0340 Newsletter Dessau 25. Juli #112 Warum es für einen „Dessauer Sommer“ Mut, Optimismus und Durchhaltevermögen braucht
Wie Emily Spieler zum jahrgangsbesten Friseur-Azubi wurde - Warum in Kochstedt ein neuer Baum gepflanzt wurde

Als ich das erste Mal davon hörte, staunte ich: ein Stadion-Festival in Dessau?! Respekt. Als ich die Namen der Bands las, kam etwas Skepsis dazu. Ja, ich weiß: Ich werde auch älter. Culcha Candela kenne ich, Frittenbude auch, Deine Cousine habe ich schon mal gehört. Doch: In die Kategorie „Headliner“ habe ich keine Band davon eingeordnet. Würden das andere machen - und Tickets kaufen?
Seither staune ich, mit welcher Zielstrebigkeit und äußeren Gelassenheit Veranstalter Pat Rupprecht das Zwei-Wochenenden-Projekt „Dessauer Sommer“ vorantreibt. Auf Social-Media gibt es viele kleine und große Clips, die den Dessauer bei den Vorbereitungen zeigen. Sonnabend, 12.30 Uhr, wird es nun ernst. Dann öffnen sich die Tore zum Paul-Greifzu-Stadion. Ob viele hineinströmen?
Zur Zahl der verkauften Tickets gab es zuletzt keine Angaben mehr. Was immer Fragen aufwirft. Weil die großen Festivals nur allzu gern mit Zahlen hantieren, um einerseits Kaufdruck zu erzeugen und andererseits möglichst früh ein „Ausverkauft“ melden zu können.

„Es sind auf jeden Fall genug, damit die Veranstaltung auch stattfinden kann“, sagte Rupprecht Mitte der Woche meinem Kollegen Oliver Müller-Lorey. „Wir hoffen aber auch noch auf viele Verkäufe an der Abendkasse.“ Zugleich ließ er wenig Zweifel, dass es auch 2026 einen „Dessauer Sommer“ geben wird. Das ist Optimismus pur.
Apropos alt. Die MZ-Redaktion ist am Wochenende mindestens dreifach beim Festival vertreten. Oliver Müller-Lorey und Fotograf Thomas Ruttke arbeitenderweise. Eine Kollegin schaut als Fan vorbei. Sie mag die Berliner Künstlerin „Mariybu“, - laut gegoogelter Eigenwerbung - „die Queen Bee des deutschen Hyperpop, die sich in den vergangenen Jahren als visionäre Sängerin und Producerin sowie empowerndes Rolemodel einen Namen gemacht hat“.
Okay. Vielleicht bin ich einfach nicht die Zielgruppe. Ich drücke den Machern des „Dessauer Sommer“ trotzdem die Daumen. Und ich hoffe auf Anfang September, wenn das Bauhaus 100 Jahre feiert - und dort vier neue Konzerte der Reihe „Pop around @ Bauhaus“ aufgezeichnet werden. Vielleicht kenne ich ja dort einen der Künstler. Bislang fühlte ich mich dort öfter gut aufgehoben. Viele Grüße, Steffen Brachert.
RÜCKBLICK
Dessauerin der Woche
Geboren in Wittenberg und aufgewachsen in Wörlitz, hat Emily Spieler die Arbeit mit Haaren schon immer toll gefunden. „Als ich klein war, hatte ich einen kleinen Puppenkopf, der immer frisiert wurde.“
Während der Corona-Pandemie, als der Termin beim Friseur erst nicht möglich und später aufgrund des hohen Andrangs schwer zu bekommen war, habe sie sich kurzerhand selbst geholfen. Zu der Zeit habe sie viel mit Freunden herumexperimentiert, verschiedene Frisuren ausprobiert, die Haare gefärbt, geflochten oder hochgesteckt – und Freude an der kreativen Tätigkeit gehabt.
Als der Zeitpunkt kam, ab dem sie sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft gemacht habe, habe ihre Tante ihr von einem Salon im Rathaus-Center Dessau erzählt, der ein gutes Ausbildungsprogramm habe: Ryf of Switzerland. „Ich habe auf mein Herz gehört und entschieden, dass ich diesen Weg gehen will“, so die heute 19-Jährige erfolgreiche Jungfriseurin. „Und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.“ Gerade hat Spieler die regionale Abschlussprüfung des Friseurhandwerks als Beste ihres Jahrgangs bestanden.

Nach dem gelungenen Abschluss stehe ihr nun die Möglichkeit offen, in Zukunft den Meister zu machen. „Vielleicht kann ich dann irgendwann auch selber ausbilden.“ Jetzt wolle sie aber erstmal in ihrem Salon bleiben und weiter Berufserfahrung sammeln.
Ihr Tipp an alle Kunden, um den Friseurbesuch möglichst angenehm zu gestalten: „Am besten ist es, auf eine respektvolle Art ehrlich zu sein.“ Wenn etwas ziept oder unangenehm ist, könne man das unkompliziert äußern. „Man muss nichts über sich ergehen lassen und für uns ist es kein Problem, etwas anders zu machen.“
MZ-Geschichten der Woche
+++Im März verstarb plötzlich und unerwartet der 38-jährige Kochstedter Marcus Graul. Er hinterließ eine Verlobte und zwei kleine Kinder. Freunde wollen die Erinnerung an „Gussi“ wach halten und haben einen Baum gepflanzt. MZ-Kollege Danny Gitter hat sich die bewegende Geschichte erzählen lassen.

+++In Dessau-Roßlau wurden einer 24-jährigen Mutter, die aus dem Sudan geflohen ist, die Sozialleistungen gestrichen. Die Taz hatte den Fall öffentlich gemacht. Warum die Stadtverwaltung so vorgeht und was die Hintergründe sind, das haben die MZ-Kollegen Oliver Müller-Lorey und Tizian Hempel recherchiert.
+++Die Wohnungsgenossenschaft Dessau investiert 25 Millionen Euro in einen Neubau und die Sanierung eines 60er Jahre Blockes. Weil das Projekt am Schillerpark in Nord liegt, hat es den Namen „Schilli“ bekommen. MZ-Kollegin Sylke Kaufhold hat sich auf der Baustelle umgesehen.

+++Am vergangenen Freitag hat Hannes Wolf seinen letzten Arbeitstag als Chef des Dessau-Roßlauer Stadtmarketings gehabt. Er geht mit einem Rekord. Noch nie hat es in einem Mai mehr touristische Ankünfte in Dessau-Roßlau gegeben. Nach gut vier Jahren beginnt er ein neues Kapitel – mit Zuversicht und ohne Groll. Wie er auf die zurückliegende Zeit blickt, das hat MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erfragt.
+++Wer mit dem Rad von Mosigkau nach Kochstedt oder zum Klinikum will, muss über die B185. Jakob Uwe Weber, Stadtrat und Mitglied des Ortschaftsrates Mosigkau, kritisiert einen neuralgischen Punkt und fordert ein Warnschild. Es gibt viel Zustimmung - und trotzdem braucht es noch etwas Geduld, erfuhrt MZ-Kollege Danny Gitter.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Das Open Air Kino im Dessauer Tierpark biegt in die vierte Woche - und damit schon auf die Zielgerade des 2025er Sommers ein: Seit Donnerstag und bis Sonnabend ist die Komödie „Das Große Los – 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger“ zu sehen. Los geht es - wie immer - gegen 21.30 Uhr. Karten gibt es - wie immer - nur vorab und online.
+++„Ostmodernes Dessau“ ist eine besondere Stadtführung überschrieben, die dem architektonischen Erbe der DDR gewidmet ist und nicht allzu oft angeboten wird. Freitag, 17 Uhr, startet aber die nächste Tour an der Touristinformation in der Ratsgasse. Interessenten könnten dort erfahren, „wie die Stadt nach der großflächigen Zerstörung im 2. Weltkrieg im Spannungsfeld zwischen Sachzwängen, historischem Erbe, fortschrittlichen Ideen und ideologischen Vorgaben auf dem Weg zum Sozialismus wieder aufgebaut wurde“.

