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SLK: Die Woche im ganzen Salzland Wenn das alte Telefon nicht nur bei Ed Sheeran klingelt

Ein Gericht nimmt einen Prügel-Polizisten in den Schwitzkasten, eine Rechnung wird auch ohne Sanktionen erst viel zu spät beglichen, ein Bus hält einfach am Feld - und was sonst noch wichtig war in dieser Woche im Salzlandkreis.

17.05.2025, 08:31
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören.
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören. (Grafik: Tobias Büttner)

haben Sie eigentlich noch ein altes Telefon? Nein, ich meine jetzt nicht so eines mit Wählscheibe. Die sind ja auch als Oldtimer schon out, oder?

Ich meine schon so ein ganz normales Smartphone, das noch gut und gerne im Einsatz sein könnte. Wenn nicht die Mode, der Trend oder ein Schnapper anlässlich eines neuen Vertrages darüber hinweggegangen wäre: voll funktionstüchtig, aber eben schon länger außer Betrieb.

Geht das alte Smartphone noch an? Und was, wenn ja?
Geht das alte Smartphone noch an? Und was, wenn ja?
(Symbolbild: dpa)

Was passiert eigentlich, wenn man so ein Ding wieder in Betrieb setzt? Ganz einfach, man schreibt den nächsten Welthit. Zumindest wenn man Ed Sheeran heißt. So heißt nämlich sein neuer Song: „Old Phone“.

Der Engländer, der gefühlt auch das Telefonbuch vorsingen könnte und trotzdem Erfolg hätte, singt nun also vom alten Telefon: einem, das zehn Jahre aus war. Als er es wieder anmacht, findet er Nachrichten von inzwischen verstorbenen Freunden – und von Ex-Freundinnen.

Er kann alles tragen - und singen: Weltstar Ed Sheeran.
Er kann alles tragen - und singen: Weltstar Ed Sheeran.
(Foto: Imago/Hartenfelser)

Am Ende singt Sheeran dann noch so einen klugen Satz – so einen, mit dem man Milliarden verdient: „Nothing good will from regretting.“ Heißt nichts anderes als: Nichts Gutes steckt darin, die Vergangenheit zu bedauern.

Was das mit dieser Woche im Salzlandkreis zu tun hat? Nun ja, da gäbe es schon das ein oder andere, was der oder andere zu bedauern hätte. Und wo das tatsächlich gut täte.

Was dem Prügel-Polizisten widerfährt

Da wäre zunächst der Bundespolizist aus Schönebeck, über den in dieser Woche mein Kollege Paul Schulz berichtet hat. Nachdem zuvor schon MZ-Kollege Hagen Eichler mit dabei war, als der 48-Jährige vom Oberverwaltungsgericht Magdeburg aus dem Dienst entlassen wurde.

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Inzwischen hat ihn aber trotzdem auch die Feuerwehr Schönebeck, wo er in einem der Stadtteile aktiv war, suspendiert. Worum geht es eigentlich?

Die Bundespolizei klagte vor dem OVG auf Entlassung des Beamten aus Schönebeck - mit Erfolg.
Die Bundespolizei klagte vor dem OVG auf Entlassung des Beamten aus Schönebeck - mit Erfolg.
(Foto: Imago/Future Image)

Nachdem der Beamte im Mai 2020 in der Arrestzelle der Polizeiwache am Magdeburger Hauptbahnhof auf einen Inhaftierten eingeschlagen hatte, obwohl der an Händen und Füßen gefesselt gewesen sei, also keine Gefahr dargestellt habe, wie seine Kollegen berichten, wollte die Bundespolizei ihn loswerden.

