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HIER SCHREIBT KAI GAUSELMANN Ex-Artisten mit einem Herz für Tiere

Aktualisiert: 10.05.2024, 10:08
Stellvertretender MZ-Chefredakteur Kai Gauselmann
Stellvertretender MZ-Chefredakteur Kai Gauselmann (Foto: Tobias Büttner/Andreas Stedtler)

zugegeben, unsere Verfassung, das Grundgesetz, ist kein toll geschriebener Text. Sachlich und trocken sind dort Prinizipien formuliert, die man allzu schnell als Selbstverständlichkeiten abtut. Zum Beispiel Artikel 20, Absatz 2: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ Ihre volle Pracht entfalten diese Sätze nur, wenn man bedenkt, wo wir als Deutsche herkommen. Aus Zeiten, in denen freie und geheime Wahlen alles, nur keine Selbstverständlichkeit waren. Hier in Ostdeutschland wissen das noch viele aus eigenem Erleben. Mein Kollege Steffen Könau erinnert zum Auftakt zu einer Serie zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution an die letzten Kommunalwahlen in der DDR. In der ganzen Republik gärte damals der Unmut. Allein die Stasi-Zentrale in Halle meldete rund 1.200 angekündigte „Wahlverweigerungen“ - eine Verdopplung zu 1986. Beim „Zettel falten“ hat sich das - offiziell - nicht gespiegelt. 98,85 Prozent stimmten für die Kandidaten der Nationalen Front. Diese letzte offenkundige Wahlfälschung war es vermutlich, die der Friedlichen Revolution den letzten Schubs gab. „Der Anfang vom Ende hat begonnen“, erinnert sich mein Kollege. Hier geht es zum Text. Am 9. Juni sind wieder Kommunalwahlen, heute aber frei und geheim - wie sich jeder selbst und straflos überzeugen kann. Alles Wissenswerte zu dem Urnengang bieten wir unseren Lesern übrigens gebündelt hier an. Klicken Sie gerne mal rein, das Angebot wird ständig erweitert. Für die Wahlergebnisse arbeiten wir gerade an einer umfangreichen Aufbereitung mit Grafiken, so dass jeder zu jedem Ort unkompliziert nachschauen kann, wie die Ergebnisse in seinem Ort ausgefallen sind und zum Beispiel, wo welche Partei ihre Hochburg hat.

Die letzte Kommunalwahl in der DDR - hier die Stimmauszählung in einer Schule in Berlin.
Die letzte Kommunalwahl in der DDR - hier die Stimmauszählung in einer Schule in Berlin.
(Foto: picture-alliance/ ZB)

Die Sachsen-Anhalter der Woche: Hansi und Frank Emmrich

Hansi Emmrich und ihr Ehemann Frank sind 74 und 84 Jahre alt. Niemand würde ihnen einen Vorwurf machen, wenn sie einfach nur ihren Ruhestand genießen würden. Aber die beiden ehemaligen Artisten sind für jene da, um die sich sonst niemand kümmert: Zahllose Tiere, die ausgesetzt wurden. Von über 100 Jahre alten Schildkröten bis hin zur Katze Mietzi, der wegen einer Krebserkrankung ein Teil ihres Ohres entfernt werden musste. Sie alle haben auf dem Gnadenhof der Emmrichs in Bad Schmiedeberg eine neue Heimat gefunden. Frank Emmrich sagt dazu den schönen Satz: „Es ist ein schönes Gefühl, einem armen Schwein geholfen zu haben.“ Hier geht es zum Text meines Kollegen Max Hunger, der den Hof besucht hat.