+++Der Roßlauer Burgtheatersommer setzt in diesem Jahr auf Shakespeares „Hamlet“. Nach der umjubelten Premiere ist das Stück am Freitag und Sonnabend wieder jeweils ab 20 Uhr auf der Wasserburg zu sehen. Sonntag, 19 Uhr, bittet Karl Neukauf zum Improvisationstheater „Frei Schnauze“. Auch für Kinder gibt es am Wochenende ein Angebot: Sonnabend und Sonntag, jeweils 15 Uhr, gibt es das Kinder-Theater-Stück „Das Traumbild vom Sonnenberg“.
+++In der Baggerstadt Ferropolis findet am Wochenende die „29. Deutsche Grill & BBQ Meisterschaft“ statt: Die German Barbecue Assoziation verspricht große Grillkunst und erwartet 30 bis 35 Teams. Die Kategorien reichen von vegetarisch, über Dreierlei vom Hühnchen, BBQ-Frühstück und Beef Brisket bis zum Dessert. Die Gäste können den Teams über die Schulter schauen. Am Rande halten 60 bis 70 Aussteller auf einer Messe Grills, Zubehör, Gewürze und auch Fleisch bereit.
+++Der Motorsportclub Köthen lädt am Samstag zu einem besonderen Nachmittag im Zeichen des historischen Motorsports ein. Ab 14 Uhr wird die Theaterstraße zur Bühne für klassische Zweiräder, Benzingespräche und persönliche Erinnerungen. Im Zentrum steht ein Name, der Motorsportgeschichte schrieb: Ernst Degner. Stromhardt Kraft, langjähriger Streckensprecher, Technikkenner und Zeitzeuge, wird einen Vortrag über Degner halten.
Topf und Pfanne
+++Im Herzen Dessaus, in der Zerbster Straße, konnten hungrige Einwohner und Touristen noch bis vor Kurzem den ältesten und bekanntesten Dönerladen der Stadt finden: Alibaba. Doch seit einigen Wochen ist das Traditionshaus geschlossen - nach 32 Jahren. Im Inneren finden ausgedehnte Umbauarbeiten statt. Mohemed Gönen hat das Geschäft von seinem Bruder Gülcan Gönen übernommen und vollzieht einen kompletten Neustart.

Mit neuem Name: „Mola“. Was türkisch ist und so viel bedeutet wie „Lass uns mal eine Pause machen“. Und mit einem neue Konzept. Die Wiederöffnung ist für den 20. August geplant. Welche Eröffnungsangebote es dann geben werde, da ist sich Gönen jedoch noch nicht ganz sicher. Eine Empfehlung des Hauses verrät er aber vorab: Somun. Das leichte und krosse „türkische Volksbrot“ gebe es nur bei ihm.
+++Das „Zieglers“ in Wörlitz ist mit einer neuen Speisekarte am Start. Wer wissen will, wie dort der „Cesar Salad 2.0“ interpretiert wird oder was sich hinter „Kalamansi trifft Erdbeere“ verbirgt, der muss einen Ausflug in die Parkstadt planen. Aktuell kommen im „Zieglers“ auch Pfifferling-Fans auf ihre Kosten.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++Am 1. Juli hat in der Fritz-Hesse-Straße der „Gemüse Kebab“ am Hauptbahnhof eröffnet. Es ist ein traditionsreicher Imbiss-Standort. Die Meldung erreichte auf Facebook 12.400 Personen. Rekord für diese Woche.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Erst wurde der neue Bitterfelder Bahnhof feierlich eröffnet, kurz danach wurde die bernsteinfarbene Verkleidung wieder abgebaut. 64.000 Aufrufe hatte dieser Text über den Schildbürger-Streich, der an eine Zeit erinnerte, die über 35 Jahre zrück liegt.
QUERBLICK
+++In Sachsen-Anhalt wird erforscht, wie Biogas besser produziert werden kann. Das neue „Flexigast"-Verfahren der Hochschule Magdeburg-Stendal macht Biogasanlagen flexibler und effizienter: Durch gezielte Steuerung von Fütterung und Temperatur kann die Biogasproduktion bedarfsgerecht und wirtschaftlich angepasst werden, berichtet der MDR an einem Beispiel in Jessen.
+++Die Junkers Ju 52 „D-AQUI“ wird in das neu entstehende Lufthansa Group Konferenz- und Besucherzentrum ziehen. Vergangene Woche wurde die „Tante Ju" offiziell aus Paderborn-Lippstadt verabschiedet, wo das Flugzeug seit 2020 zur Restaurierung durch den Quax-Verein stationiert war. Die „Neue Westfälische“ war dabei.
+++Im Bereich des Zerbster Bahnhofs stehen umfangreiche Gleisbauarbeiten an. Der gesamte Personenverkehr rollt dann über Gleis 2, was einige Hürden mit sich bringt, wie die „Zerbster Volksstimme“ berichtet.
MZ-FOTO DER WOCHE

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