Zuvor hatte der Beamte schon einen rechtkräftigen Verweis kassiert, weil er privat in einem WhatsApp-Chat von Mitgliedern der AfD Sachsen-Anhalt „islamfeindliche Äußerungen“ getätigt haben soll, wie es ein Gerichtssprecher nennt, und im März 2017 von einer Schießerei fabulierte: „Ich brauch' aber noch Rückendeckung.“

Lange her ja, aber die Sache mit dem Bedauern ist manchmal trotzdem gar keine schlechte Idee. Wenn es dazu nicht schon zu spät ist. Das OVG stellt fest, das sei so nach dieser Körperverletzung im Amt. Zumindest, was den Dienst als Bundespolizist angeht.

Wenn das Jobcenter erstmal nicht zahlt

Ebenfalls unerfreulich ist die Geschichte, die mein Kollege Torsten Adam aufgeschrieben hat. Es geht um das Jobcenter Salzlandkreis, das seine Rechnung nicht bezahlt. Die eines Handwerkers nämlich, der einer Bürgergeld-Empfängerin die Heizung ausgetauscht hat.

Mitten im Winter. Weil es notwendig war. Was das Jobcenter auch bescheinigt und die Kostenübernahme zugesagt hat. Bezahlt hat es seitdem trotzdem nicht, sehr zum Ärger des Handwerksbetriebes. Der wollte jetzt schon gegen das Jobcenter verklagen.

Die Firma Worofka wartete schon lange auf die Zahlung ihrer Rechnung vom Jobcenter. Erst als der Artikel erschienen war, ging das Geld ein.
Die Firma Worofka wartete schon lange auf die Zahlung ihrer Rechnung vom Jobcenter. Erst als der Artikel erschienen war, ging das Geld ein.
(Foto: Engelbert Pülicher)

Offenbar hat dort allerdings dann doch noch rechtzeitig das Bedauern eingesetzt: An dem Tag, als der Artikel erschien, ging die Zahlung ein.

So muss das Jobcenter auch keine Sanktionen mehr befürchten. Bei den „Kunden“, wie man die Menschen, die auf seine Leistungen angewiesen sind, so gerne nennt, geht das ja in der Regel durchaus schneller mit den Sanktionen als jetzt mit der Zahlung.

Wenn der Busfahrer die Reisenden übers Feld schickt

Kurios ist auch eine Geschichte, die meine Kollegin Katrin Wurm Anfang der Woche erzählt hat: Nach einem Unfall auf der L 85 zwischen Aschersleben und Mehringen lässt ein Busfahrer des Schienenersatzverkehrs seine Fahrgäste einfach im Stau aussteigen.

Dutzende Menschen mit Koffern, Taschen und Rucksäcken stehen auf der Straße. Die ist wegen des schweren Unfalls dicht. Kein Durchkommen. Also bleibt den Gestrandeten nur ein ungewöhnlicher Ausweg in Richtung Aschersleben: über ein Feld.

Auf der Straße: Die Fahrgäste wurden beim Schienenersatzverkehr bei Unfall nahe Mehringen aus dem Bus gelassen.
Auf der Straße: Die Fahrgäste wurden beim Schienenersatzverkehr bei Unfall nahe Mehringen aus dem Bus gelassen.
(Foto: Frank Gehrmann)

Der Boden ist uneben, an manchen Stellen weich. Rollkoffer sacken ein, bleiben stecken, müssen mit aller Kraft herausgehievt werden.

Der Unfall ist schon mehrere Wochen her, aber die Fragen bleiben: Durfte der Busfahrer das eigentlich? Grundsätzlich ja. Aber war das auch richtig? Eine Frage, die auch weiterhin offenbleibt. Genau wie die, ob hier irgendjemand irgendetwas bedauert.

Nichts zu bedauern: Die Freibäder öffnen

Nicht zu bedauern ist – bis auf die Trockenheit dabei – das zuletzt noch besonders schöne Wetter. In Calbe auf der Hegerinsel, aber auch in Staßfurt im Strandsolbad und am Albertinesee haben sie deshalb jetzt auch schon die Freibadsaison eröffnet.

Auf den Saisonstart im Strandsolbad gefreut haben sich die Schwimmmeister Laura Barnick und Frank Plantikow.
Auf den Saisonstart im Strandsolbad gefreut haben sich die Schwimmmeister Laura Barnick und Frank Plantikow.
(Foto: Tobias Winkler)

Mein neuer Kollege Tobias Winkler, der seit diesem Monat unsere Redaktion in Staßfurt verstärkt und deshalb auch auf dieser Bühne noch einmal herzlich willkommen geheißen sei, hat dort nicht nur nach den Preisen gefragt.

Er war auch mal bei den Schwimmmeistern zu Besuch und hat sich erzählen lassen, wie sehr die sich auf die neue Saison freuen. Schön, wenn mal also mal so wirklich gar nichts bedauern muss in dieser Woche, oder?

Foto der Woche

Mein Foto der Woche kommt in dieser Woche vom Campus Technicus in Bernburg. Knapp 100 Schüler haben dort an der Sekundarschule am Donnerstag ihren letzten Schultag gefeiert.

Letzter Schultag am Campus Technicus in Bernburg.
Letzter Schultag am Campus Technicus in Bernburg.
(Foto: Engelbert Pülicher)

Mein Kollege Engelbert Pülicher hat dafür auf sie herabgesehen. Ach nein, anders: Die Absolventen haben zu ihm hinaufgeguckt. Oder gar nicht auf ihn, sondern auf ihre blühende Zukunft. In der sie niemals etwas bedauern müssen. Weil sie nie auf die Idee kämen, ein altes Handy wieder anzuschalten …

Wohin am Wochenende?

Also, ich sage es Ihnen gleich: Ich gucke ESC. Ed Sheeran macht zwar nicht mit. Ob das die deutschen Chancen eklatant verbessert, bleibt allerdings abzuwarten. Wir wissen spätestens dann, wenn heute Abend Löcher in die Nacht geballert werden.

Schätze schätzen: Im Museum Aschersleben gibt es zum Museumstag ein beliebtes Format.
Schätze schätzen: Im Museum Aschersleben gibt es zum Museumstag ein beliebtes Format.
(Foto: Frank Gehrmann)

Für alle, die zumindest am Sonntag noch nichts vorhaben, bietet im Salzlandkreis der Internationale Museumstag vielerorts ein reichhaltiges Angebot. Im Museum in Aschersleben gibt es da auch fast so etwas wie eine TV-Show.

Es klingt wie „Bares für Rares“, heißt aber „Schätze schätzen“. Was genau sich dahinter verbirgt, hat meine Kollegin Katrin Wurm hier für Sie aufgeschrieben.

„Papa“ ruft an!?

Es kann natürlich sein, dass ich das mit dem ESC dann am Sonntag auch schon längst wieder bedauern werde. Weil mir die Musik am Ende doch wieder nicht so gefallen hat, wie ich es erhofft hatte. Und Österreich Deutschland doch wieder keinen einzigen Punkt gegebeben hat.

Es ist halt nicht jeder ein Ed Sheeran. Das bin ich übrigens auch nicht. Die einzige Erinnerung, die ich mit einem alten Telefon verbinde, ist deshalb eher gespenstisch: Es muss damals zwei bis drei Wochen nach dem Tod meines Vaters gewesen sein, da klingelte plötzlich mein Handy. Ich nahm es in die Hand und guckte, wer anruft: „Papa“.

Gänsehaut, ich sage es Ihnen. Meine Schwester war gar nicht auf die Idee gekommen, dass es vielleicht keine gute Idee ist, dieses alte Telefon, sondern ihr eigenes Telefon für die wichtige Frage zu verwenden. Es schüttelt mich bis heute – fast so wie bei Michael Schultes ESC-Song von 2018. Im Unterschied dazu kann ich allerdings über den Anruf von damals inzwischen aber auch schmunzeln …

Ich weiß: Meine Geschichte ist kein Welthit. Und nicht mal ein ESC-Song. Nur mein Auftakt für ein hoffentlich unterhaltsames Wochenende. Das ich auch Ihnen wünsche.

Ihr Frank Klemmer