee und sprangen auf ein Wagendach der passierenden S-Bahn. Sie sollen in Euphorie geschrien und gewunken haben, sagten Zeugen. Sie fuhren über mehrere Stationen auf dem Dach mit.
Um 21.18 Uhr passierte das Unglück. Vor der Einfahrt der S1 in den Bahnhof Nikolassee schlug der aus Mitte stammende Mann gegen eine Signalbrücke. Ob er sie nicht bemerkte, weil er von der Brücke abgewandt stand, ist unklar. Fest steht, dass der Mann in voller Fahrt getroffen wurde. Seinem Begleiter gelang es, ihn festzuhalten, so dass er nicht ins Gleisbett stürzte. Auf dem Bahnsteig ließ der Freund den Verletzten langsam vom Zug gleiten. Rettungssanitäter übernahmen ihn. Zu diesem Zeitpunkt war der Surfer bereits tot. Sein Begleiter wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde er noch in der Nacht kurz vernommen. Er erlitt einen schweren Schock, sagten Polizisten.
„Bahnanlagen sind kein Abenteuerspielplätze“, sagte Jens Schobranski, Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. Auf Bahnanlagen würden Kinder und Jugendliche immer wieder sich und andere vor allem durch leichtsinniges Verhalten, Übermut und Unachtsamkeit gefährden. „Neben dem Fahrstrom aus Oberleitungen und Stromschienen gehen auch vom Verkehr erhebliche Gefahren aus. Leider kommt es auch immer wieder zu tödlichen Unfällen“, sagte Schobranski.
Schwere Kopfverletzungen
Anfang der 1990er Jahre boomte das S-Bahn-Surfen in Berlin. Dabei kam es fast wöchentlich zu schweren Unfällen. Mit technischen Veränderungen an den Türen, Fenstern und Trittflächen nahm das Phänomen wieder ab. Heute sei S-Bahn-Surfen bei Jugendlichen nicht mehr so populär, sagten Polizisten. Dennoch kommt es immer wieder zu schweren Unfällen.
Zuletzt verunglückte Mitte Januar dieses Jahres ein 14-Jähriger aus Lichtenberg beim S-Bahn-Surfen. Fahrgäste hatten den bewusstlosen und stark am Kopf blutenden Jugendlichen auf einem Wagendach entdeckt. Am S-Bahnhof Treptower Park wurde der Jugendliche geborgen. Offenbar war er bei einem Parcourslauf von der Eldenaer Brücke auf den fahrenden Zug gesprungen. Der Jugendliche überlebte schwer verletzt. Im März vergangenen Jahres fiel ein 19 Jahre alter Mann am Bahnhof Schöneberg vom Dach eines fahrenden Zuges. Er war auf der Stelle tot.