Hansi und Frank Emmrich betreiben einen Gnadenhof für Tiere in Bad Schmiedeberg.
Hansi und Frank Emmrich betreiben einen Gnadenhof für Tiere in Bad Schmiedeberg.
(Foto: Max Hunger)

Die Zahl der Woche: 7,3 Millionen Euro

Grell abbrennende Bengalo-Fackeln, Rauchtöpfe, Raketen: Pyrotechnik im Stadion ist ein Thema, das unter Fußballfans und Vereinsvertretern seit Jahren die Gemüter erhitzt. Die Strafzahlungen, die Vereine für den eigentlich verbotetenen Einsatz von Pyrotechnik zahlen müssen, gehen steil nach oben. Wegen gewalttätiger Vorkommnisse im Stadion und Vorfällen auf den Tribünen wurden in der Spielzeit 2022/23 durch das Sportgericht des DFB Geldstrafen in Höhe von rund 7,3 Millionen Euro verhängt. In der Saison 2018/19 – der letzten vollständigen Spielzeit vor der Corona-Pandemie – summierten sich die Geldstrafen noch auf rund 3,2 Millionen Euro. Wie der Sport mit dem Phänomen umgeht, und ob die bald beginnende EM in Deutschland das Zeug zum neuen „Sommermärchen“ hat, darüber haben mein Kollege Fabian Wölfling und ich mit Bernd Neuendorf gesprochen, dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes. Der hat übrigens eine Vergangenheit in Sachsen-Anhalt: Er war mal stellvertretender Chefredakteur der MZ und damit mein Vor-Vor-Vorgänger. Hier geht es zum Interview.

Umstritten: Pyrotechnik im Stadion, hier beim Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund in Paris.
Umstritten: Pyrotechnik im Stadion, hier beim Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund in Paris.
(Foto: IMAGO/kolbert-press)

Worte der Woche: Götz Ulrich über eine Demo, die vor seinem Haus aufziehen wollte

Die Demokratie lebt davon, dass in der Debatte über Lösungen für unser Gemeinwesen verschiedene Vorstellungen und Argumente ausgetauscht werden und so für Mehrheiten geworben wird. Das darf gerne emotional sein, kontrovers, kritisch - aber bitte immer sachlich, nicht persönlich. Das ist zumindest meine Meinung. Man kann von der Arbeit des Landrats des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, halten, was man will. Dass der CDU-Mann aber eine Art „Hausbesuch“ von einer AfD-Demonstration bekommen sollte, geht nicht. „Kalt lässt einen das gar nicht, weil es ja nicht nur mich persönlich, sondern meine ganze Familie betrifft“, sagt der Politiker. Im MZ-Podcast „Wahl lokal“ diskutieren meine Kollegen Anna Petersen und Stephan B. Westphal mit Ulrich über die anstehenden Kommunalwahlen, zu viel Bürokratie und die Herausforderungen für Politiker vor Ort. Hier geht es zu dem frei verfügbaren Podcast.

Anna Petersen und Stephan B. Westphal diskutieren mit wechselnden Gästen über alles Interessante und Wichtige zur Kommunalwahl.
Anna Petersen und Stephan B. Westphal diskutieren mit wechselnden Gästen über alles Interessante und Wichtige zur Kommunalwahl.
(Foto: Büttner)

Tipp der Woche: „Women in Jazz“ in Halle

Noch bis zum 11. Mai läuft in Halle das Festival „Women in Jazz“ - und ist nicht nur etwas für Frauen. Das Festival hat sich zu einer festen Größe der Szene in Deutschland entwickelt. Am Sonnabend wird dort auch Joy Denalane auftreten. Mit meiner Kollegin Jessica Quick hat sie vorher über das Festival, die Zusammenarbeit mit ihrem Mann Max Herre und ihre Verbindung an die Saale gesprochen. Hier geht es zum Text, und hier zum Festival.

Soulsängerin Joy Denalane tritt in Halle auf.
Soulsängerin Joy Denalane tritt in Halle auf.
(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Das war meine MZ-Woche. Ich freue mich über Anregungen, Fragen und Kritik unter [email protected].

Ich wünsche Ihnen ein friedliches und sonniges Wochenende,

Ihr Kai Gauselmann