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Wohnen Deutlicher Auftragsrückgang: Baufirmen werden weniger bauen

Deutlich gestiegene Kreditzinsen haben das Bauen zuletzt teurer gemacht. Die Branche steht vor schwierigen Monaten.

Von dpa Aktualisiert: 24.05.2024, 13:43
Ein Baugerüst steht an der Fassade eines im Bau befindlichen Einfamilienhauses.
Ein Baugerüst steht an der Fassade eines im Bau befindlichen Einfamilienhauses. Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin - Die Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt wird sich in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach weiter verschärfen. Darauf lassen neue Zahlen des Landesamts für Statistik Berlin-Brandenburg schließen: In den ersten drei Monaten des Jahres haben die Betriebe des Berliner Bauhauptgewerbes demnach deutlich weniger Aufträge erhalten als noch ein Jahr zuvor - in den kommenden Monaten wird also viel weniger gebaut. Ebenfalls im ersten Quartal wurden dem Statistikamt zufolge rund 24 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als ein Jahr zuvor.

Von seinem Ziel, jährlich 20.000 neue Wohnungen in Berlin bauen zu lassen, war der Senat auch im vergangenen Jahr weit entfernt. 2023 wurden lediglich knapp 16.000 Einheiten fertiggestellt, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Das waren knapp acht Prozent weniger neue Wohnungen als im Jahr davor. Allerdings lagen die Baufertigstellungen damit um knapp 1000 über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre.

Das Bauen ist wegen des gleichzeitigen Anstiegs der Kreditzinsen und der Baukosten in den vergangenen zwei Jahren sehr viel teurer geworden - viele Menschen können und viele Investoren wollen es sich daher nicht mehr leisten. Entsprechend sanken die Auftragseingänge dem Statistikamt zufolge um 31,7 Prozent auf 598,1 Millionen Euro. Allein im März ging die Zahl um 54 Prozent auf 182,4 Millionen Euro nach unten. Auch die Zahl der Mitarbeiter im Berliner Bauhauptgewerbe ging im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres nach unten - um 5,6 Prozent auf knapp unter 15.500 im Monatsdurchschnitt.

Großteil neuer Wohnungen in Mehrfamilienhäusern

2023 wurden die meisten neuen Wohnungen den Statistikern zufolge in den Bezirken Lichtenberg und Treptow-Köpenick gebaut. In Lichtenberg verdoppelte sich die Zahl der Neubauten auf mehr als 3400. Rund 84 Prozent der neuen Wohnungen (13 443) entstanden in neu gebauten Mehrfamilienhäusern.

Der Senat setzt angesichts des dringenden Wohnungsmangels in der Hauptstadt und stark gestiegenen Mieten vor allem auf eine Ausweitung des Angebots in Form neuer Wohnungen. Pro Jahr sollen 20.000 Einheiten gebaut werden. Seit Ausrufung dieses Ziels hat die Regierung es aber bisher kein einziges Mal erreicht.

Auch das Ziel der Bundesregierung, in ganz Deutschland pro Jahr rund 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, wird seit Jahren verfehlt. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit rund 294.400 neue Wohnungen fertiggestellt.

Auftragseingang auch in Brandenburg gesunken

Auch in Brandenburg deutet der schleppende Auftragseingang auf schwierigere Zeiten für die Baubranche hin. Der Rückgang bei neuen Aufträgen lag im ersten Quartal dieses Jahres laut Statistikamt bei mehr als 17 Prozent. Allein im März lag das Minus demnach bei knapp 28 Prozent. Die Umsätze entwickelten sich im ersten Quartal hingegen positiv und stiegen um 1,7 Prozent auf rund 705 Millionen Euro.

Gestiegen ist auch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im Gesamtjahr 2023. Fast 11.900 Einheiten wurden im vergangenen Jahr fertig gebaut, wie die Statistiker weiter mitteilten - das ist fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr.