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0340 Newsletter Dessau 18. Juli #111 Warum man Dessaus Innenstadt neu - und mit Blick auf die Buga 2035 anders in den Blick nehmen muss

Wie Dirk Merkel ein Grill-Imperium aufgebaut hat - Warum eine Berlinerin in Waldersee einen Laden übernommen hat

18.07.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert Thomas Ruttke

Ein florierendes Quartier mit individuell gestalteten, herrschaftlichen Häusern, wohlhabenden Bewohnern, begrünten Hinterhöfen und einem lebendigen Geschäftsleben – all das war einmal das Areal rund um die Museumskreuzung. Die Betonung liegt auf „war“.

Die MZ-Redaktion hat selbst ihren Sitz an der Museumskreuzung - und hat dort den Blick auf ein faktisch nicht mehr existentes Naturkundemuseum, ein fast leeres Dessau Center und auf einen wellenförmigen Baumpark, der mit dem Springbrunnen vor dem einstigen McDonalds und dem Laufsteg vor dem früheren Druschke-Laden mal die Gestaltungselemente der neuen Dessauer Kavalierstraße waren. Nichts davon hat funktioniert.

Was vor rund 100 Jahren wuchs und gedieh, das erlebte bis in die Gegenwart einen kontinuierlichen Abstieg. Wilhelm von Ardenne und Paul Oliver Sell, zwei Architekturstudenten der Hochschule Anhalt, haben sich haben sich in ihrer gemeinsamen Masterarbeit damit beschäftigt, wie man das Quartier zwischen Museumskreuzung und August-Bebel-Platz neu gestalten kann.

Ein innerstädtischer Traum in der Askanischen Straße.
Ein innerstädtischer Traum in der Askanischen Straße.
Repro: Thomas Ruttke

Auf 240 Seiten haben sie ihre Ideen unter der Überschrift „Altes. Neues. Wir.“ zusammengetragen und gerade erst Stadträten, der Stadtverwaltung und Unternehmern präsentiert. Mit einer ernüchternden Bestandsaufnahme. „25 Prozent Leerstand sind für einen Wohnblock schon sehr kritisch. In unserem untersuchten Quartier gibt es teilweise über 70 Prozent Leerstand“, erklärt Paul Oliver Sell. Wer es sich leisten konnte, der zog weg. Zurück blieben meist alte und einkommensschwache Mieter. Es ist das Problem vieler Stadtzentren.

Die Studenten schlagen also Durchbrüche, die Reduzierung von Geschossen und die Gestaltung des großen Innenhofes im Gebäudekomplex zwischen Franzstraße und August-Bebel-Platz für mehr Attraktivität vor. Der Blick geht aber auch zur Askanischen Straße. Im Rahmen der Buga gibt es Pläne, Teile davon durch Begrünung in der Straßenmitte verkehrlich zu beruhigen.

„Da kann man Impulse draus ableiten, die weit über die BUGA 2035 hinausgehen“, lobte die Baubeigeordnete Jaqueline Lohde. Es bleibt zu hoffen, dass das nicht einfach so dahin gesagt ist. Die Buga in zehn Jahren bietet bei allem Risiko Chancen für die Stadt, wenn man sich nicht in einer Vielzahl über das gesamte Stadtgebiet verteilte Projekte verzettelt.

Man könnte 2035 auch die erste wirklich grüne, nachhaltige und klimaangepasste Innenstadt präsentieren. Mit Blick auf die Kavalierstraße, auf den Mies-van-der-Rohe-Platz und auf den Hinterhof der Langen Gasse gibt es da genügend zu tun - und dann auch zu zeigen. Die MZ-Schlagzeile über die studentische Präsentation lautete. „Es kann nur schöner werden.“ Das lässt sich verallgemeinern. Viele Grüße, Steffen Brachert

RÜCKBLICK

Dessauer der Woche

Kurz nach der Wende begann es auf dem Romanjukplatz. Dirk Merkel eröffnete dort einen kleinen Kiosk und verkaufte dort Snickers-Riegel, West-Zigaretten und internationale Illustrierte. 35 Jahre später ist daraus ein kleines Imbiss-Imperium geworden. Fast jeder Dessau-Roßlauer hat wohl schon mal eine Merkel Bratwurst gegessen. Zum Stadtfest wurde Merkel, inzwischen 60 Jahre alt, von Oberbürgermeister Robert Reck ausgezeichnet.

Merkel ist nicht einfach, aber verlässlich. Seit Jahrzehnten veranstaltet er den Weihnachtsmarkt. Vor dem Globus-Baumarkt in Dessau, bei OBI in Wittenberg und auf Veranstaltungen wie dem Karnevalsumzug betreibt er Grillstände, vor der Saga steht seine Feldküche und die Mitarbeiter von IDT Biologika holen an seinem Foodtruck regelmäßig ihr Mittagessen.

Dirk Merkel auf seinem Firmengelände in Dessau.
Dirk Merkel auf seinem Firmengelände in Dessau.
Foto: Thomas Ruttke

Ewig, sagt Merkel, kann und will er den Adventsmarkt nicht mehr ausrichten. Er schaffe das körperlich nicht mehr. In ein paar Jahren sei Schluss. Spätestens dann wird die Suche nach einem Nachfolger beginnen, der schwer zu finden sein wird. Merkels Grill und Imbiss GmbH hat sich in den vergangenen 35 Jahren nicht zufällig dahin entwickelt, wo sie heute steht. Ihr Geschäftsführer hat zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen getroffen und ein aufs andere Mal Mut bewiesen, Neues zu probieren.

Das gilt auch für die Speisekarte. „Es gab eigentlich nichts, was wir an unseren Ständen nicht ausprobiert haben“, sagt er. Doch durchgesetzt hat sich davon nur das wenigste. Was die Kunden immer wollen: Würstchen, Steaks und Buletten. Für vegetarische Gemüsespieße und Tofu-Burger sei Dessau nicht jung genug, sagt Merkel. Es ist auch dieser Pragmatismus, Dinge nicht zu verkomplizieren, der ihm half, 35 Jahre duchzuhalten.

MZ-Geschichten der Woche

+++Die Stadt Dessau-Roßlau und die Stadtwerke unterzeichnen einen bis 2040 laufenden Konzessionsvertrag für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und setzen jetzt Kurs auf Elektromobilität im gesamten Stadtgebiet. Was geplant ist, das hat sich MZ-Kollegin Silvia Bürkmann erklären lassen.

+++SPD-Fraktionschef Michael Fricke ist am Montag im Alter von 66 Jahren verstorben. Trauer und Bestürzung waren groß. Nicht nur in der SPD und im Stadtrat. Oliver Müller-Lorey hat einen Nachruf geschrieben.

Silvia Rohde in ihrem neuen Reich in Waldersee.
Silvia Rohde in ihrem neuen Reich in Waldersee.
Foto: Thomas Ruttke

+++Es drohte Leerstand: Nun hat eine Einzelhändlerin aus Berlin das Schreibwarengeschäft und die Poststelle in Waldersee übernommen. Warum Silvia Rohde hier in Dessau ihren Lebensabend verbringen möchte und längst nicht an Ruhestand denkt, das hat die 68-Jährige Danny Gitter erzählt.

+++Ein Richter vom Amtsgericht Dessau hat einen Raser verurteilt – und in der Urteilsbegründung gegendert. Das hat die Generalstaatsanwaltschaft kritisiert, das Oberlandesgericht Naumburg folgte dem. Es war aber nicht die einzige Schwäche im Urteil, wie MZ-Kollege Thomas Steinberg analysierte.

AUSBLICK

+++Die letzte Woche war ziemlich verregnet: Mit „Voilà Papa! – Der fast perfekte Schwiegersohn“ ist das Sommerkino vor dem Mausoleum im Dessauer Tierpark in die dritte Woche gegangen. Am Freitag und Sonnabend, 18. und 19. Juli, jeweils 21.30 Uhr ist „Monsieur Claude“-Star Christian Clavier als Psychoanalytiker zurück auf der großen Leinwand und muss sich mit einem extrem ängstlichen Klienten rumschlagen. Karten gibt es – wie immer – nur online.

+++Die Weinbar„Feinherb“ im Dessauer Schwabehaus lädt am Samstag, 19. Juli, um 20 Uhr zu einem Konzert der Band „SayJazz“ ein. Die Musikgruppe verbindet Jazzmusik mit Ausflügen in Richtung Latin und Blues. „SayJazz“ experimentiert und kombiniert Traditionelles mit Neuem: Gäste können sich auf Bach-Adaptionen in einem Jazz-Stück freuen.

Am Wochenende findet in Dessau das "Klink"-Festival statt.
Am Wochenende findet in Dessau das "Klink"-Festival statt.
Foto: Thomas Ruttke

+++„Tagsüber machen und abends feiern“: So lautet das Motto beim „Klink Festival“ Dessau, das von Freitag bis Sonntag, 18. bis 20 Juli, im Dessauer VorOrt Haus in der Wolfgangstraße auf Interessierte wartet. Die Klink-Bühne lädt auch in diesem Jahr Newcomer von nah bis fern, Techno bis Jazz und Indie bis Hip Hop ein. Bis zu 20 verschiedene Workshops aus dem Bereich Design, Kunst und Handwerk und mehr warten auf Besucher an diesem Wochenende.

+++Es ist immer ein ganz besonderes Event: Das Sommerfest der Fans des Dessau-Roßlauer HV findet am Sonnabend, 19. Juli, auf dem Sportplatz in Mildensee statt. Ab 10 Uhr gibt es dort ein Fußballturnier auf dem Kleinfeld. Höhepunkt des Tages ist ab 13.30 Uhr ein internes Fußballspiel der Zweitliga-Mannschaft.

+++Das „Shamrock“ im Historischen Ratskeller zu Dessau lädt am Samstag, 19. Juli, zu einem Livemusik-Abend mit Blues und Boogie ein. „Bluesrudy“ nimmt die Gäste mit auf eine Zeitreise. Los geht es 21 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Topf und Pfanne

+++„Naumanns Schuppen“, das Ausflugslokal in Aken an der Elbe, feiert am Samstag sein zehnjähriges Jubiläum mit einer zünftigen Party. Einlass ist um 17 Uhr und ab 18 Uhr geht es los mit Livemusik. Die Partybands „Joe Eimer & die Skrupellosen“ mit Musik aus den 90ern und die Coverband „Rock Village“ werden für Stimmung sorgen. Der Eintritt am Abend ist frei. Auch 100 Liter Freibier soll es geben.

EINBLICK

Erfolgreichster Social Media Post der Woche

+++Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der L135 zwischen Kleckewitz und Retzau im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist am Sonnabend, 12. Juli, ein Frau getötet worden, ein Mann wurde schwerstverletzt. Der Beitrag erreichte auf Facebook über 13.400 Personen.

Der Facebook-Post zum schweren Unfall bei Retzau.
Der Facebook-Post zum schweren Unfall bei Retzau.
(Screenshot: Facebook/MZ)

Meist geklickter Beitrag der Woche

+++Auf der A9 bei Dessau hat es in der Nacht zum Sonnabend einen schweren Unfall gegeben. Ein 49-jähriger Mann aus Bayern, Fahrer eines zu einem Wohnmobil umgebauten Militär-Lkw, ist dabei gestorben. Die Hintergründe interessierten 33.800 Leser.

QUERBLICK

+++Das Niedrigwasser der Elbe macht dem Hafenbetrieb in Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu schaffen. Am Wochenende hatte es zwar geregnet, aber es fehlt dennoch ein halber Meter für die Fahrrinne. Dringend benötigte Schwergut-Teile sollen nun mit Sondertransporten über die Straße zum Mittellandkanal gebracht werden. Der MDR hat sich vor Ort umgesehen.

+++Karl Wegmann aus Zerbst kultiviert in seinem Garten und einem großen Gewächshaus im Ankuhn über 170 Tomatenpflanzen. Sein Geheimnis hat Wegmann den Kollegen der „Zerbster Volksstimme“ verraten.

+++In vielen kleinen Orten in Sachsen-Anhalt gibt es keinen Einkaufsmarkt mehr. Ein neues Konzept schafft Möglichkeiten - wie die vollautomatischen Läden in Sachsen-Anhalt. Die Nachrichtenagentur DPA hat das am Beispiel von Burgkemnitz erzählt.

+++Das Sozialamt Dessau hat einer alleinerziehenden Geflüchteten ohne Papiere sämtliche Leistungen gestrichen, um sie zu zwingen auszureisen, berichtet die Berliner TAZ über den Fall - und über eine Klage der Betroffenen.

MZ-FOTO DER WOCHE

Einen bislang unbekannten Blick hat MZ-Fotograf im Alten Arbeitsamt von Walter Gropius am August-Bebel-Platz gefunden. Es ist derzeit geschlossen und soll irgendwann ein Arbeitsamts-Museum werden.
Einen bislang unbekannten Blick hat MZ-Fotograf im Alten Arbeitsamt von Walter Gropius am August-Bebel-Platz gefunden. Es ist derzeit geschlossen und soll irgendwann ein Arbeitsamts-Museum werden.
Foto: Thomas Ruttke

Wer Anregungen oder Hinweise hat, her damit: [email protected].